Auf ZEIT online lese ich, dass in der Bolognese traditionell zwar Hackfleisch drin ist, doch habe das Ragù alla bolognese schon viele Neuinterpretationen erfahren, unter anderem eine vegane Variante, die auf Sojageschnetzeltes setzt. Nun gut, Gastronomie und insbesondere Küchen müssen kreativ sein, das sieht jeder ein. Auch andere Bereiche haben es mal mit Neukreationen versucht und dabei Herkömmliches, zuweilen auch Unverzichtbares weggelassen. So hat John Cage in seinem 4’33” auf das Erklingen jeglicher Töne verzichtet. Alles, was während der Spielzeit passiert, gehört zum Stück. Mein Hausarzt übrigens, nach meiner Kenntnis ein Könner, aber kein Künstler, vergibt keine Termine mehr. Man geht einfach hin und kommt entweder sofort dran oder nicht. Blättert man im Wartezimmer in ein paar Zeitschriften oder spielt während des Wartens mit dem Handy, so gehört das alles zum Arztbesuch. Die Deutsche Bahn hat hier Pioniergeist gezeigt und ihren Fahrplänen schon seit Jahren ein nicht näher erläutertes, aleatorisches Element hinzugefügt – Verspätungen, verpasste Anschlusszüge etc. gehören zur Reise und sind nur integral zu beurteilen. Die Restaurantkette Vapiano ist übrigens am Ende, schon seit ein paar Monaten. Dort gab es zwar ordentliches, bisweilen leckeres Essen, doch hatte man den Servicegedanken neu entworfen und die Kundschaft arbeiten lassen. Sich für viel Geld das Essen selber holen zu müssen, auch wenn dieser Übung ein gewisser Erlebnischarakter nicht abzusprechen ist, hat dann doch zu viele Gäste an den Besuch einer Kantine oder Mensa erinnert, was dem Zeitgeist einfach nicht mehr entspricht. Womöglich liegen die Gründe für die Zahlungsunfähigkeit auch ganz woanders. Vielleicht hat die Bolognese einfach kein Hackfleisch enthalten.