Die Uraufführung von Gustav Mahlers 6. Sinfonie – wir haben uns in dieser Woche mit dem Werk näher beschäftigt – fand 1906 im Essener Saalbau statt. Es spielten die Essener Philharmoniker, gemeinsam mit dem Utrechter Sinfonieorchester, unter der Leitung des Komponisten. Der Essener Saalbau war nur zwei Jahre zuvor feierlich eingeweiht worden, es dirigierte Richard Strauss. 1913 führte Max Reger hier seine Böcklin-Suite zum ersten Mal auf, und auch in den nachfolgenden Jahren war der Saalbau mehrfach Schauplatz großartiger musikalischer Darbietungen. Bei einem Bombenangriff im Juli 1943 erlitt das Konzerthaus schwerste Schäden, wie im Übrigen die gesamte Essener Innenstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand ein modernisierter Wiederaufbau im schlichten Stil. In den Jahren 2002 bis 2004 wurde der Saalbau als Sitz der Philharmonie Essen vollständig renoviert und mit neuer technischer Ausstattung versehen. Am 4. Juni 2004 fand die Wiedereröffnung des neuen Konzert- und Veranstaltungsortes statt.

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Saalbau Essen, 2004
Foto: Thomas Robbin

Heute lese ich, dass der frühere Bundeswirtschaftsminister und derzeitige Chef der RAG-Stiftung, Werner Müller, einen Solidarpakt im Volumen von 50 Milliarden Euro für das Ruhrgebiet fordert. Mit dem Geld könnten Straßen saniert und ganze Stadtviertel attraktiv gemacht werden, ebenso könnte man Unternehmen ansiedeln. Mindestens 200 Milliarden Euro seien in den Aufbau Ost geflossen, so Müller, auch viel Steuergelder der Bürger des Ruhrgebiets. Auf den Aufbau Ost müsse nun der Aufbau West folgen. Müller beklagt, dass die Infrastruktur und manche Stadtteile “verkommen”, dass es Viertel in Duisburg, Dortmund und im Essener Norden gibt, “da möchte niemand wohnen oder seinen Betrieb haben. Wir können die gut fünf Millionen Menschen im Ruhrgebiet nicht hängen lassen.”

Wir pflichten dem bei, ohne Vorbehalt. Und hoffen inständig, dass der ersehnte Solidarpakt so rasch wie möglich auf den Weg gebracht wird und – nicht minder wichtig – dabei die richtigen Prioritäten gesetzt werden, gerne in Erinnerung an ein Wort des ehemaligen Landesvaters von Nordrhein-Westfalen und späteren Bundespräsidenten Johannes Rau: “Wenn wir Musik und Sport und Kunst für die Sahne auf dem Kuchen halten und nicht für die Hefe im Teig, dann verstehen wir unsere Gesellschaft falsch.”