In zahlreichen Büchern hat der amerikanische Psychiater und Bestseller-Autor Irvin D. Yalom über seine Erfahrungen und Erlebnisse mit Patienten berichtet. Aus Gründen der Vertraulichkeit hat er die jeweilige Identität der einzelnen Patienten stark verschleiert, wie er schreibt, und immer deren Zustimmung oder schriftliche Genehmigung zur Veröffentlichung eingeholt. Die einzelnen Episoden sind durchweg unterhaltsam, der Erzählstil ist leichtfüßig und unkompliziert. Die Besonderheit liegt weniger im Inhalt bzw. in den verschiedenen Dispositionen und Ausgangssituationen seiner Besucher, sondern vielmehr in komprimierten, verblüffenden Sätzen, die sowohl seinen Patienten als auch ihm selbst entfahren. “Sie müssen die Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit aufgeben”, sagt er zum Beispiel oder spricht über Menschen, “die zu einem Klassentreffen gehen und sich dort Hals über Kopf verlieben, manchmal in eine alte Liebe, oft in jemanden, den sie früher nicht einmal gut kannten.” Yalom nennt das “Liebe via Assoziation” und identifiziert “träumerische Erwartungen an ein aufregendes Leben, das sich märchenhaft und unermesslich” vor ihnen ausbreitet, als Grund für die Übertragung auf eine Person, die zum Symbol für Glück und Erfüllung wird, oft mit verheerendem Ausgang. An anderer Stelle geht es um kleine und große Geheimnisse. “Ich arbeite bei Starbucks”, postet jemand auf einer anonymen Website, “und wenn Kunden unfreundlich sind, gebe ich ihnen koffeinfreien Kaffee.”
Tipp: Irvin D. Yalom, Denn alles ist vergänglich; btb Verlag, München 2015