Gestern haben wir im Kammermusikkurs das Klaviertrio von Maurice Ravel gehört. Nach den knapp dreißig Minuten meinte eine Teilnehmerin, sie habe das Hören als anstrengend empfunden. Das ginge ihr mit Musik des 20. Jahrhunderts oft so, ergänzte sie und erntete dafür beifälliges Nicken. Da war es also wieder, unser Dauerthema! Keine spontan erkennbaren Strukturen, viele Dissonanzen, man kann nichts nachsingen und so weiter. Daran wird sich allerdings nichts ändern, wenn das Hören auch nur gemäßigt moderner Musik – wir sprechen von Ravel und nicht etwa von Ruzicka – als kulante Pflichtübung abgeleistet wird, sozusagen als politisch korrektes Zugeständnis an eine Kunst, von der allenthalben behauptet wird, es sei eine solche. Wo ist die Lust aufs Unbekannte, auf Unentdecktes, auf Überraschungen? Muss eigentlich der Begriff der Anstrengung negativ besetzt sein? Was ist schlecht daran, wenn etwas anstrengend ist? Wir sollten uns einfach mehr abverlangen! Das hat Ravel im Übrigen auch getan – das Komponieren des Klaviertrios war anstrengend.