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2024

20. Dezember 2024

20. Dezember 2024

Meinen Leserinnen und Lesern wünsche ich frohe, harmonische Festtage und für 2025 alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit und Zufriedenheit! Ich werde über den Jahreswechsel ein paar Tage in der Picardie verbringen, im Gepäck Hans Werner Henzes “Reiselieder mit böhmischen Quinten” und die “Grand Tour” von Steffen Kopetzky. Ab dem 8. Januar 2025 geht es hier weiter. Bis dahin!

Ihr und Euer
Thomas Sander

17. Dezember 2024

“Die Liebe betrügt uns nie. Wir sind es, die die Liebe betrügen.” Mit diesen Sätzen bewarb das Staatstheater Darmstadt 2016 seine Produktion von Francesco Cavallis La Calisto und bedruckte das Programmheft entsprechend unmissverständlich in weißer Schrift, auf leuchtend rotem Grund. Heute nun haben wir im Komponistinnen-Seminar Kaija Saariahos Oper L’amour de loin besprochen, ein Werk aus dem Jahr 2000 auf ein Libretto des libanesisch-französischen Schriftstellers Amin Maalouf. Die eingangs zitierten Sätze fallen auch hier, Wort für Wort. Die Handlungen beider Opern sind indes voneinander ganz unterschiedlich. Einzig die ungeklärte Frage, ob die jeweiligen Erzählungen nun ein gutes oder ein schlechtes Ende finden, ist beiden Stücken gemein. Maalouf lässt die besagten Sätze seinen Protagonisten ausrufen, die Darmstädter erheben sie über das ganze Stück – zur Erinnerung und Mahnung, der wir nicht widersprechen.

16. Dezember 2024

Ich bin so etwas wie ein säkularer Weihnachtsfreund und darüber, dass ich nicht mehr Blockflöte spielen muss, schon sehr froh.
Klaus Nüchtern im “Falter”

12. Dezember 2024

“Meisterwerke”-Kurs heute in Wetzlar, u. a. mit Bachs “Die Kunst der Fuge” in einer Einspielung von Musica Antiqua Köln. Um das Werk ranken sich zahlreiche Legenden, deren Wahrheitsgehalt mal mehr, mal weniger strittig ist. Selbst das Booklet der DVD spricht auffällig oft von “könnte sein”, “ist nicht auszuschließen”, “wahrscheinlich” und “vielleicht”. Bezogen sind diese Mutmaßungen auf Fragen zur Entstehung und Zueignung, zum Titel und zur Zweckbestimmung sowie zur Besetzung und Reihenfolge. Ob die berühmte, unvollendet gebliebene letzte Fuge überhaupt das Schlussstück des Ganzen gewesen sein sollte, so heißt es, sei “fraglich”.

Unsereins freut sich über derart viel Ungeklärtes. Es ist doch zuweilen ganz schön, wenn letzte Rätsel ungelöst bleiben.

11. Dezember 2024

Ja, wenn eine Schlacht gewonnen wäre dadurch, dass man den lautesten Trompeter wegschießt!
Arthur Schnitzler (1862 – 1931)

9. Dezember 2024

9. Dezember 2024

“Ich errichte veritable Luftschlösser in Sachen Auswandern, und Tasmanien ist mein Hauptquartier geworden”, sagte seinerzeit Charles Darwin (1809 – 1882). Nun sind wir ein paar Jahre weiter, und Darwins Satz ist so nachvollziehbar wie ehedem.

Ein Sehnsuchtsort – mit fantastischer Natur, der saubersten Luft der Welt und einer zum Weltkulturerbe gehörenden Wildnis. Auf Tasmanien leben knapp eine halbe Million Menschen, die sich auf ein Gebiet ungefähr von der Größe Irlands verteilen. Die Bewohner bezeichnen sich als “Tassies”, nicht als “Aussies”. Diese sehen das Inselvolk manchmal als langsam und rückständig an. Tatsächlich aber leben die Tasmanier mit sich und der Natur im Einklang, fern jeglicher Hektik und Betriebsamkeit. Tasmanien ist ein wunderbares Reiseziel für Naturfreunde mit Sehnsucht nach Entschleunigung. Geschichtlich interessant ist die Vergangenheit der Insel als Sträflingskolonie.

Es gibt ein Symphonieorchester der Weltklasse und zahlreiche Veranstaltungen von Konzerten, Opern, Recitals und Theaterstücken. Insbesondere das Winterfestival, in dem die faszinierende Verbindung der Inselkulturen zur Antarktis zelebriert wird, ist für Besucher ein Muss.

Man kann auf Tasmanien in einigen von Australiens besten Restaurants speisen, nach edlen Kunstwerken und Kunsthandwerk stöbern, Obst, Gemüse und hervorragenden Wein direkt vom Hersteller kaufen. Die durchschnittliche Sommertemperatur liegt bei angenehmen 21° C, während im Winter im Durchschnitt 12° C herrschen. (Quelle: karawane.de)

Die Insel Tasmanien ist ein Kontrastprogramm, in vielerlei Hinsicht. Und sie ist, was die besagten Luftschlösser in Sachen Auswandern angeht, auch für mich schon lange das Hauptquartier.

7. Dezember 2024

Ich hatte ihn aus den Augen verloren. Oder war er es, der sich mir gegenüber rarmachte, ich weiß es nicht mehr. Freundschaften im Erwachsenenalter unterliegen häufig solchen Schwankungen, die in der Mehrheit der Fälle einfach gar nichts bedeuten.
Paolo Giordano, Tasmanien

6. Dezember 2024

6. Dezember 2024

Das-ist-das-Haus-vom-Ni-ko-laus! Es gibt 44 Möglichkeiten, wenn man unten links startet. Das Gleiche gilt für unten rechts. Von anderen Ecken ist keine Zeichnung ohne abzusetzen möglich. Viel Spaß beim Ausprobieren!

3. Dezember 2024

3. Dezember 2024

Andrew Tozer, Morning Sailing at Restronguet

Beste Erinnerungen. Großes Frühstück mit Tee, Toast, Orangenmarmelade, Rührei mit Bacon, Tomaten, Champignons. Spaziergang zur Pandora, ein Boondoggle zum Lunch, Blick aufs Wasser. Ein paar Möwen. Wird Zeit, dass ich mal wieder hinfahre.

1. Dezember 2024

“De mortuis nil nisi bonum” ist eine ausgezeichnete Vorschrift, sogar dann, wenn der in Frage kommende Tote eine leere Trommel war.
Edgar Allan Poe (1809 – 1849)

Schon oft habe ich mich gefragt, ob der Grundsatz “De mortuis nihil nisi bene” eine zeitliche Befristung beinhaltet, dass also z. B. bis zur Beisetzung, für sechs Wochen oder für ein Jahr über Tote nichts oder nur Gutes gesagt werden soll, nach Ablauf der Frist jedoch Abfälligkeiten erlaubt sind (z. B. “Hildegards Großvater war ja ein Gauner, der viele Leute übers Ohr gehauen hat” oder “Robert ist kürzlich gestorben, ist nicht schade drum, er war ein Lügner und Betrüger”).

Die Gesetzgebung der Antike kannte einen ,,postmortalen Persönlichkeitsschutz”, schon Plutarch berichtet darüber. Beleidigungen oder Schmähungen gegen Tote gerichtlich zu verfolgen, war Sache der Erben, also meist der Kinder. Die damals gültigen Regelungen beruhten zudem auf uralten Vorstellungen, nämlich der Angst der Lebenden vor den Toten (übrigens nicht nur bei den Griechen). Über Tote nicht schlecht zu reden, diente nicht nur dem Schutz Verstorbener (vor verbalen Übergriffen Lebender), sondern auch dem Schutz der Lebenden (der Gemeinschaft) vor einer befürchteten Wiederkehr und Rache der Toten (siehe: Heinz Barta, De mortuis nihil nisi bene).

“Man soll von den Lebenden nur Böses reden”, sagt Heinrich Heine, sozusagen praxisorientiert: Die Lebenden haben noch was davon.

27. November 2024

27. November 2024

Auf Nachfrage hier ein paar Werke, mit denen wir uns am Samstag u.a. beschäftigen werden:
Hitchcock, Psycho
Leconte, Die Verlobung des Monsieur Hire
Disney, Der Zauberlehrling
Leone, Spiel mir das Lied vom Tod
Forster, Ein Quantum Trost (James Bond)
Eißler, Die zertanzten Schuhe

30.11.2024, 10.30 -17.00 Uhr (Tagesseminar)
Filmmusik
VHS Kassel, Wilhelmshöher Allee 19 – 21, 34117 Kassel
Gibt es für das Liebespaar ein Happy End, so spielen zumeist Streicher – schließlich hängt der Himmel voller Geigen und nicht voller Klarinetten oder Xylophone. Doch wie funktioniert Filmmusik genau? Als emotionales Ausdrucks- und Transportmittel kann sie lenken, kommentieren, beeinflussen, ja ein ganzes Publikum manipulieren – zuweilen braucht sie nicht einmal Bilder. Was ist ihr Geheimnis? Das Seminar geht diesen und anderen Themen nach und gibt Einblicke in die faszinierende Welt der Filmmusik. Er wendet sich an Kino- und Fernsehbegeisterte ebenso wie an (film-)musikalische Laien. Es werden zahlreiche Filmszenen und Techniken analysiert, von Kriminalfilmen (mit Schwerpunkt Alfred Hitchcock zu dessen 125. Geburtstag) über Western und Komödien bis hin zu Liebes- und Sozialdramen. Hintergrundfakten sowie Aussagen und Interviews von Produzenten, Regisseuren, Komponisten und Schauspieler/-innen ergänzen das Tableau.

26. November 2024

Wie ich gerade lese, wird der Schauspieler Carlo Ljubek ab 2026 in der Rolle des Münchner Kommissars Nikola Buvak im “Tatort” ermitteln (die bisherigen “Kommissare” Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl gehen dann in Rente). Dass Ljubek “der Neue” sein wird, freut mich sehr. Er ist ein charismatischer, ausdrucksstarker und nuancenreicher Schauspieler, den ich außerordentlich schätze. Jetzt müssen nur noch die Drehbücher mithalten (wird nicht leicht!), dann darf sich das Fernsehpublikum auf grandiose “Tatort”-Abende freuen!

24. November 2024

Er kam aus Boston und war Musiker. Manchmal ging er mir auf die Nerven wie alle Künstler, die sich für höhere oder tiefere Wesen halten, bloß weil sie nicht wissen, was Elektrizität ist.
Max Frisch, aus “Homo Faber”

20. November 2024

20. November 2024

Kraftvoll, lebendig, vielschichtig – die Bilder von Holger Walleck zeugen vor allem von einem: dem Leben. In der neuen Ausstellung im Kunsthaus Einbeck werden ab Samstag, dem 23.11.2024 ausgewählte Werke des 2020 verstorbenen Göttinger Künstlers gezeigt. Mit ihrem inhaltlichen Angebot, zugleich aber auch ihren Anteilen an Offenheit und Unbestimmtheit, benötigen Wallecks Bilder Orte der Begegnung. Das Nebeneinander mit anderen Werken, aber besonders auch der Dialog zwischen den Besuchern der Ausstellung und ihnen bringen seine Arbeiten zu einer gewissen Vollendung – in der aktiven Rezeption, im „Kopf des Betrachters“.

Vernissage 23.11.2024, 11.00 Uhr
Einführung durch Dr. Imke Weichert
Kunsthaus Einbeck e.V.
Knochenhauerstraße 7, 37574 Einbeck

18. November 2024

Die 88-jährige Komponistin Barbara Heller hat einmal sinngemäß gesagt, sie sei noch nicht gestorben, weil sie noch herausfinden muss, was “das Leben” eigentlich ist. Sie versteht sich in erster Linie als “Hörerin” und begreift Musik als sinnliche Erfahrung, der sie als Komponistin ihre eigene Struktur gibt. Heller spricht von Hin-Hören, Aus-Denken und Er-Finden. Im nächsten Leben, so sagt sie, wäre sie gern Komponistin “von Geburt an”. Ihre Musik ist dem ewigen Fluss des Daseins verpflichtet, somit lebendig, und ändert sich sowohl klanglich als auch bezogen auf den Prozess ihres Entstehens. Hellers Klänge sind konzentriert auf innere Kräfte und im Ergebnis immer eine neue Ortung des eigenen Kosmos im Einklang mit der Natur. Selbstbesinnung, auch Selbstvergewisserung, und vor allem innere wie äußere Stille sind für sie dabei unabdingbare Voraussetzungen.

14. November 2024

Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen.
Anton Bruckner (1824 – 1896)

10. November 2024

Schupfnudeln mit geröstetem Spitzkohl und Pancetta
Rezept von Zora Klipp
für 4 Personen

Zutaten für die Schupfnudeln:
1 kg mehligkochende Kartoffeln
1 Ei
300 g Mehl
Salz, Muskat

Zutaten für den Kohl:
1/2 Spitzkohl
2,5 EL Pflanzenöl
Salz, Pfeffer, 1 Msp. Kümmel
1 Zwiebel
200 g (in Scheiben) Pancetta, alternativ: durchwachsener Speck
250 ml Sahne
1 Prise Muskatnuss
1 Bund glatte Petersilie

Ofen auf 200 Grad Heißluft vorheizen.

Die Kartoffeln mit Schale in Salzwasser kochen. Anschließend etwas abkühlen lassen und pellen. Mit einer Kartoffelpresse oder einem Stampfer fein zerdrücken. Ei und Mehl hinzufügen und die Masse mit Salz und Muskat würzen. Alles mit den Händen zu einem geschmeidigen Teig kneten. Den Schupfnudel-Teig in Stücke teilen und circa 1 cm dick ausrollen. Die Teigstränge in 4-5 cm dicke Stücke schneiden und zwischen den Handflächen oder auf einem Brett zu Schnupfnudeln formen. Typisch sind die spitz zulaufenden Enden.

Reichlich Wasser in einem Topf zum Kochen bringen und etwas salzen. Die Hitze reduzieren. Das Wasser darf nur leicht simmern. Die Schupfnudeln hineingeben und etwa 5 Minuten köcheln lassen, bis sie an der Oberfläche schwimmen. Auf ein Handtuch legen und abtropfen lassen.

Spitzkohl fein hobeln oder schneiden und mit Öl, Salz, Pfeffer und Kümmel vermengen. Auf einem Backblech verteilen und circa 15 Minuten im Ofen rösten. Zwiebel schälen und würfeln und gemeinsam mit dem Pancetta in einer großen Pfanne anbraten. Den gerösteten Spitzkohl dazugeben und ebenfalls kurz anbraten.

Sahne hinzufügen und alles mit Muskat abschmecken. Die gekochten Schupfnudeln in die Pfanne geben und nochmal erwärmen. Alternativ die Schupfnudeln vorher in Butter oder Pflanzenöl anbraten. Petersilie hacken und alles damit bestreuen.

Sendung/Quelle: Schmeckt. Immer.
Sendetermin: 10.11.2024
Koch/Köchin: Zora Klipp
Weitere Rezepte und Tipps auf: www.ndr.de/kochen

5. November 2024

5. November 2024

Franziska Erb-Bibo, Chiffren

3. November 2024

3. November 2024

Oper in Hamburg mit der Universität des Dritten Lebensalters

Eine hoch interessante Woche in Hamburg erlebten die Teilnehmer einer von Thomas Sander, Dozent an der Universität des Dritten Lebensalters Göttingen e.V., geleiteten Exkursion. Insbesondere Wolfgang Amadeus Mozarts “La Clemenza di Tito“ („Die Milde des Titus“) faszinierte die Teilnehmer. Zum einen wegen der vor allem musikalisch überzeugenden Aufführung der Staatsoper Hamburg, zum anderen durch die ausgezeichnete inhaltliche Vorbereitung durch Thomas Sander. „Wer das Leben verstehen will, geht in die Oper“, sagt Sander. Sie zeige unsere menschlichen Leidenschaften und Abgründe. Mit „La Clemenza di Tito“, die von Macht und Herrschaft, Liebe und Verrat erzählt, hatte Sander ein gutes Beispiel für sein Verständnis von Opern gewählt, fanden die Teilnehmer einstimmig.

Eine nächste Opernreise ist schon geplant: vom 04. – 07. April 2025 geht es zu „La Traviata“ von Giuseppe Verdi in die Oper nach Straßburg.
Quelle: www.uni-goettingen.de/de/aktuelles

2. November 2024

Auch wenn Hunderte von Opernbegeisterten mit langem Beifall und Bravo-Rufen nach dreieinhalb Stunden ihre Euphorie überdeutlich zum Ausdruck gebracht haben: Mich hat Satyagraha von Philip Glass in der Staatsoper Hannover eher gelangweilt als inspiriert, mehr ermüdet als berührt. In Kürze: Für die Minimal Music ist die Gattung Oper eine ohnehin problematische Wahl. Hier, bei einem Werk mit eher oratorischen Zügen, ist es gar die falsche. Oper lebt vom Zusammenwirken von Text und Musik, ebenso vom im mehrfachen Sinne Bildhaften und, so sie diese enthält, der Vermittlung von Botschaften. Die repetitive Musik der Minimal Music mit ihren endlosen Wiederholungen steht jedoch geradezu zwangsläufig im Kontrast zu den sprachlich wie inhaltlich substanziell wechselnden Aussagen des Librettos. Finden aber Text und Musik nicht zueinander, so gibt es kaum Mittel, dem sinnvoll entgegenzuwirken. Die Fluchtwege sind allesamt bekannt wie nicht zielführend: Visuelle Reize, Aktionismus, Albernheiten.

Die Leistungen sämtlicher Akteure muss man nichtsdestoweniger ausdrücklich anerkennen, musikalisch wie darstellerisch. Die Realisierung eines Stückes wie Satyagraha erfordert akribische Vorbereitung und in der Aufführung größte Konzentration. Dies alles war hör- und sichtbar vorhanden und verlangt Respekt. Offenbar trifft aber Satyagraha auch musikalisch und vor allem als Oper (!) nach über vierzig Jahren seit der Uraufführung noch den Nerv der Zeit bzw. den des Publikums.

30. Oktober 2024

30. Oktober 2024

Mit “Hallowein” grüßt Jacques’ passend zum morgigen Brauchtumstag und empfiehlt einen jungen, gleichwohl kräftigen Rotwein aus dem Languedoc: Manoir Grignon Réserve 2023. Im Bouquet finden sich schwarze Kirschen, Nougat und mediterrane Kräuter, der Gaumen wird von den beiden Rebsorten geprägt: Vom Cabernet Sauvignon holt sich der Wein seine Finesse und Vielschichtigkeit, vom Syrah seine Kraft und die herrliche Kräuterwürzigkeit. Das Finale ist saftig, fruchtig, würzig, mit perfekt eingebundenen Tanninen. Passt sehr gut zu herzhaften Gerichten wie Gulasch, Wild etc. oder einfach so. Am besten sichert man sich gleich ein paar Flaschen, z.B. im 6er Karton.

27. Oktober 2024

“Wie können wir Ungerechtigkeit in der Gesellschaft begegnen? Mahatma Gandhi, der berühmte indische Freiheitskämpfer, entwickelte als junger Anwalt in Südafrika darauf eine spirituelle Antwort: Satyagraha, das Festhalten an der Wahrheit. Die Wahrheit wird hier als wirksamstes Mittel im Kampf gegen Ungerechtigkeit propagiert, die Gegenseite soll mit friedlichen Mitteln, durch gewaltfreien Widerstand, überzeugt werden. Philip Glass hat dieser Idee mit seiner großen Choroper Satyagraha ein emphatisches Kunstwerk gewidmet: Seine eingängige Minimal Music versetzt uns in andere Bewusstseinssphären, die zeitlosen Verse aus der Bhagavadgita laden zur inneren Einkehr ein ‒ ein inspirierendes Erlebnis.”

Mit diesem Text wirbt die Staatsoper Hannover für die 1980 entstandene Oper Satyagraha von Philip Glass. Vor der Vorstellung gibt es eine Einführung zum Stück, dazu eine geführte Meditation und indisches Essen in den Pausen. Ich habe Karten gekauft. Für alles.

24. Oktober 2024

24. Oktober 2024

Werbung des Staatstheaters Braunschweig für die Produktion von Shakespeares “Romeo und Julia”

21. Oktober 2024

Musikalisch war die Hamburger Produktion von La Clemenza di Tito durchaus dicht und zuweilen auch intensiv, die Regie allerdings könnte noch ein paar Fragen beantworten. Die Folge Delizia-Potenza-Tradimento-Clemenza wirkt mindestens missverständlich. Warum überhaupt “Delizia”? Wenn schon, dann träfe “Amore” es viel besser. Die vier “Blöcke” folgen im Übrigen, sofern man Wert auf das Libretto legt, nicht aufeinander, sondern sind als Handlungsebenen permanent vertreten und durchmischen sich. Und endlich: Dass Titus seine Überzeugungen und Maximen nicht akzeptiert sieht, dass er zuletzt das ihn umgebende Umfeld und schließlich sich selbst schützen muss, ist nachvollziehbar und vom Textbuch gedeckt. Dass er sich im Schlussbild die Waffe an den Kopf hält, ist allerdings wenig überzeugend und schlicht unnötig. Insgesamt entsteht der finale Eindruck, dass sich das Stück in der Hamburgischen Staatsoper mehr zum Hören als zum Zuschauen eignet.

Ein veritables Kontrastprogramm konnte ich dann am letzten Freitag im Theater Lüneburg erleben. Die Schlagerette Petticoat und Minirock erzählt Geschichten und Geschichte in außerordentlich unterhaltsamer Form mit vielen Schlagern und Songs der 50er und 60er Jahre. Von „Capri Fischer“ über „Wir wollen niemals auseinander geh’n“ und „Sugar Baby“ bis hin zu „Downtown“ und „Wunder gibt es immer wieder“ bringen die Verantwortlichen eine kultverdächtige Produktion auf die Bühne. Ein lachendes, mitsingendes, klatschendes und am Ende nostalgieberauschtes, rockendes Publikum ist das Ergebnis – herrlich!

13. Oktober 2024

„Wenn für die Herrschaft ein strenges Herz vonnöten ist, nehmt mir entweder die Herrschaft oder aber gebt mir ein anderes Herz.“ Mit diesen Worten wendet sich Kaiser Titus an die Götter. Er, der die Welt mit Güte flutet, muss sie in Flammen sehen. Das Volk liebt seinen philanthropischen Herrscher, doch die Zeiten sind unruhig und Titus’ „clemenza“, seine Milde, womöglich der letzte Weg traditionelle Souveränität durchzusetzen. Selbst das missglückte Attentat auf ihn, geplant von Vitellia, die seine Kaiserin werden soll, (nicht) ausgeführt von seinem engsten Freund Sesto, verzeiht er und hält am humanistischen Glauben fest, befindet sich seine Welt auch unwiederbringlich im Untergehen. – Welch ein theatrales Fest der sich wandelnden Zeit, Mozarts Krönungsoper, gewidmet Kaiser Leopold II., der 1786 als Großherzog die Todesstrafe abschaffte und die Toskana damit zum ersten Staat ohne Hinrichtungen machte.

Mit diesem Text wirbt die Hamburgische Staatsoper für Mozarts Oper “La clemenza di Tito”, die wir am kommenden Mittwoch als vierzigköpfige Reisegruppe vor Ort erleben werden. Die Staatsoper kooperiert für dieses Ausnahmewerk mit der Royal Danish Opera und der Opéra de Monte Carlo. Große Vorfreude!

10. Oktober 2024

Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht.
Papst Gregor I. (um 540 – 604)

8. Oktober 2024

8. Oktober 2024

Auf den Bühnen der Konzert- und Opernhäuser dominieren Mozart, Beethoven, Verdi und Wagner, doch Stücke von Komponistinnen sind die rare Ausnahme. Indes komponieren Frauen seit Jahrhunderten, was auch in Materialien für den Musikunterricht bisher nur selten Erwähnung gefunden hat. Dem renommierten Helbling Verlag ist daher nicht genug dafür zu danken, dass mit Komponistinnen (Autorin Vera Funk) nun ein Unterrichtswerk auf dem Markt ist, dass zwar an Sekundarstufen in Schulen adressiert ist, gleichwohl aber auch interessierten Erwachsenen einen frischen, unkonventionellen und dabei fundierten Zugang zu einem wenig ausgetretenen Pfad der Musikgeschichte bietet.

Themenheft und Medienbox zeigen über 30 Komponistinnen-Porträts vom Mittelalter bis zur Avantgarde, dazu neue Notationen, Musik und Medien, Jazz und Pop. Die Musik der ausgewählten Komponistinnen wird über Beispielwerke erlebbar gemacht und löst das Versprechen ein, Musikgeschichte als eine Geschichte der Vielfalt zu erzählen. Die Audio-Aufnahmen bieten knapp 60 Minuten Material mit Ausschnitten aus Originalaufnahmen und Playbacks; die Video-Aufnahmen zeigen Filmmaterialien zur Veranschaulichung ausgewählter Themenbereiche und Biografien, Porträtfilme und Interviews, Konzertmitschnitte und Ausschnitte aus Operninszenierungen sowie Einblicke hinter die Kulissen.

Der Bundesverband Musikunterricht (BMU) schreibt im Abstand von zwei Jahren einen Medienpreis für innovative Musik-Lernsoftware und musikpädagogisch anspruchsvolle Produktionen im Bereich audiovisueller Medien aus. Das Themenheft Komponistinnen hat den BMU-Medienpreis 2024 erhalten – hochverdient für ein erstklassiges, glänzend recherchiertes und hervorragend aufbereitetes Unterrichtswerk. Selbstverständlich komponiert von einer Frau.

Komponistinnen
Paket (Themenheft und Medienbox)
von Vera Funk
Helbling Verlag
ISBN: 978-3-86227-693-6
€ 52,00

Pause bis zum 6. Oktober 2024

24. September 2024

Wenn ich mit intellektuellen Freunden spreche, festigt sich in mir die Überzeugung, vollkommenes Glück sei ein unerreichbarer Wunschtraum. Spreche ich dagegen mit meinem Gärtner, bin ich vom Gegenteil überzeugt.
Bertrand Russell (1872 – 1970), britischer Philosoph und Mathematiker

21. September 2024

21. September 2024

Nach zwei herrlichen Sommerurlauben in Ault werden wir diesmal die Jahreswende dort verbringen. Es wird kalt, windig, vielleicht regnerisch. Nur ein paar wenige Geschäfte werden geöffnet haben, um die Einheimischen und ein paar verrückte Touristen zu versorgen. Wir werden den Blick aufs Meer genießen, viel lesen, schlafen, Fisch, Salat und Baguette essen und Chardonnay trinken. Dazu hören wir Musik von Barbara Strozzi, Claude Debussy und Billie Eilish.

18. September 2024

18. September 2024

In der sogenannten „klassischen“, westlich verorteten Musik finden sich schon früh Elemente außereuropäischer Herkunft. Fremd klingende Tonskalen, Intervalle und Rhythmen sorgten für exotische Klänge, während der Zeit des Barocks ebenso wie in Klassik und Romantik. Es entstanden Kompositionen mit arabischem Kolorit, dem Flair vorderasiatischer Klänge und dem Instrumentarium fernöstlicher Regionen. Der „Orientalismus“ hielt Einzug in symphonische Werke, Lieder und ganze Opern. Dabei war es kaum möglich, sich seiner bezaubernden, magischen Wirkung zu entziehen. Der Vortrag bespricht Musikbeispiele u. a. von Lully, Mozart, Saint-Saëns, Rimski-Korsakow, Puccini, Strauss und Lehár.

Scheherazade alla turca – Über Exotismen in “klassischer” Musik 
Heute, 15.30 – 17.00 Uhr
VHS Gütersloh, Hohenzollernstraße 43, 33330 Gütersloh

16. September 2024

Laut Hippokrates, Aph. 32,6, neigen Stotterer stets zu Durchfall. Ich wollte, es stände im Vermögen der Ärzte, den Wortreichtum so mancher Leute in die inneren Teile zu befördern.
Jonathan Swift (1667 – 1745)

13. September 2024

13. September 2024

Mit einer Weltklasse-Besetzung gibt die Opéra National du Rhin vom 06.11. bis 01.12. sieben Vorstellungen von Händels Oper Ariodante. In Straßburg (4), Mülhausen (2) und Colmar (1) singen und spielen Alex Rosen, Adèle Charvet, Lauranne Oliva, Pierre Romainville, Emőke Baráth, Laurence Kilsby, Christophe Dumaux sowie der Chœr de l’Opéra National du Rhin und das Orchestre Symphonique de Mulhouse. Die musikalische Leitung hat Christopher Moulds, Regie führt Jetske Mijnssen. Any excuse.

11. September 2024

Deutschland braucht einen Donald Trump, der in unserem Land endlich aufräumt und dem die Meinung seiner Gegner einfach sowas von egal ist. Der auch mal poltert, aber standhaft bleibt und das Wohl seines Landes und seiner Bürger klar im Auge behält.
Heinz Georg Kramm (85) alias “Heino”

Hey, hey, hey, Karamba, Karacho, ein Whisky Karamba, Karacho, ein Gin verflucht, Sacramento, Dolores und alles ist wieder hin… da kann man nichts machen

10. September 2024

10. September 2024

Ein kleines Stück vom Kuchen war der Lieblingsfilm vieler Besucher/-innen der diesjährigen Berlinale. Die Tragikomödie, gedreht im Iran sowie in Frankreich, Schweden und Deutschland, thematisiert die Unfreiheit der Frauen, die allgegenwärtige Kontrolle und die Angst vor den iranischen Behörden. Erzählt als Liebesgeschichte zwischen Frau und Mann, beide über siebzig, zeigt Ein kleines Stück vom Kuchen (Regie Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha), wie Frauen in Iran hinter verschlossenen Türen wirklich leben, was sie umtreibt, wovon sie träumen” (Filmkritik). Bittere Pointe: An der einbrechenden Realität in das späte Glück sind die Behörden unschuldig. – Ich habe den beeindruckenden Film gestern im Kino gesehen und war sehr berührt.

6. September 2024

6. September 2024

In einer Stunde werde ich landen, und seltsamerweise habe ich es nicht eilig, sie hinter mir zu lassen. Ich habe nicht die geringste Lust zu schlafen. Meine Augen sind nicht mehr wie gesalzene Steine. Ich habe keine Schmerzen im Körper. Die Nacht ist kühl und sicher. Ich möchte ruhig in diesem Cockpit sitzen und die Erkenntnis meines abgeschlossenen Fluges auf mich wirken lassen. Europa liegt unter mir; Paris, gleich hinter der Erdkrümmung in der Nacht vor mir – noch ein paar Flugminuten. Es ist, als würde man sich einen Berg hinaufkämpfen, um einer seltenen Blume nachzujagen, und dann, wenn man sie in Reichweite hat, erkennt man, dass Befriedigung und Glück eher im Finden als im Pflücken liegen. Pflücken und Verwelken sind untrennbar. Ich möchte dieses krönende Erlebnis meines Fluges verlängern. Ich wünschte fast, Paris wäre noch ein paar Stunden entfernt. Es ist eine Schande, bei einer so klaren Nacht und so viel Treibstoff im Tank zu landen.
aus: Charles A. Lindbergh, The Spirit of St. Louis (1953)

5. September 2024

Die Sommerferien sind vorüber, und so beginnen in diesem Monat wieder meine Kurse und Seminare mit neuen Themen und Inhalten. Den Anfang macht heute die VHS in Wetzlar, wo wir uns über vierzehn Doppelstunden mit Musik von Komponistinnen beschäftigen werden. Zum Auftakt hören und besprechen wir Werke von Barbara Strozzi, Elisabeth Jacquet de la Guerre, Mel Bonis, Elizabeth Maconchy, Kaija Saariaho und Elisenda Fábregas.

2. September 2024

Die essenziellen Bedingungen für alles was du tust müssen Wahl, Liebe und Leidenschaft sein.
Nadia Boulanger (1887 – 1979), Komponistin und Pianistin

30. August 2024

Gießener Anzeiger, 29.08.2024

Hitchcocks Klanglandschaft des Schreckens in Gießen vorgestellt

Bei »Frau und Kultur«: Zu Alfred Hitchcocks 125. Geburtstag blickt Thomas Sander, der ehemalige Leiter der Wetzlarer Musikschule, auf das Erbe des britischen Kultregisseurs zurück.

Von Alea Schmidt

Gießen. Ein unerwarteter Einbruch des Bösen im Alltag, ein Verbrechen oder gar ein Komplott: Zugleich machen Alfred Hitchcocks elegante Inszenierungen und sein zunehmend makabrer Humor die Angst zum Vergnügen. Als einer der einflussreichsten Regisseure der Filmgeschichte glänzte er nicht nur durch seine meisterhafte Erzählweise und seine innovative Kameraführung, sondern auch durch die kunstvoll gewählte Integration von Musik. Seine Zusammenarbeit mit Komponisten wie Bernard Herrmann hat das Genre des Thrillers maßgeblich neu definiert. 2024 jährt sich sein Geburtstag zum 125. Mal, was Anlass zu zahlreichen Feierlichkeiten und Rückblicken auf sein beeindruckendes Lebenswerk gibt.

Auch Thomas Sander, der ehemalige Leiter der Wetzlarer Musikschule e.V., weiß die facettenreiche Persönlichkeit des britischen Kultregisseurs zu schätzen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe vom Deutschen Verband für Frau und Kultur warf Sander in seinem Vortrag »»Rache ist süß und macht nicht dick« – Alfred Hitchcock zum 125. Geburtstag« einen Blick auf die alten Klassiker. Filmische Ausschnitte und das Verständnis für die Wirkung der jeweiligen Filmmusik inklusive.

»Kompositorische Glanzleistung«

»Hitchcock verstand es wie kein anderer, die emotionale Wirkung von Musik zu nutzen, um die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen«, erzählt Sander zu Beginn seines Vortrages. Als großer Kinoliebhaber prägen ihn die Filme schon seit seinen jungen Jahren. Viele Werke würden sich mit komplexen psychologischen Themen wie Angst, Schuld und der Frage nach Identität beschäftigen und sich wie ein roter Faden durch die Filme ziehen. Trotz der düsteren Sphäre habe Hitchcock aber auch einen feinen Sinn für Humor, der in vielen seiner Filme zum Ausdruck kommt.

Eine der kunstvollsten Szenen eines Mordfalls sei in »Psycho« zu finden. Die schockierenden Bilder werden durch Hermanns markante Streichmusik verstärkt, die mit schrillen Tönen das Gefühl von Angst und Bedrohung intensivieren. So ziellos die Erzählung auf den ersten Blick auch erscheinen mag, desto wirkungsvoller sei die Pointe. Die Ermordung der Protagonistin habe bei der Veröffentlichung 1960 wahrlich für Schrecken gesorgt, manche Menschen mussten den Kinosaal verlassen. Sander beschreibt diesen Schrecken allerdings als »kompositorische Glanzleistung« und spielt die Szene dem Publikum gleich zweimal vor.

Der Fokus liege hierbei auf dem Zusammenwirken von Bild und Ton. Es sei die Kunst von Hitchcock, in Anbetracht an die szenische Darstellung, eine passende Komposition einzubauen. Die Klänge des Streichorchesters tragen maßgeblich zur Schaffung der Atmosphäre und Spannung bei. Auch die Höhe der Töne entspreche dem Tempo des Geschehens, erläutert Sander. Im Publikum herrscht großes Staunen. Leise ist ein »fantastisch« wahrzunehmen. Auf eine solche Art und Weise habe man die Szene so vorher nicht wahrgenommen, heißt es von einer Zuhörerin.

»Hitchcock war ein Meister darin, Musik nicht nur als Hintergrundgeräusch zu verwenden, sondern aktiv in die Erzählung einzubinden«. Die Szene auf dem Feld, in der der Protagonist in »Der unsichtbare Dritte« von einem Flugzeug verfolgt wird, mache dies besonders deutlich. Sie sei eine der spektakulärsten Szenen des ganzen Filmes, wie Sander anmerkt. Als ein hervorragendes Beispiel für Hitchcocks Fähigkeit, Spannung und Dramatik zu erzeugen, sei diese nicht nur visuell beeindruckend, sondern auch musikalisch meisterhaft untermalt. Während das Flugzeug mit einer bedrohlichen Präzision über den Verfolgten hinwegfliegt, verstärke Hermann mit einer dynamischen und treibenden Musik den Spannungsbogen. Hitchcock gelinge es hier einmal mehr, die visuelle Erzählkunst und musikalische Unterstützung zu vereinen.

In vielen seiner Filme verwendet der Kultregisseur wiederkehrende Motive, wie etwa die Idee des Unschuldigen, der in eine gefährliche Situation gerät. Vor allem in seinem Klassiker »Dial M for Murder«, auf deutsch »Bei Anruf Mord«, lasse sich dieses wiederfinden. »Ich würde Ihnen gerne noch einen Mordfall zeigen«, schmunzelt Sander. Die Protagonistin ist eine reiche Frau, die von einem armen Mann um ihr Leben und Geld gebracht werden soll. Als das Telefon klingelt und sie den Anruf entgegennimmt, wird sie überrascht und bringt den Angreifer um, damit sie nicht selber zum Opfer wird. Auch hier findet sich ein Eingriff in die musikalischen Parameter wieder. Die Klänge sind fortan nicht nur hoch und leise, sondern auch schnell und langsam, während sie das Geschehnis unterstreichen.

»Zeitloses Symbol für Kreativität«

»Hitchcock bleibt ein zeitloses Symbol für Kreativität und Innovation im Film«. In einer Welt, die von ständiger Ablenkung geprägt sei, erinnern seine Werke daran, wie wichtig es sei, Geschichten mit Tiefe und Spannung zu erzählen. »Sein Erbe lebt weiter -sowohl auf der Leinwand als auch in den Herzen seines Publikums«, heißt es abschließend von Sander. Ihn freue es zu sehen, dass seine Zuhörer und Zuhörerinnen im Rahmen des Vortrags nicht nur Interesse an der Thematik gezeigt haben, sondern auch die Bereitschaft, eine neue Herangehensweise auszuprobieren. »Tun Sie sich was Gutes und schauen Sie Hitchcock.«

29. August 2024

Die ursprünglich geplante Sanierung des Deutschen Theaters (DT) Göttingen wurde von Oberbürgermeisterin Broistedt (SPD) aus finanziellen Gründen vorerst gestoppt. Wie das “Göttinger Tageblatt” berichtet, sollen zunächst nur kleinere, dringend notwendige Sanierungsarbeiten umgesetzt werden, wenn Fördergelder akquiriert werden können.

Bei Intendanz, Ensemble und Mitarbeiterschaft reichen die Reaktionen von Enttäuschung und Kritik bis zu begrenztem Verständnis mit Hoffnung auf bessere Perspektiven. Zum Teil konträrer fallen die Kommentare bei nicht im Theater Beschäftigten aus, häufig mit Blick auf die generelle Frage nach der sinnvollen Verwendung von Geldern: “Musste die neue Stadthalle so teuer sein?”, “Muss ein neuer Spielplatz 450.000 Euro kosten?”, “Wenn kein Geld da ist, ist eben kein Geld da” prägen die zuweilen befremdlich anmutende Diskussion. Den Vogel schießt eine Göttingerin mit der Frage ab: “Sollen unsere Kinder mit Stöcken und Steinen spielen, damit Ü50 weiter bequem ins Theater gehen kann?” Hier fühlt man sich an Karl Kraus erinnert, der gesagt hätte, dass daran so viel falsch ist, dass nicht einmal das Gegenteil stimmt. Ich sage: Wer sowas fragt, ist entweder böswillig oder komplett ahnungslos.

25. August 2024

25. August 2024

23. 08.2024

Den Meisterregisseur spannend präsentiert

Von Sascha Jouini (Text und Foto)

Gießen (jou). Die Begeisterung am Thema sprang bei einem vom Verein Frau und Kultur veranstalteten Vortrag im Netanya-Saal auf das zahlreiche Publikum über: Zum 125. Geburtstag von Alfred Hitchcock lieferte Thomas Sander ein Porträt des Ausnahmeregisseurs und stellte drei Filme näher vor.

Zunächst streifte der Referent die schwierige Kindheit des Filmemachers. Der habe ein schlechtes Verhältnis zum Vater gehabt, was seelische Spuren hinterlassen habe. Dass er einmal Regisseur werden sollte, schien bei dem kunstfernen Elternhaus kaum absehbar.

Mit 53 Filmen Maßstäbe gesetzt

Hitchcock habe in seinen 53 Filmen Maßstäbe gesetzt und viele Kollegen beeinflusst. Das Besondere sei, dass er durch den Film ein Kunstwerk schaffe, in dem »mehrere Disziplinen ineinandergreifen«. So experimentiere er mit Musik, Beleuchtung und Kameraperspektive, um die Zuschauer in Bann zu ziehen. Dabei herrsche immer Spannung und Tempo, betonte Sander.

Davon vermittelte er in drei Ausschnitten einen intensiven Eindruck, zunächst anhand der berühmten Mordszene unter der Dusche aus »Psycho«. In den ersten 45 Minuten handele es sich um »eine ganz normale Geschichte« über die von Janet Leigh gespielte Sekretärin, die Geld entwendet und flieht. Sie werde in dem Motel in etwas hineingezogen, für das sie nichts könne. So nehme der Schwarz-Weiß-Film mit der Duschszene eine neue Wendung.

Sander schärfte den Besuchern ein, auf Details zu achten. Hitchcock deutet vieles nur an. Dies führte der Referent auf die rigiden Vorschriften zur Entstehung 1960 zurück. Anzügliche Bilder würden bewusst vorenthalten, sondern vielmehr Illusionen erzeugt. Dabei gebe es eine Entsprechung in der Reduktion der Mittel auf der Bild- und Tonebene, wie Sander ausführte. Er erläuterte, wie das Streichorchester zunächst in hoher Lage spielt, bis die Violinen von Bratschen, Celli und Kontrabässen abgelöst werden und die Tonlage fällt. Dies unterstreiche, wie sich die Protagonistin erst gegen die Messerstiche wehrt, dann zusammensackt und schließlich am Boden liegt.

Komponist Bernard Herrmann schrieb auch die Musik zu »Der unsichtbare Dritte«. Für rhythmische Lebendigkeit sorge hier der pausenlose Wechsel zwischen betonten und unbetonten Noten im Fandango-Tanz. Auch in diesem Film arbeite Hitchcock mit Chiffren und sexuellen Anspielungen, etwa in der Schlussszene, wo das Liebespaar im Zug in einen Tunnel fährt. Besonderen Nervenkitzel bot die Straßenszene, in der Cary Grant von einem Flugzeug attackiert wird.

Nervenkitzel und Musik

Sander gelang es auch in »Bei Anruf Mord« die Dramaturgie anschaulich zu beleuchten, beispielsweise wie verzögernde Momente die Spannung steigern. Dass der Film über weite Strecken im Appartement spiele, kompensierten raffinierte Kameraperspektiven. Der Protagonist gebe dem Auftragskiller genaue Instruktionen, um an das Vermögen seiner Ehefrau zu kommen, rechne aber nicht damit, dass sie den Einbrecher umbringt.

Im Ganzen vermochte der Referent die künstlerische Klasse der Hitchcock-Filme mit besonderem Augenmerk auf die Musik auf fesselnde Weise zu präsentieren und Lust zu wecken, die Werke komplett anzusehen.

22. August 2024

Ein erwachsener Mensch sollte keine Ziele haben. Das lenkt nur ab vom Leben.
Otto Jägersberg (* 1942), À la carte

20. August 2024

20. August 2024

Die Opéra national de Lorraine in Nancy ist das bedeutendste Opernhaus im Nordosten Frankreichs. Neben Paris, Lyon, Bordeaux, Straßburg und Montpellier trägt es seit 2006 den Titel “Nationaloper” und bietet in den Sparten Oper, Konzert, Kammermusik, Ballett u. a. Programme in hervorragender Qualität. In der kommenden Spielzeit präsentiert das Haus neben vertrauten Klängen von Rossini, Donizetti und Tschaikowsky auch bisher unbekannte und weniger etablierte Werke, z. B. “L’avenir nous le dira” von Diana Soh, “Gipsy” von Jule Styne (in französischer Erstaufführung) und “Les Incrédules – NOX#3” von Florent Hubert & Antonin-Tri Hoang. Einfach mal hinfahren und genießen!

17. August 2024

17. August 2024

Auf dem Weg zurück von einem kurzen, aber wunderschönen Ausflug nach Saarbrücken und Nancy. Beide Städte bieten großartige Möglichkeiten für verschiedenste Arten der Aktivität, für Bildung, Entspannung, Muße und Inspiration. Zudem sind die Kreativität und handwerkliche Kunst der Zubereitung wohlschmeckender Speisen, Kulinarik genannt, hier stark und unwiderstehlich entwickelt. Leider ist die regionale Küche für das Verfolgen von Schlankheitszielen weitgehend ungeeignet.

Und, “the cherry on the cake”, eine unerwartete Entdeckung: Goose Island, ein helles IPA aus Chicago. 5,9% vol., die Farbe gold-orange, mit dem Aroma von kandierten Früchten. Etwas süß, dabei hopfenbetont, im Nachtrunk mild und herb. Ganz wunderbar, ein tolles Geschmackserlebnis!

13. August 2024

Ein Freund fragt mich, warum ich im Zusammenhang mit meinem Walhalla-Besuch ausgerechnet Richard Wagner in meinen Blog stelle. Zum einen sei ich nicht als Wagner-Enthusiast bekannt, zum anderen sei er ja wohl als Mensch ziemlich unangenehm gewesen.

Um mit dem zweiten Punkt zu beginnen: Es ist nicht zu bezweifeln, dass Wagner “mit seinen ästhetischen und politischen Ideen dem deutschen Irrationalismus mancherlei gefährliche Impulse gegeben” hat, um aus Richard Wagner – Versuch einer Würdigung von Hans Gal zu zitieren. Auch Wagners Hang zu äußerem Prunk, seine Geltungssucht sowie die skrupellose Kaltschnäuzigkeit gegenüber Freunden, Gönnern und Bewunderern werden hier thematisiert. Dem gegenüber steht, um zum ersten Punkt zu kommen, ein faszinierendes und musikgeschichtlich wegweisendes Œuvre, das, wie Thomas Mann formulierte, “auch die Unmusikalischen zur Musik zu überreden” imstande ist. Ich selber höre einige seiner Werke mittlerweile mit großem Genuss, zum Beispiel den 1. Akt der “Meistersinger von Nürnberg”, ebenso einige Szenen aus “Lohengrin” und “Tristan und Isolde”. Zu den “Ring”-Adoranten zähle ich (noch?) nicht. “Parsifal” habe ich erst zweimal auf der Bühne gesehen und war trotz der Länge von knapp fünf Stunden beide Male beeindruckt. Also: Wir tun gut daran, Werk und Person voneinander zu trennen, was im Übrigen auch bei der Beurteilung anderer Künstlerinnen und Künstler mehr als ratsam ist.

11. August 2024

11. August 2024

Zwei Wochen Urlaub im Altmühltal und in der Oberpfalz waren wunderbar erholsam. Bei herrlichem Wetter standen zumeist schöne Wanderungen, der Besuch von bedeutenden Kulturstätten wie der Walhalla, des Klosters Weltenburg und natürlich das Einkehren in ein paar Biergärten auf dem Programm. Zudem hat viel Zeit fürs Lesen von Belletristik, z. B. “Der Ort” von Andreas Maier oder auch “Die Odyssee” von Lara Williams für angenehme Abwechslung gesorgt. Die bayrische, speziell die fränkische Gastronomie hat überdies große Vorzüge (Schäufele!). Um sich diese Erkenntnis per Gewichtsmessung durch eine humorlose Waage bestätigen zu lassen, braucht es ein entspanntes Gemüt. Doch darüber verfügt man nach solch einem Urlaub allemal.

Das Bild links zeigt mich vor der unteren Seitentreppe der Walhalla. Rechts die Büste von Richard Wagner (im Innenraum).

Pause bis zum 9. August 2024

5. Juli 2024

“Wenige Menschen beherrschen die Kunst, sich vor den richtigen Dingen zu fürchten.” So beginnt das Buch Schilf von Juli Zeh – ein Satz noch vor dem Prolog. Seltsam, dass er für mich etwas Heiteres an sich hat. Etwa in der Bedeutung, dass wir uns häufiger entspannen und nicht zu viele Gedanken machen sollten. Weniger beschäftigt mich die Frage, was denn die “richtigen Dinge” sind. (Wahrscheinlich, weil uns das früh genug gelehrt wird.) Im Film Head in the Clouds verführt eine junge Frau ihren Freund im Billardzimmer. Als er ängstlich fragt: “Was ist, wenn jemand kommt?”, antwortet sie lakonisch: “Wir waren zuerst da.”

2. Juli 2024

Dies ist, was ich am Theater so liebe: Dass alle Irrtümer der Welt korrigiert werden können, wenn auch nur für einen Abend.
Milo Rau (Regisseur, Provokateur, Schweizer)

30. Juni 2024

30. Juni 2024

Tomás Nevinson ist der letzte Roman von Javier Marías, dessen berühmtes Werk Mein Herz so weiß mich schon damals, 1992, als es herauskam, unfassbar beeindruckt hat. Jetzt also lese, nein, verschlinge ich sein letztes Buch, das 2022 erschien, im Todesjahr des Autors. Zahlreiche Rezensionen sparen zu Tomás Nevinson nicht mit Superlativen: Philosophisches Vermächtnis, spannender Thriller, Jahrhunderterzählung über Macht, Gewalt und Schuld, Lüge und Manipulation, Gewissen und Reue. Hartmut Wilmes formuliert es in der “Kölnischen Rundschau” besonders schön: “Eine Sprache, die wie Wasser über glatt geschliffene Kiesel rinnt und so süchtig macht, dass es fast gleichgültig scheint, wovon erzählt wird.” Ich erliege jedenfalls der Marías-Sucht erneut und bin über dieses unwiderstehliche 736-Seiten-Opus geradezu außer Rand und Band.

27. Juni 2024

In einem Spielfilm, der vor ein paar Tagen im Fernsehen lief, bezeichnete eine Frau die Beziehung zu ihrem Ex-Freund als “situationselastisch”. Das ist doch mal eine kreative Wortschöpfung! Ich merke mir das für den nächsten Opernkurs vor und werde es dort wie beiläufig unterbringen, z. B. bei der Besprechung von “Don Giovanni” oder “Rigoletto”.

23. Juni 2024

23. Juni 2024

Bei der Schönheit lebt oft Bosheit,
zur Schönheit eile niemand zu rasch!
Liebsein tut dem Herzen wohler,
dem Liebsein steht die Schönheit nach.
Liebsein macht die Frauen schön.
Das kann die Schönheit nicht vollbringen,
sie macht niemals jemand lieb.
Walther von der Vogelweide (um 1170 – um 1230)

20. Juni 2024

Im Kurs “Von Händel bis Henze” haben wir uns gestern mit der Ibéria von Isaac Albéniz beschäftigt, genauer gesagt mit dem ersten von vier Heften, auf welche die gesamte Komposition verteilt ist. Das Werk erschien 1908/09 und spielt in den Städten und Häfen Andalusiens. Die Stücke tragen teils spanische, teils französische Titel. Entgegen der weit verbreiteten Ansicht, das Werk sei für Gitarre komponiert, handelt es sich um einen hochvirtuosen Zyklus für Klavier – Albéniz war selbst ein erstklassiger Pianist und imstande, seine Kompositionen vollendet aufzuführen.

Die Musik verarbeitet Volksgesänge und Volkstänze Spaniens – geheimnisvoll und mysteriös, melancholisch und versonnen, munter und tänzerisch bieten die Sätze ein Kaleidoskop verschiedenster Stimmungen. Häufig sind die Figuren mit Ornamenten versehen, die arabisch klingen. Kein Wunder, hatte doch der Katalane Albéniz sich den spanischen Süden zur Heimat gewählt und sich selbst einen “Mauren” genannt. Eine grandiose Musik mit atemnehmender Tonmalerei, impressionistisch gefärbt und durchzogen von unwiderstehlichem Lokalkolorit. Wunderbar!

20. Juni, abends

Europameisterschaft. Spanien gegen Italien, eine halbe Stunde ist vorüber. Die Spanier spielen wie eine Katze, die einen Vogel erbeutet hat und ihr bekanntes grausames Schauspiel aufführt, bevor sie ihr Opfer endlich erlöst. Kapitän Morata hat einen erstklassigen Haarschnitt, und Kommentator Fuss wandelt sprachlich auf den Spuren von Marcel Reif, wie meistens. Noch immer 0:0.

15. Juni 2024

Das Kino, wie Hitchcock es praktiziert, zielt darauf, die Aufmerksamkeit des Publikums so auf die Leinwand zu konzentrieren, dass die arabischen Zuschauer aufhören, ihre Erdnüsse zu schälen, die Italiener ihre Zigaretten ausgehen lassen, die Franzosen nicht länger ihre Nachbarin befingern, die Schweden nicht mehr zwischen den Stuhlreihen vögeln, die Griechen – und so weiter.
François Truffaut (1932 – 1984)

Das deutsche Publikum wird von Truffaut im Zitat nicht erwähnt. Am letzten Donnerstag im Göttinger Méliès ist nach meiner Wahrnehmung auch niemand den aufgezählten Beschäftigungen nachgegangen.

13. Juni 2024

13. Juni 2024

Was meine Musik betrifft, beanspruche ich das letzte Wort; sonst würde ich es ablehnen, die Musik für den Film zu schreiben. Der Grund für diese Nachdrücklichkeit liegt darin, dass alle Regisseure – mit Ausnahme von Orson Welles, den große Musikkultur auszeichnet – sich wie ahnungslose Kinder aufführen. Würde dem Geschmack der meisten Regisseure gefolgt, wäre die Musik schrecklich. Ihnen geht jeder Geschmack ab. […] Hitchcock ist da sehr feinfühlig: Er lässt mich allein! Glücklicherweise, denn wenn es nach ihm ginge, würde er jeden Film mit “In a Monastery Garden” unterlegen.
Bernard Herrmann (1911 – 1975), Filmkomponist

11. Juni 2024

Etwa dreißig Zuhörerinnen und Zuhörer waren gestern in den Vortragssaal des Augustinums Kassel gekommen, um den Vortrag “Musik nach 1945” aus der Reihe Wendepunkte der Musikgeschichte zu hören. Ich hatte mit dem Cellokonzert Nr. 1 von Dmitri Schostakowitsch, dem Streichquartett Nr. 1 von Krzysztof Penderecki, der “Water Music” von John Cage und einem Ausschnitt aus der Oper “Aknathen” von Philip Glass verschiedene stilistische Richtungen und ebenso unterschiedliche Besetzungen gewählt. Durchaus erstaunlich war die Reaktion des Publikums: Zu den einzelnen Werken waren die Kommentare abwägend und differenziert, reichten von “gefällt mir überhaupt nicht” über “interessant, aber nicht schön” bis hin zu “beeindruckend”, letzteres vor allem bei Glass. Nach dem Vortrag gab es noch diverse Fragen, u. a. zur Notation, zur Rezeptionsgeschichte, auch zu musikethnologischen Aspekten. “Sie müssen unbedingt wiederkommen”, sagte eine ältere Dame zu mir. Wie schön, und das nach solch einem Programm!

4. Juni 2024

4. Juni 2024

Das merkwürdige Paradox ist, dass, wenn ich mich akzeptiere so wie ich bin, kann ich mich wandeln.
Carl R. Rogers

2. Juni 2024

“Heute gibt’s bei uns Hähncheninnenfilet”.
“Du machst jetzt auch den Genderquatsch mit? Früher haben wir einfach Hühner gesagt.”

30. Mai 2024

Im Kurs “Von Händel bis Henze” haben wir gestern die Metamorphosen für 23 Solostreicher von Richard Strauss gehört. Das Werk entstand 1945 innerhalb weniger Wochen kurz vor Ende des Krieges. Vor dem Hintergrund der menschlichen und kulturellen Verwüstungen nimmt Strauss Abschied von seinem Schaffen und der in Trümmern liegenden Welt. Die kompositorischen Bestandteile sind hinsichtlich der Satztechniken, insbesondere der Dynamik und der Themenverarbeitung kunstvoll und klangintensiv. Das Stück beeindruckt mit seinem schmerzlichen und verinnerlichten Ausdruck außerordentlich. Eine Teilnehmerin, die den Kurs seit Jahren besucht, war sich nicht sicher, “etwas derart Berührendes” überhaupt schon einmal gehört zu haben. Eine schönere, dankbarere Resonanz kann es kaum geben.

27. Mai 2024

27. Mai 2024

“Tyll”, ein Dreisparten-Projekt nach dem Roman von Daniel Kehlmann im Theater, sodann Kostproben zur anstehenden Premiere (1. Juni) von “Petticoat und Minirock”, einer Schlagerette mit Melodien der 50er und 60er Jahre und schließlich der Besuch der Fotoausstellung “Romy” mit über 300 Aufnahmen verschiedenster Situationen des legendären Filmstars (Kunsthalle, Kultur Bäckerei, bis 23. Juni)  – es war ein wahrlich abwechslungsreiches und wohltuendes Wochenende in Lüneburg. Wer Zeit und Lust hat, sollte sich eine oder mehrere dieser Gelegenheiten nicht entgehen lassen, die Stadt sowieso nicht.

22. Mai 2024

Nicht einmal die Wahrheit höchstpersönlich ist so überzeugend wie ein gut zementiertes Vorurteil.
Juli Zeh, Schriftstellerin und Juristin

Zwar weiß ich nicht, welche Erfahrung Juli Zeh diesen Satz hat formulieren lassen, doch findet er meine ungeteilte Zustimmung. In meinem Fall sind es immer mal wieder Glaubenssätze, die ich in Seminaren und Kursen zu Opern, einzelnen Komponisten oder auch Medienstars höre. Kürzlich habe ich gelesen, dass für viele Menschen Emotionen ausschlaggebend sind für ihre Ansichten und Überzeugungen. Fakten sind dem untergeordnet und spielen fast keine Rolle. Es ging dabei, glaube ich, um Wahlentscheidungen zur anstehenden Europawahl. Ich mache es weniger feierlich: Wer Mozart süß findet, dem kann ich kaum helfen.

21. Mai 2024

Gestern gingen die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen zu Ende. Es war ein großartiges Festival mi vielen berührenden Höhepunkten. Für mich selbst waren nach den bereits beschriebenen Konzerten zwei der letzten Veranstaltungen besondere Highlights, nämlich das Konzert in Duderstadt mit Musik aus alten Hansestädten und das Oratorium “Israel in Egypt” in der Göttinger Stadthalle. Beim ersten Konzert verdienten sich die jungen Musikerinnen und Musiker nach nur zweieinhalb Tagen des gemeinsamen Probens (Leitung Manfred Cordes) höchste Anerkennung für ihre klangschöne Darbietung, beim zweiten waren insbesondere das grandiose Vokalensemble des NDR (Leitung Klaas Stok) sowie das Göttinger Festspielorchester die Stars des Abends.

Heute lese ich im “Göttinger Tageblatt”, dass die erste Bilanz der Intendanz positiv ausfällt. Zu den über 70 Veranstaltungen des Festivals kamen mehr Besucher/-innen als im letzten Jahr, und viele Formate (darunter auch die Lunchkonzerte) wurden sehr gut angenommen. Das ist ganz wunderbar und macht schon jetzt Lust auf die Festspiele 2025!

17. Mai 2024

17. Mai 2024

Bei der Moderation der Lunchkonzerte mit Shunske Sato (Violine) und Michel Godard (Serpent) wurde mir wieder bewusst, dass wirkliche Ausnahmekünstler im Umgang unkompliziert, unverstellt und einfach sympathisch sind. Keine Allüren, keine Extravaganzen. Beide Künstler waren aufgeschlossene und wohltuend angenehme Gesprächspartner. Ihre künstlerische Klasse war bekannt und erwartbar, die Besonderheiten der persönlichen Begegnung rückten ihr musikalisches Können fast in den Hintergrund.

Heute Abend geht es – im Titel passend zu Pfingsten – zu “Veni Sancte Spiritus”, einem Konzert mit Festmusik aus alten Hansestädten. Im Historischen Rathaus Duderstadt spielt das Europäische Hanse-Ensemble (Ltg. Manfred Cordes) Werke von Leonhard Schröter, Andreas Hakenberger, Johann Julius Weiland, Marcin Mielczewski und Thomas Selle. Große Vorfreude!

13. Mai 2024

Illusions are important. What you foresee or what you remember can be as important as what really happens.
Javier Marías (1951 – 2022)

12. Mai 2024

12. Mai 2024

“Il Trionfo” – zweifellos war Händels frühes Oratorium, aufgeführt zur Eröffnung der diesjährigen Internationalen Händel-Festspiele Göttingen, ein veritabler Triumph – sowohl für die ausführenden Musikerinnen und Musiker wie für die organisatorisch Verantwortlichen, sowohl für das begeisterte Publikum als auch für die Musik selbst. Händel schreibt mit 22 Jahren eine unwiderstehliche, wie Laurenz Lütteken es in seinem Einführungsvortrag nannte, geradezu “einschüchternde” Musik, die diejenigen, die sie hören, so schnell nicht vergessen werden. Die Partitur strotzt vor frappierenden musikalischen Einfällen und harmonischen wie rhythmischen Kühnheiten. Händel schreibt später, während seines langjährigen Schaffens in England, auf andere Weise attraktiv, ja beeindruckend, doch nur noch selten so wie in “Il Tronfo del Tempo e del Disinganno” – stürmisch und verwegen, gleichzeitig hochsensibel und affektiv. Ein wunderbarer Abend, dank der berauschenden Musik und der sie darbietenden Künstlerinnen und Künstler!

mit Emöke Baráth
mit Intendant Jochen Schäfsmeier, G.F. Händel und Elisabeth Brinkmann

8. Mai 2024

Eine thematisch sehr abwechslungsreiche Arbeitswoche. Am Montag in der VHS Göttingen Hindemiths “Cardillac”, am Dienstag in der UDL Mendelssohns 2. und 3. Sinfonie, heute in der VHS Wetzlar Mozarts “Entführung aus dem Serail”, Wagners Vorspiel zu “Parsifal”, Bergs “Drei Orchesterstücke op. 6” und die Sinfonie d-Moll von César Franck. Am Freitag schließlich ein Blick auf “Die Italienerin in Algier” von Rossini.

Morgen beginnen die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen. Ich freue mich sehr darauf und bin beim Eröffnungskonzert um 19.00 Uhr in der Stadthalle dabei. Auf dem Programm steht das Oratorium “Il Trionfo del Tempo e del Disinganno”, das Händel 1707 während seiner Zeit in Italien komponierte. Die Besetzung ist erlesen, besonders freue ich mich auf Emöke Baráth und ihren wunderbaren Sopran, den ich schon vor ein paar Jahren in Caen, damals in einer Aufführung von Cavallis “Serse”, bewundern durfte.

1. Mai 2024

1. Mai 2024

Mayday
Hörtipp für heute und überhaupt: Erich Wolfgang Korngold (1897 – 1957), The String Quartets
(Doric String Quartet, Chandos Records 2010)

27. April 2024

Ich wünsche mir, dass Musik so im kulturellen Bewusstsein der Menschen sich verankern möge, dass sie einen ganz neuen Lebensfaktor bedeutet, eine neue Lebensqualität, wie sie noch nie existiert hat bisher, als ein allgemeiner seelischer Reichtum.
Hans Werner Henze (1926 – 2012)

24. April 2024

Die Filmmusik-Schreibwerkstatt am letzten Samstag in der VHS Magdeburg wirkt noch nach. Dialoge zu stumm geschalteten, zudem mit falscher Musik unterlegten Filmausschnitten zu schreiben, besser gesagt zu erfinden, ist durchaus anspruchsvoll. Es braucht dazu Fantasie, Kreativität, Beobachtungsgabe, sprachliches Ausdrucksvermögen und manches mehr. Die Teilnehmerinnen (der Kurs blieb leider ohne schreibende Männer) hatten viel Spaß an dieser Veranstaltung mit Experimentcharakter. Spannend: Nach dem selbst Erfundenen die Auflösung sehen und hören, mit dem originalen Text und der “richtigen” Musik. Heike Heinrich, Leiterin des Fachbereiches Kultur an der VHS sowie ausgewiesene Filmexpertin, hat den Workshop engagiert und mit Herzblut gemeinsam mit mir geleitet. Am Ende hat sie sich für eine Fortsetzung ausgesprochen. Die Teilnehmerinnen ebenso, ich auch. Na dann…

18. April 2024

18. April 2024

16. April 2024

Heute im “Sinfonien”-Seminar haben wir ein bisschen Hören geübt, genauer gesagt den Verlauf einer Sonatenhauptsatzform im Großen und Ganzen nachvollziehen zu können. Mit Mozarts beiden letzten Sinfonien hatten wir dazu fantastisches Material, wenngleich die “Jupiter” drei Kopfsatzthemen aufweist und somit nicht ganz lehrbuchgemäß daherkommt (was ist bei Mozart schon lehrbuchgemäß?). Ein paar rhythmische Übungen haben zum Verständnis durchaus beigetragen – was man selbst geübt hat, wird leichter wiedererkannt und verstanden.

Wir haben die Aufnahmen von 1991 mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Nikolaus Harnoncourt gehört. Das ist, nach so vielen Jahren, immer noch die packendste, kompromissloseste und zugleich musikalischste Einspielung, die ich kenne. Harnoncourts Abneigung, Mozarts Musik zu bagatellisieren, zu verharmlosen und auf langweilige Gefälligkeit zu reduzieren, hatte sich früh gezeigt. 1969, nach siebzehn Jahren als Cellist bei den Wiener Symphonikern, quittierte er den Orchesterdienst: “Ich habe die Partitur auf dem Pult liegen gehabt und mich gefragt: Warum wird hier eine Symphonie so dahinplätschernd gespielt, die die Hörer zu Mozarts Zeit bis ins Innerste aufgewühlt hat?” Sein Entschluss stand fest: So wollte er diese Werke “nicht ein einziges Mal mehr spielen”.

Seine Überzeugung, die Jupiter-Symphonie sei ein Stück, in dem sich Tragik und Glanz völlig die Waage halten, merkt man der Einspielung unmittelbar an. Die Musik nimmt sofort gefangen, betört und verschreckt, schmeichelt und schüchtert ein. Sie gehört zum Faszinierendsten und Größten, was die klassisch-romantische Sinfonik hervorgebracht hat. Davon sind heute Morgen ein paar Funken übergesprungen.

9. April 2024

When characters are drifting away from the “correct road”, or in fact from any road they were supposed to follow, they lose control, they find other goals… and possibly their real selves. All these moments of changes, of self-questioning, are like an engine to the films I make – that’s where lie the dynamics I’m interested in as a director.
Anne Fontaine

7. April 2024

7. April 2024

Einer meiner Lieblingsfilme, für alle Tage und jedes Wetter: Die grandiose Verfilmung der Erzählung “The Grandmothers” von Doris Lessing, eine französisch-australische Produktion von 2013, mit Naomi Watts und Robin Wright in den Hauptrollen. Regisseurin Anne Fontaine ist hier ein faszinierendes, verstörendes Meisterwerk gelungen – ein bodenloser Film über Tabus, Sehnsüchte, Begierden, Skrupel, Egoismen und manches mehr. Unbedingt anschauen!

4. April 2024

Some people are born to make great art and others are born to appreciate it. Don’t you think? It is a kind of talent in itself, to be an audience, whether you are the spectator in the gallery or you are listening to the voice of the world’s greatest soprano. Not everyone can be the artist. There have to be those who witness the art, who love and appreciate what they have been privileged to see.
Ann Patchett, Bel Canto

1. April 2024

1. April 2024

Vier schöne Tage in Potsdam liegen hinter mir – eine attraktive, geschichtsträchtige und sehr sehenswerte Stadt, für die ich gerne mehr Zeit gehabt hätte. Ein Besuch im Berliner Schillertheater, dem gegenwärtigen Ausweichquartier der Komischen Oper, mit Händels Oratorium Hercules in szenischer Darbietung (Regie Barrie Kosky), war der eigentliche Grund der Reise.

Doch so schön der Abend auch war, die kleinen und großen Entdeckungen in Potsdam haben am Ende dafür gesorgt, dass der Aufenthalt in sehr guter Erinnerung bleiben wird. Nicht nur Schloss Sanssouci, auch Spaziergänge im Holländischen Viertel (gastronomische Empfehlung: Zur Linde, Lindenstraße 18 – gemütliche alte Gaststube mit sehr guter Küche), verschiedene Antiquariate, Museen, Cafés und Kneipen (Hafthorn, Friedrich-Ebert-Str. 90, mit schwebendem Drachen und böhmischem Bier) haben vom Alltag abgelenkt und machen Lust auf mehr!

26. März 2024

Vorgestern zeigte ARD alpha die Produktion der Monteverdi-Oper L’Orfeo aus dem Staatstheater Nürnberg von 2020. Für die Aufführung hatte die damalige GMD Joana Mallwitz gemeinsam mit dem Dirigenten und Komponisten Frank Löhr eine eigene, neue Orchesterfassung entwickelt. Alte Instrumente und moderner Orchesterklang wurden dramaturgisch miteinander verbunden, so dass auch der klangliche Transfer der Handlung mit zahlreichen Bezügen zur heutigen Zeit mühelos gelang. Herausragend neben dem Klangkörper sangen und spielten insbesondere Martin Platz als Orfeo und Julia Grüter als Euridice. Leider gibt es die Produktion bisher nicht als DVD oder Blu-ray. Aber ein autorisierter Mitschnitt von ARD alpha tut es ja auch.

Pause bis zum 25. März 2024

6. März 2024

Schlichtheit muss kein Makel sein. Es gibt Klänge, die 350 Jahre alt, ohne raffinierte Technik zustande gekommen und immer noch für ein Remake gut sind. Und durch die Arbeit des Leipziger Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften weiß man jetzt auch: Es ist schon in Ordnung, wenn man das gut findet.
aus: deutschlandfunk.de/eine-oper-schreiben-heisst-keinen-anderen-ausweg-wissen-100.html

3. März 2024

Das Karikaturisten-Duo Achim Greser und Heribert Lenz wurde bereits mehrfach für seine über 25-jährige satirische Arbeit ausgezeichnet. Ihre scharfen politischen Karikaturen und der dabei oft unbequeme Blick auf die zeitgenössische Gesellschaft haben den Künstlern u. a. den Deutschen Karikaturenpreis und den Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen eingetragen. Seit heute nun sind Greser und Lenz auch Preisträger des Göttinger Elchs, Deutschlands einzigem Satirepreis. Die Auszeichnung fand am Vormittag im Deutschen Theater Göttingen statt. Die Laudatio hielt Fernsehmoderator und Entertainer Harald Schmidt. Seine etwa 40-minütige Performance war launig, frech und pointenreich – ein sehr vergnüglicher Vormittag auf hohem kabarettistischem Niveau!

1. März 2024

März

Es ist ein Schnee gefallen,
Denn es ist noch nicht Zeit,
Dass von den Blümlein allen,
Dass von den Blümlein allen
Wir werden hoch erfreut.

Der Sonnenblick betrüget
Mit mildem, falschem Schein,
Die Schwalbe selber lüget,
Die Schwalbe selber lüget,
Warum? Sie kommt allein.

Sollt ich mich einzeln freuen,
Wenn auch der Frühling nah?
Doch kommen wir zu zweien,
Doch kommen wir zu zweien,
Gleich ist der Sommer da.
Johann Wolfgang von Goethe

27. Februar 2024

27. Februar 2024

Mit insgesamt vierzig Teilnehmenden ging es am letzten Wochenende auf Opernreise nach Berlin. Auf dem Programm stand die Aufführung von Madama Butterfly von Giacomo Puccini in der Staatsoper Unter den Linden mit Sonya Yoncheva als Cio-Cio-San (“Butterfly”) und Stefan Pop als Marineleutnant Pinkerton in den Hauptrollen. Die Vorstellung stand unter der souveränen musikalischen Leitung von Domingo Hindoyan, der die Staatskapelle zu intensivsten, aufregendsten Klangfarben animierte und somit zum eigentlichen Star des Abends machte.

Auch für weitere Aktivitäten war Zeit, so z. B. für ein gemeinsames Abendessen im “Machiavelli” (Albrechtstraße, sehr zu empfehlen!) und eine dreistündige Rundfahrt durch die Hauptstadt. Das Foto zeigt die Gruppe, die sich aus Teilnehmenden meiner Kurse und Seminare der UDL Göttingen sowie der VHS Wetzlar zusammensetzte, auf den Treppenstufen des Berliner Doms.

21. Februar 2024

Orden sind mir wurscht, aber haben will ich sie.
Johannes Brahms

18. Februar 2024

18. Februar 2024

Ältere Menschen, die in regelmäßigen Abständen ins Theater gehen, Ausstellungen oder Konzerte besuchen, leben länger als Gleichaltrige, die dieses Hobby nicht teilen. Dieses Ergebnis ihrer Studie veröffentlichten Wissenschaftler in ihrem Fachblatt British Medical Journal (BMJ). Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass dieser Zusammenhang nicht allein dadurch zu erklären ist, dass Kulturinteressierte sich generell besserer geistiger und körperlicher Gesundheit erfreuen würden. Vielmehr sei das Interesse an kulturellen Veranstaltungen wie Konzerten von lebensverlängernder Wirkung.

15. Februar 2024

15. Februar 2024

Zur Vorbereitung auf die Opernreise nach Berlin und meinen einführenden Vortrag zu Madama Butterfly habe ich noch einmal das herrliche Buch von Michael Klonovsky über Puccini herausgesucht. Wer es nicht kennt, sollte es sich auch anderthalb Jahrzehnte nach seinem Erscheinen unbedingt zulegen. Eckard Henscheids Lob war und ist zu Recht überschwänglich: “Schwärmerischer, verschwärmter und zugleich kenntnisreicher, präziser und vorurteilsfreier hat bisher keiner über Puccini geschrieben.” Ein fabulöses Lesevergnügen!

14. Februar 2024

Zum Start des neuen Semesters an der VHS Wetzlar beschäftigen wir uns in allen drei Kursen mit der Wiener Klassik. In Mozart war ein Krokodil sehen wir den ersten Teil des Films “In search of Mozart” von Phil Grabsky (2006), in Von Händel bis Henze beschäftigen wir uns mit Beethovens 8. Sinfonie, und in Als ich in Gedanken komponierte, vergoss ich gelegentlich Tränen geht es um Haydns Sinfonie Nr. 88. Wir sehen dazu eine Dokumentation der Probenarbeit von Christoph von Dohnanyi mit dem Philharmonia Orchestra London.

9. Februar 2024

Zum Abschluss des Händel-Seminars an der UDL habe ich, sozusagen als Bonus, die weniger bekannte Arie “Tune your harps” aus Esther aufgelegt. Mark Padmore singt diese wunderbare Arie begleitet von The English Concert unter Andrew Manze (CD “As steals the morn…”, harmonia mundi 2007) so sensibel und feinnervig, dass man sich dem betörenden Charme der Musik einfach nicht entziehen kann. Schon als Jugendlicher war ich von Händel begeistert, und dieses Gefühl ist mir über all die Jahre erhalten geblieben. Durch das UDL-Seminar habe ich mich noch einmal neu und intensiv mit Händels Opern befasst und habe dabei einen so nicht erwarteten Schub erlebt. Bis jetzt habe ich immer “Monteverdi, Mozart und Verdi” geantwortet, wenn nach den drei größten Opernkomponisten gefragt wurde. Das würde ich mir jetzt schwer überlegen und vermutlich sagen: “Die Frage ist falsch gestellt, denn es sind vier.”

5. Februar 2024

Alles, was wir am Menschen bewundern, Edelmut, Güte, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Anstand, Mitgefühl, Herz, führt in unserem Gesellschaftssystem nur zu Fehlschlägen. Während alle Eigenschaften, die wir angeblich verachten, Härte, Raffsucht, Selbstsucht und Charakterlosigkeit, zum Erfolg beitragen. Jenen guten Eigenschaften gilt die Bewunderung der Menschen, doch was sie mit Vorliebe produzieren, sind diese grundschlechten.
aus: John Steinbeck, Straße der Ölsardinen (1945)

3. Februar 2024

3. Februar 2024

Richard Tuff, Harbour Boats

31. Januar 2024

Als Schriftstellerin interessiert mich kollektives Unterbewusstes sehr viel mehr als die eigene Biografie. Warum steht gerade eine ganze Generation mit einem Bein in der Klapse? Das sind keine individualpsychologischen Probleme, das ist ein gesellschaftliches Phänomen.
Helene Hegemann

29. Januar 2024

29. Januar 2024

Im Helbling Verlag ist soeben die CD the flutefancier’s delight erschienen – eine aparte Zusammenstellung von hoch- und spätbarocker Blockflötenkunst in England, interpretiert von Solistin Magdalena Spielmann und dem Ensemble Acanthus Baroque. Es ist, um es gleich vorweg zu sagen, eine grandiose Einspielung hinsichtlich der ausgewählten Werke und deren Interpretation.

Die CD enthält in England zur Barockzeit gespielte Stücke und zeigt dabei den Hauptgrund für ihre musikalische Vielfalt auf, nämlich die Verquickung von britischer Tradition mit Stilelementen aus Frankreich, Italien und Deutschland. Suiten und Sonaten von Babell, Matteis, Bononcini, Händel und Paisible werden durch Stücke anonymer Komponisten ergänzt, die vom Ensemble kunstvoll arrangiert wurden.

Die europaweit konzertierende Magdalena Spielmann und das 2021 gegründete Ensemble Acanthus Baroque präsentieren sich als technisch brillante Interpreten mit ausgeprägtem Sinn für musikalische Rhetorik. Überraschende Schlüsse ohne Ritardando, halsbrecherische Figurationen und kunstvolle Ornamentik wechseln ab mit versonnenen und klangverliebten Passagen, mehr erfühlt als gespielt, ohne Taktstriche, sozusagen „zeitlos“ – wunderbar!

Besondere Erwähnung verdient die Bearbeitung der Arie „Ah! Mio Cor!“ aus dem zweiten Akt von Händels Oper „Alcina“. Mit Geschmack und Stilkenntnis übernimmt Magdalena Spielmann hier die originale Sopranpartie und trifft die musikalisch artikulierten Affekte punktgenau – in der Opernszene wird Alcina von ihrem Geliebten Ruggiero verlassen und ist zwischen Liebe und Rache hin- und hergerissen.

Last but not least macht neben dem hohen Repertoirewert auch das detaillierte und instruktive Booklet the flutefancier’s delight nicht nur für Barockfans zum veritablen Geschenk.

25. Januar 2024

Ernste Musik hat eine wichtige innere Aufgabe. Sie stellt die notwendige Distanz zur Außenwelt her. Ich persönlich leide unter der Außenwelt. Das Leben ist sehr interessant, aber oberflächlich.
Sofia Gubaidulina (* 1931), Komponistin

23. Januar 2024

23. Januar 2024

Zur Vorbereitung unserer Opernreise nach Berlin habe ich am letzten Samstag einen kleinen Ausflug in die Hauptstadt unternommen. Auf dem Programm stand u. a. das Aussuchen eines Restaurants für den Ankunftstag (wir werden im Machiavelli in der Albrechtstraße sein), das Ablaufen von Fußwegen (vom Hotel Leonardo Berlin Mitte bis zur Staatsoper sind es 14 Minuten) und ein Bummel in der Bergmannstraße. Wie sagt mein Sohn: “Ein schöner Beruf – man fährt nach Berlin, geht schön essen und trinken und spaziert durch die Stadt.” Nun, ganz so ist es zwar nicht, doch ich will nicht groß widersprechen.

19. Januar 2024

Regierungen sind Segel, das Volk ist Wind,
der Staat ist Schiff, die Zeit ist See.
Ludwig Börne (1786 – 1837)

17. Januar 2024

Endlich bringt die ZEIT heute den Artikel, auf den ich so lange gewartet habe. Unter der Überschrift “Eine Ehrenrettung der Ampel” analysiert der promovierte Politik- und Kommunikationswissenschaftler Sasan Abdi-Herrle das, was er in wenigen Sätzen zu Beginn wie folgt zusammenfasst: “Immer kräftig drauf: Ampelkritik ist in Mode, quer durch alle Milieus. Dabei ist Regieren in diesen Zeiten ein irres Geschäft. Zeit für etwas Demut.”

Ein wichtiger, richtiger, sehr lesenswerter, dazu absolut überfälliger Text. Und beinahe ausnahmslos Zustimmung im Forum. Dass ich das noch erleben darf…

14. Januar 2024

Bisweilen ist es mir ganz angenehm, wenn ich bei Vorträgen über herausragende Künstlerpersönlichkeiten emotional nicht zu sehr involviert bin. Gestern zum Beispiel, beim nachgeholten Vortrag zum 100. Geburtstag von Maria Callas, konnte ich problemlos Sequenzen aus Interviews zeigen, bei denen die Diva einen ziemlichen Schmarrn von sich gegeben hat. Zu sagen, ein Künstler müsse immer den Komponisten wiedergeben, dürfe dessen Notentext im Bedarfsfall aber auch kürzen oder korrigieren, ist kaum diskutabel. Ebenso wenig nachvollziehbar ist ihre Feststellung, Puccini habe zwar der Seele viel Gutes, der Stimme jedoch viel Schlechtes gebracht. Ich hatte nicht das Bedürfnis, diese Ansichten aus einer Art Bewunderungshaltung heraus rechtfertigen oder schönreden zu müssen, im Gegenteil. Wie viele von uns ihre Hausheiligen haben, so habe ich die meinen. Maria Callas gehört nicht dazu, und das war gestern ganz hilfreich.

10. Januar 2024

“Die Schweden sind keine Holländer.” Von allen Zitaten, die in diesen Tagen Franz Beckenbauer zugeschrieben werden, ist dies das schönste. Bei den vielen Rückblicken auf sein Leben wurden natürlich auch andere hübsche Bonmots Beckenbauers wiedergegeben, z. B. dass es nur eine Möglichkeit gebe, nämlich Sieg, Unentschieden oder Niederlage.

Besonders gefreut hat mich bei der Zusammenstellung unvergessener Spielszenen, dass neben eleganten Pässen, Freistößen und Toren auch sein Foul an Stan Libuda (“An Gott kommt keiner vorbei – außer Libuda”) im Spiel gegen Schalke 04 gezeigt wurde. Sehr sympathisch: Selbst der Kaiser konnte den König des Dribblings nur mit unerlaubten Mitteln stoppen.

Leider nicht zu sehen – ich weiß nicht mehr, in welchem Spiel es passierte – war der Moment, in dem Beckenbauer im Mittelfeld den Ball führt, keine Anspielstation findet, daraufhin den Ball einfach liegen lässt und sich auf den Weg zurück in die eigene Abwehr macht. Ein Freund sagte mir heute, übertragen auf die Musik könnte so ein Einfall nur von Mozart sein.

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