L’amour existe.
L’amour est vivant.
Sous toutes ses formes.

Diese Sätze gehen dem Interview mit Mariame Clément voran, das die Opèra natonal du Rhin im Programmheft zu La Calisto veröffentlicht hat. Die Aufführung eines der prominentesten Werke von Franceso Cavalli lässt keinen Zweifel an dieser unmissverständlichen Botschaft aufkommen. Mariame Clément inszeniert das Stück mit dem Mute der Verwegenen – göttlich, menschlich, allegoresk, faunesk, imaginär, real. Schon das erste Bild zwingt dazu, uns beim eigenen Zuschauen zu beobachten, und dieser Spiegel im Spiegel zieht sich konsequent durch das ganze Stück. Wer spielt hier mit wem, wer dressiert wen, wer verschiebt wessen Maßstäbe? Die Musik liefert dafür hinreißende Vorlagen, und Christophe Rousset am Pult wie am Cembalo sorgt für ein klangliches Pendant auf Augenhöhe. Das Ensemble ist sängerisch nicht in jeder Rolle gleichwertig besetzt, was man beim Hören der Gesangskünste insbesondere von Elena Tsallagova, Filippo Mineccia und Guy de Mey schnell vergisst. Les Talens Lyriques, ein Ensemble von zwölf Instrumentalisten, spielt gleichermaßen sensibel wie musikantisch. So vergehen drei Stunden inklusive Pause fast wie im Fluge. Der Star der Produktion ist Cavalli, ihm assistieren zahlreiche Könner auf, neben, hinter und unter der Bühne.

Abends sitze ich im Saint Sépulcre (Zum hailiche Graab), einem Restaurant mit typisch elsässischer Küche, im Herzen Straßburgs, ganz in der Nähe der Kathedrale. Ich bestelle gekochte Rippchen mit karamellisierter Koriandersauce, dazu Bratkartoffeln und ein Bier. Das Essen ist vorzüglich, die Bedienung attraktiv und freundlich, also bleibe ich und gönne mir noch ein Bier, dann Calvados, schließlich Kaffee. Am Nebentisch sitzen mittlerweile zwei junge Frauen, vielleicht Studentinnen. Sie essen in Teig gebackenen Schinken, dazu Salat und leeren eine Flasche Pinot Noir. Sie genießen den Abend, das merkt man ihnen an, und sie wissen offensichtlich, wo und wie man gut isst und trinkt. Vielleicht wird ja doch noch alles gut, denke ich, und dass die Liebe lebt. In all ihren Formen.

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