Wenn Christophe Rousset sich um barocke Opern kümmert, kommt immer etwas Besonderes dabei heraus. Sein Ensemble Les Talens Lyriques, benannt übrigens nach dem Untertitel von Rameaus Opéra-Ballet Les fêtes d’Hébé, produziert von Stilsicherheit und Geschmack geprägten Klangzauber, die Vokalsolisten glänzen mit verständiger Stimm- und Darstellungskunst, die Regie überrascht mit originellen Einfällen und Perspektivwechseln.

Gestern nun, bei Giovanni Legrenzis La divisione del mondo (1675) konnte das Ensemble einen weiteren Nachweis seiner Klasse erbringen und tat dies auf beeindruckende Weise. Über die gesamte Spielzeit, doch vor allem im dritten Akt ist zu spüren, welche Strahlkraft diese Musik hat, und mit welchem Bewusstsein das Ensemble diesen Umstand behandelt. Die Regie (Inszenierung Jetske Mijnssen) hat Lust auf Chaos, entsprechend den Launen der Götter. Zu aufregend ist die Liebe, zu verführerisch sind ihre Möglichkeiten, als dass bei vergeblichen Mühen Zeit für dauerhafte Verzweiflung wäre. So ist die Musik in der fortgesetzten Tradition der venezianischen Oper mit zahlreichen Ariosi und Ritornellen durchsetzt, oft tänzerisch, lebensfroh und genussorientiert. Wollen wir hoffen, dass Christophe Rousset von den etwa zwanzig Opern Legrenzis noch die eine oder andere der Vergessenheit entreißen wird. Die Opéra national du Rhin bietet dafür den perfekten Rahmen.