Nach fast drei Tagen wirkt die Aufführung von La Juive im Nationaltheater Mannheim immer noch nach. Ein großes Opernerlebnis, eindrucksvoll und bewegend. Das macht zum einen die Musik von Halévy, die jede emotionale Stimmung auf den Punkt bringt und im wahrsten Sinne des Wortes situativ und taktgenau den richtigen Tonfall trifft. Zum anderen liegt die Wirkung im Ausdrucksvermögen der Sängerinnen und Sänger – hier bietet vor allem Roy Cornelius Smith in der Rolle des Éléazar eine glänzende Vorstellung und rührt mit seiner Arie “Rachel, quand du Seigneur” das Publikum zu Tränen. Unter der musikalischen Leitung von Alois Seidlmeier kreieren die übrigen Solisten ebenso wie Chor und Orchester eindrückliche, intensive Klänge. Die Inszenierung von Peter Konwitschny positioniert sich zum Thema der Oper, also zu den Auswüchsen ideologischer Verblendung und den verheerenden Folgen von religiösem Fanatismus, in beklemmenden Bildern. Noch lange wirkt das Finale des dritten Aktes nach – der Chor agiert hier als intolerante, gehässige, aufgeputschte Menge und produziert im rhythmischen Staccato Sprengstoffgürtel am Fließband. Die Szene geht sehr unter die Haut und zeigt auf flamboyante Weise, wozu Theater fähig ist.
In Mannheim wird La Juive während der kommenden Spielzeit leider nicht mehr zu sehen sein. Die Opéra National du Rhin in Straßburg zeigt das Stück in Konwitschnys Inszenierung im Februar 2017. In der Inszenierung von Calixto Bieito bringt die Bayerische Staatsoper La Juive im Oktober dieses Jahres.