“Was die Liebe für die Seele ist”, sagte Rossini einmal, “ist der Appetit für den Leib. Der Magen ist der Kapellmeister, der das große Orchester unserer Leidenschaften dirigiert. Essen, Lieben, Singen, Verdauen sind die vier Akte der komischen Oper, die wir das Leben nennen.”

Es heißt, Rossini habe in seinem Leben dreimal geweint: einmal, als sein “Barbier von Sevilla” ausgepfiffen wurde, ein zweites Mal, als er eine Arie seines Landsmanns Carafa hörte, und schließlich, als ihm auf einer Bootsfahrt ein getrüffelter Truthahn ins Wasser fiel.

Einst saß er mit dem erwähnten Carafa zu Tisch. Sie kamen auf Wagner zu sprechen, den Rossini nicht leiden konnte – zu gegensätzlich waren ihre Temperamente -, den der Freund dagegen glühend verteidigte. Ein prachtvoller Stör mit Kapernsauce wurde aufgetragen. Rossini füllte Carafas Teller mit viel Sauce und nichts anderem. “Du hast vergessen, mir Fisch zu geben”, warf ihm Carafa vor. “Ich habe es nicht vergessen, ich habe dich nur nach deinem Geschmack bedient. Viel Sauce, kein Fisch – das ist Wagner.”

aus: Cédric Dumont, Allegro con gusto – Rezepte und Geschichten von komponierenden Feinschmeckern, kochenden Kapellmeistern und verwöhnten Primadonnen

Rossini