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2023

22. Dezember 2023

22. Dezember 2023

Allen Leserinnen und Lesern frohe Festtage und für 2024 alles Gute, vor allem Gesundheit und Zufriedenheit!
Ihr und Euer
Thomas Sander

20. Dezember 2023

Heute und morgen in den VHS-Kursen steht ausschließlich Advents- und Weihnachtsmusik auf dem Programm. Wir hören Musik aus verschiedensten Regionen und Epochen:

Maciej Wronowicz (ca. 1645 – ca. 1700), “In dulci jubilo”
Erwin Horn (* 1940) Intonation, Meditation und Nachspiel über “O Heiland, reiß die Himmel auf”
Camille Saint-Saëns (1835 – 1921) Oratorio de Noël (Auszüge)
Igor Strawinsky (1882 – 1971), Choral-Variationen über “Vom Himmel hoch”
Marc-Antoine Charpentier (1643 – 1704), Antiennes “O” de l’Avent (Auszüge)
Otto Nicolai (1810 – 1849), Weihnachtsouvertüre
Benjamin Britten (1913 – 1976), “Men of Goodwill”, Variations on a Christmas Carol for orchestra
Olivier Messiaen (1908 – 1992), Vingt regards sur L’Enfant Jésus, Nr. 18 “Regard de l’onction terrible”

17. Dezember 2023

wochenende

du kamst freitagnachmittag
als ich grade
lotto spielen gehn wollte
wir blieben zuhause
und hatten sechs richtige

aus: Betteln und Hausin verboten!
Epigramme von Manfred Hausin (* 1951)

13. Dezember 2023

Gestern habe ich im Seminar einen der schönsten Chorsätze des frühen 17. Jahrhunderts vorgestellt: “Nu bede vi den Helligånd” von Mogens Pedersøn (1585 – 1623), der als Stipendiat des dänischen Königs Christian IV. bei Giovanni Gabrieli in Venedig studierte und dort Kommilitone von Heinrich Schütz (1585 – 1672) war. Zwischen Pedersøn und Schütz bestand lebenslanger Kontakt.

“Nu bede vi den Helligånd” besticht durch elegante Stimmführung in einer aparten Kombination von Homophonie und Polyphonie, was die Gleichzeitigkeit von Ruhe und Bewegung erzeugt. In der Aufnahme mit dem Ensemble Ars Nova unter Leitung von Bo Holten verströmt der Satz einen zarten, betörenden Duft, dem sich kaum jemand entziehen kann.

11. Dezember 2023

11. Dezember 2023

Gestern nach der Vorstellung: Max (?) und Moritz (v. l.)

9. Dezember 2023

08.55 Uhr, ICE nach Augsburg. Heute Christkindlesmarkt, morgen Besuch der Fuggerei und danach “Max und Moritz” im Staatstheater (Moritz: John Sander). Allen einen schönen 2. Advent!

6. Dezember 2023

6. Dezember 2023

Nikolaus der Gute kommt mit einer Rute,
greift in seinen vollen Sack – dir ein Päckchen – mir ein Pack.
Ruth Maria kriegt ein Buch und ein Baumwolltaschentuch,
Noske einen Ehrensäbel und ein Buch vom alten Bebel,
sozusagen zur Erheiterung, zur Gelehrsamkeitserweiterung.

Marloh kriegt ein Kaiserbild und nen blanken Ehrenschild.
Oberst Reinhard kriegt zum Hohn die gesetzliche Pension.
Tante Lo, die, wie ihr wisst, immer, immer müde ist,
kriegt von mir ein dickes Kissen. Und auch hinter die Kulissen
kommt der gute Weihnachtsmann, nimmt sich mancher Leute an,
schenkt da einen ganzen Sack guten alten Kunstgeschmack.

Schenkt der Orska alle Rollen Wedekinder, kesse Bollen –
(Hosenrollen mag sie nicht: dabei sieht man nur Gesicht…).
Der kriegt eine Bauerntruhe, Fräulein Hippel neue Schuhe,
jener hält die liebste Hand. Und das Land? Und das Land?
Bitt ich dich, so sehr ich kann: Schenk ihm Ruhe – lieber Weihnachtsmann!
Kurt Tucholsky (1890 -1935)

4. Dezember 2023

4. Dezember 2023

Yver, vous n’estes qu’un villain;
Esté est plaisant et gentil,
En tesmoing de may et d’avril
Qui l’accompaignent soir et main.

Esté revest champs, bois et fleurs,
De sa livrée de verdure
Et de maintes autres couleurs,
Par l’ordonnance de nature.

Mais vous, yver, trop estes plain
De nège, vent, pluye et grézil;
On vous deust banir en éxil.
Sans point flater, je parle plain.

Die Verse stammen von Charles d’Orléans (1394 – 1465), einem der prominentesten französischen Lyriker des Mittelalters. Über vier Jahrhunderte später hat Claude Debussy (1862 -1918) den Text, der mir aus der Seele spricht, in hinreißender Weise für vierstimmigen gemischten Chor vertont.

29. November 2023

Von einem Arzt kann man nicht erwarten, dass er Gesunde sympathisch findet.
Michel de Montaigne (1533 – 1592), Philosoph und Essayist

27. November 2023

27. November 2023

23. November 2023

Heute befassen wir uns in der VHS Wetzlar mit der Oper “Das Labyrinth – Der Zauberflöte zweyter Theil” von Peter von Winter. 1798, also sieben Jahre nach dem Erscheinen der bekannten und sehr erfolgreichen “Zauberflöte”, versuchte sich Textdichter Emanuel Schikaneder gemeinsam mit Komponist Peter von Winter an einer Fortsetzung der Handlung. Ein vergleichbarer Triumph wie ein paar Jahre zuvor stellte sich jedoch nicht ein. Nur wenige Versuche, dem Stück zum Erfolg zu verhelfen, sind dokumentiert. Bei den Salzburger Festspielen 2012 wurde es dann im Residenzhof wieder aufgeführt. Namhafte Solisten standen zur Verfügung, darunter Michael Schade und Christof Fischesser. Ivor Bolton, ausgewiesener Experte, dirigierte das Mozarteumorchester Salzburg. Die Musik ist schön, gefällig und wohlklingend. Doch sie ist, und das ist deutlich zu hören, leider nicht von Mozart.

22. November 2023

Nachdem ich in den letzten drei Tagen auf schach.de jede Blitzpartie verloren habe, konnte ich gerade beim Wissenstest des Tages auf ZEIT ONLINE sechs der acht Fragen richtig beantworten (Durchschnitt fünf). Ich entspanne mich und denke an einen der Lieblingssätze von Huub Stevens: “Man musse zufriede sein.”

19. November 2023

Das “Hope Café” in Göttingen heißt jetzt “Café Hoffnung”. Über den Namenswechsel war ich anfangs leicht irritiert, ehrlich gesagt, doch ein Blick ins Internet beruhigte mich: Das “House of Hope” betreibt nach wie vor sein “Hope Center”, den “KidsClub” und die “Gronergirls”. Und es ist auf zwei weiteren Gebieten tätig: Dem “Disaster Relief” und dem “Social Entrepreneurship”. Das alles gibt womöglich Help und Support, doch für Hoffnung muss man ins Café.

17. November 2023

Man soll seinen Plänen nicht zu viel vertrauen, hat doch das Geschick seine eigene Vernunft.
Petronius Gajus Arbiter (10 – 66), römischer Dichter

16. November 2023

16. November 2023

Als bekennender Freund guter Wirtshäuser und Gaststuben habe ich mit Freude das Buch Das Gasthaus: Ein Heimatort von Erwin Seitz entdeckt. Die einschlägigen Rezensionen loben die Bandbreite der Gasthaus-Historie, ja der Gastrosophie insgesamt. Seitz, gelernter Metzger und Koch, zudem studierter Germanist, Kunsthistoriker und Philosoph, beschreibt Formen der Gastlichkeit in Klöstern und Altstadtstuben, in Hotels, in Brauhäusern und Dorfgasthöfen sowie in zahlreichen weiteren gastronomischen Einrichtungen mit deutscher Küche. Nicht zu kurz kommt die Würdigung des sozialen Faktors wirtshäuslicher Gemütlichkeit. Insel-Verlag 2021, geb., 136 Seiten, 14 Euro.

12. November 2023

Im Flugzeug, zehntausend Meter
Über der Erde, verfluch ich den Geist
Der Erfinder, den ich doch lob
Hat mich erst wieder die Erde zurück
Volker von Törne (1934 – 1980), Epigramm 

9. November 2023

9. November 2023

7. November 2023

Gabriel Faurés Kammermusik sei gekennzeichnet durch “parfümfreien Charme”, meint der renommierte Buchautor Volker Hagedorn. Selbst Musiker, somit vom Fach, charakterisiert Hagedorn Faurés Musik auf eine Weise, die er für dessen Requiem wohl kaum gewählt hätte. Die von sanfter Melancholie und milder Trauer, gleichwohl von Vertrauen und Zuversicht durchwirkte Totenmesse hat eben dieses französische “Parfüm”, dem sich kaum eine Zuhörerschaft entziehen kann. So auch heute Vormittag beim UDL-Seminar mit geistlicher Musik, wo wir die von Fauré erstellte zweite, erweiterte Fassung gehört haben. Kein Klangrausch, kein Schwelgen in Orchesterfarben – stattdessen eine ruhige, friedvolle Musik mit dem Bild eines Todes ohne Stachel. Komponiert 1887, und zwar, wie er selbst sagte, “zum Vergnügen”.

4. November 2023

4. November 2023

Arnon Grünberg ist einer meiner Lieblingsautoren. Seine Bücher, zumeist Romane, wurden vielfach ausgezeichnet und mittlerweile in über 40 Sprachen übersetzt. Ich bewundere seine Erzählkunst, insbesondere den lakonischen Humor, die zuweilen absurd-groteske Komik in der Schilderung des Alltäglichen und den tiefen Ernst, mit dem er das scheinbar Leichte spielerisch verbindet. Beim diesjährigen Göttinger Literatur Herbst hatte ich Gelegenheit, Arnon Grünberg persönlich zu begegnen und mit ihm zu sprechen – ein für mich sehr besonderer Moment.

1. November 2023

Frage: Was sollten Graffiti-Sprayer möglichst nicht haben?
Antwort: Lackdose-Intoleranz
Dr. Manuel Hobiger gestern in “Gefragt – Gejagt”

30. Oktober 2023

30. Oktober 2023

Während der letzten zehn Tage hatte ich Gelegenheit, in mehreren Städten und unterschiedlichen Bildungseinrichtungen Vorträge, Seminare und Kurse anzubieten. Nach dem Auftakt in der UDL Göttingen zum Thema “Flüsse und Meere, Regen und Eis. Über das Wasser in der Musik” am 20. Oktober in der Universität mit 140 Hörer/-innen begannen in der letzten Woche die Seminare “… und alsbald krähte der Hahn” sowie “Händel-Opern”.

Auftaktveranstaltung der UDL (UDL – Universität des Dritten Lebensalters Göttingen e.V.) am 20.10.2023 im ZHG der Universität Göttingen mit einem Vortrag zum Thema „Flüsse und Meere, Regen und Eis. Über das Wasser in der Musik.“ Foto: Peter Heller

Die Veranstaltungen in der VHS Gütersloh mit “Rhapsody in Music – George Gershwin zum 125. Geburtstag” (Kultur um halb vier) und “Operette sich, wer kann!” (Senioren-Uni) waren gut besucht, ebenso der Crash-Kurs Oper an der Bayerischen Musikakademie Hammelburg am letzten Samstag. Kleine Belohnung: 2021er Silvaner und Riesling direkt vom Weinhandel Müller vor Ort.

25. Oktober 2023

Im Aufbruch zur VHS nach Gütersloh. Am Nachmittag halte ich den Vortrag “Rhapsody in Music – George Gershwin zum 125. Geburtstag”, morgen dann das Seminar “Operette sich, wer kann!” in der Senioren-Uni. Seit mittlerweile über 20 Jahren bin ich für die Gütersloher VHS im Einsatz, in der Regel mit Seminaren und Vorträgen. Es macht immer noch Spaß – nicht zuletzt, da den Verantwortlichen im Hause an Kultur wirklich gelegen ist und man sich ernsthaft für entsprechende Inhalte interessiert. Darüber hinaus kennt mich der Großteil der Zuhörerschaft aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit. So ist es für mich immer wieder eine Art Heimspiel. Wie schön!

22. Oktober 2023

22. Oktober 2023

19. Oktober 2023

Mein Vortrag morgen Vormittag zur Semestereröffnung der UDL ist eine komprimierte Fassung des Tagesseminars, das zum selben Thema vor ein paar Wochen an der VHS in Wetzlar bereits stattgefunden hat. Auf dem Programm stehen Werke von Telemann, Ravel, Takemitsu, Rautavaara und Smetana. Verzichten werde ich auf Händel (seine “Wassermusik” würde ganz anders heißen, wäre sie nicht auf Schiffen zur Fahrt auf der Themse gespielt worden), Schubert (die “Forelle” hat mit dem Wasser nichts zu tun, außer dass sie darin schwimmt) und Johann Strauß (die “schöne blaue Donau” ist eine hübsche Walzerfolge, das Wasser spielt in ihr keine Rolle). Auch “Yellow Submarine” und “Singin’ in the Rain” haben morgen keinen Platz.

Besonders freue ich mich auf Rain Coming von Takemitsu. Das etwa siebenminütige Stück beschreibt die eigenartige Stimmung, die man wahrnimmt, wenn ein Regenschauer in der Luft liegt, dieser aber noch nicht begonnen hat. Das Werk ist geschrieben für ein kammermusikalisches Ensemble. Es bietet eine Art Stilmixtur und legt sich dabei nicht endgültig fest. “Mal erinnert es an weichen Jazz, mal an die Klangsprache von Claude Debussy, mal ist es expressiv atonal. Dennoch tritt Rain Coming als geschlossenes Ganzes auf und schließt in einem warmen Schlussakkord.” (Schott-Music)

17. Oktober 2023

17. Oktober 2023

14. Oktober 2023

9.02 Uhr, ICE nach Nürnberg. Morgen im Staatstheater meine Lieblingsoper: La Calisto von Francesco Cavalli.

11. Oktober 2023

Wenn du vor einer Schildkröte stehst, und es sagt dir einer, die ist jetzt 260 Jahre alt, dann hast du schon einen Respekt. Du kannst allerdings auch sagen: 260 Jahre lang bloß Salat fressen, das ist die andere Seite der Medaille.
Gerhard Polt

10. Oktober 2023

Im VHS-Opernkurs habe ich gestern zwei Einspielungen von Mozarts Entführung aus dem Serail dabei, die eine von 2011 aus dem Liceu in Barcelona (Leitung Ivor Bolton, Regie Christoph Loy), die andere von 2013 aus dem Hangar-7 in Salzburg (Leitung Hans Graf, Regie Adrian Marthaler). Über Geschmack lässt sich streiten, oder eben auch nicht. Dass sich die ausgefeilte Personenführung von Christoph Loy nicht jedem sofort erschließt, ist nicht verwunderlich. Auch dass ungeübtere Ohren für die Entdeckung von Mozarts Geniestreichen im Finale des 2. Aktes mehrere Hörhilfen benötigen, ist verständlich. Dafür und für anderes mehr ist der Kurs ja da. Bleibe ich bei der Musik und spreche über Tonarten, Halbschlüsse, Arien und Strophenlieder, wechselnde Tempi etc., gibt es keine Geschmacksretouren oder Reklamationen. Bei den Bildern stellt sich das ganz anders dar. Unsereins muss sich immer wieder daran gewöhnen (wenn das überhaupt möglich ist), dass Vorbehalte und Aversionen gegenüber modernen Transfers bisweilen tief verwurzelt und für so manche Teilnehmer nur schwer zu überwinden sind. Eine Oper auf dem Flughafen, ja, wo gibt’s denn sowas? Worin soll denn da der Nutzen bestehen? Wenn ich einen Flieger sehen will, fahre ich zum Flughafen…

Was Oper heute für uns bedeuten kann, in einer gegenüber der Zeit der Uraufführung so völlig veränderten Welt, mit anderen Mitteln und Formen von Kommunikation, verfügbarem Wissen bis hin zu KI, Technik, Handel, Verkehr und vielem mehr, dabei gleichwohl mit zeitlosen, immerwährenden, uns allzu bekannten Emotionen, Obsessionen und Träumen – sich diesem Gedanken zu öffnen, ist für viele oft schwer. Herbert Lachmayer spricht – übrigens nicht zufällig in Zusammenhang mit Mozart – von der “Bühne unserer möblierten Psyche”. Unsere Psyche können wir nicht einfach rausschmeißen, die Möblierung schon.

5. Oktober 2023

Da ich Brauhäuser schätze, war mir der Besuch im “Konrads” in Oberbiel gestern ein Vergnügen. Es gab Rösti mit Speck und Spiegelei, dazu ein Helles vom Fass. Die Alternative wäre ein türkisch geführtes Restaurant in Wetzlar gewesen. Das Essen dort ist gut, doch es gibt aus Glaubensgründen kein Bier. Das gefällt mir weniger. Für mich hat Gastronomie mit Genuss zu tun, nicht mit Religion. Nun könnte man ketzerisch sagen, auch bayerische Brauhäuser seien auf ihre Art eine Religion, aber lassen wir das. Nach anstrengenden Arbeitstagen schmeckt mir ein frisches Bier, und ich bin dann gerne dort, wo es das auch gibt.

3. Oktober 2023

3. Oktober 2023

Zurück von einem schönen, langen und erfolgreichen Wochenende. Am letzten Freitag mein erster Kurs an der Akademie für Ältere in Heidelberg mit einem Vortrag zum Thema “Oper von den Anfängen bis Mozart”. Ein interessierter Kreis von Opernfreunden zeigte sich angetan und wünscht sich ein Wiedersehen – sehr gerne! Am Samstag dann der Heidelberger Herbst mit Musik, Kleinkunst, Flohmarkt und dem Besuch einschlägiger Gastronomie. Bei herrlichem Wetter war der Bummel durch die Altstadt eine wunderbare Entspannung!

Heute dann ein Ausflug nach Ebergötzen ins Wilhelm-Busch-Museum und anschließend Zwetschgenstreusel und Kaffee in der “Auszeit”. Morgen wieder Alltag, alles gut.

26. September 2023

Liebe erblüht im Staunen einer Seele, die nichts erwartet. Und sie stirbt an der Enttäuschung des Ichs, das alles fordert.
Gustave Flaubert (1821 – 1880)

21. September 2023

21. September 2023

18. September 2023

Bei meinem letzten Kinobesuch gab’s Barbie, das war im Nachhinein unnötig, jedenfalls für mich. Gestern nun habe ich Fallende Blätter (2023) von Aki Kaurismäki gesehen. Ansa und Holappa, zwei einsame Großstadtseelen, suchen immer noch die große Liebe und finden sie vielleicht. Melancholisch, mit lakonischem Humor, sehr aufmerksam und detailreich fotografiert. Sehenswert! Unfreiwillig komisch ist dagegen der Hinweis auf filmstarts.de, Fallende Blätter sei nach Schatten im Paradies (1986), Abgebrannt in Helsinki (1988) und Das Mädchen aus der Streichholzfabrik (1990) “der vierte Teil der Proletarier-Trilogie von Aki Kaurismäki.” Irgendwie erinnert mich das an den Spruch des legendären Fußballtrainers Fritz Langner: “Ihr fünf spielt jetzt vier gegen drei.”

13. September 2023

Noch vor dem erwähnten Vortrag zu Komponisten in und aus Wetzlar im Oktober steht schon in der nächsten Woche ein besonderer Termin an. Die Phantastische Bibliothek Wetzlar hat dazu folgenden Text herausgegeben:

Donnerstag, 21. September 2023 und weitere Donnerstage
Phantastische Bibliothek Wetzlar
Märchen der Romantik

Zu einem märchenhaften Abend laden am 21. September 2023 um 19.30 Uhr die Phantastische Bibliothek Wetzlar und der Kulturförderring Wetzlar e.V.: Mit einem musikalischen und schauspielerischen Highlight eröffnen sie so die Ausstellung „Romantische Märchen“ der Berliner Künstlerin Renate von Charlottenburg. Dazu werden Thomas und John Armin Sander auf der Grundlage des Grimm’schen Märchens „Die zertanzten Schuhe“ eine musikalisch interpretierte szenische Lesung halten. Thomas Sander zählt musikalisch zum Wetzlarer Urgestein, hat er doch von 2004 bis 2021 die Musikschule Wetzlar geleitet und in dieser Zeit auch mit unvergesslichen musikalischen Auftritten sein Publikum begeistert. Sein Sohn John Armin Sander ist nach seinem Schauspiel-Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt bereits an verschiedenen Schauspielhäusern aufgetreten und wird mit der kommenden Spielzeit ans Staatstheater Augsburg wechseln. Bei ihren gemeinsamen Auftritten bringt das gut aufeinander eingespielte Duo Text und Musik in einen harmonischen und dabei doch spannungsgeladenen Einklang.

Renate von Charlottenburg begeistert seit 2012 die Kunst- und Märchenwelt mit ihren feinen und symbolhaften Zeichnungen, die eine wunderbare Möglichkeit bieten, das Wesen der Dinge hinter dem scheinbar Trivialen zu entdecken und sich daran zu erfreuen. Ihre Bilder werden den gesamten Lesezyklus „Märchen der Romantik“ begleiten, der bis in den November 2023 die bekanntesen Märchen von Tieck über Brentano bis Hauff zu neuem Leben erweckt. Die Künstlerin selbst wird ihre eigenen Märchen am 2. November vorlesen.

Die Lesungen können gegen einen Eintritt von 8,- € (ermäßigt 5,- €) einzeln oder im Abonnement gegen 40,- € (vergünstigt 35,- €) besucht werden. Außerdem gibt es ein kleines Kontingent an Freikarten für Menschen, denen der Besuch der Veranstaltungsreihe aus Kostengründen nicht möglich ist. Anmeldungen sind unter mail@phantastik.eu oder telefonisch unter 06441-4001-0 möglich.

11. September 2023

Heute von hier aus nur eine kurze Erinnerung an 9/11, darüber hinaus ein Gruß an Franz Beckenbauer zum 78. Geburtstag mit besten Genesungswünschen!

Jetzt ein paar Informationen in eigener Sache, zum Termin am 12. Oktober. Auf Einladung des Wetzlarer Geschichtsvereins e.V. spreche ich zum Thema Musik und Musiker in und aus Wetzlar – Beispiele aus drei Jahrhunderten in der Alten Aula, Obertorstraße 20 in 35578 Wetzlar. Beginn ist um 19.30 Uhr. Es gibt Portraits von Theodor von Schacht (1748 – 1823), Gustav Adolf Schlemm (1902 – 1987) und Karl-Wieland Kurz (*1961). Herzliche Einladung!

6. September 2023

Heute sind die Jeux d’eau von Maurice Ravel gekommen, ein Baustein für mein Seminar “Flüsse und Meere, Regen und Eis. Über das Wasser in der Musik”. In einer Aufnahme von 1977 spielt Martha Argerich dieses etwa fünfminütige Klavierstück, über das Ravel selbst äußerte, es sei “inspiriert vom Geräusch des Wassers und den musikalischen Lauten, die bei Springbrunnen, Kaskaden und Bächen zu hören sind.” 1901 komponiert und nur ein Jahr später uraufgeführt, war die Komposition von Anfang an ein rauschender Erfolg. Ravel wurde damit auf einen Schlag einer der führenden Komponisten Frankreichs. Es ist schön, dass die Aufnahme als DVD erschienen ist, was uns Gelegenheit gibt, die enormen technischen Herausforderungen wie z. B. das Spielen zweier Tasten mit einem Daumen, das Ineinandergreifen der Hände, Glissandi, Akkordtriller und manches mehr nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen.

5. September 2023

Beide schaden sich selbst: Der zuviel verspricht und der zuviel erwartet.
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

4. September 2023

4. September 2023

29. August 2023

29. August 2023

Das Opernhaus Zürich zeigt im Dezember dieses Jahres und im Januar 2024 eine Neuproduktion von Rameaus Oper Platée. In der Inszenierung der niederländischen Regisseurin Jetske Mijnssen leitet die französische Barockspezialistin Emmanuelle Haïm ein hochkarätiges Ensemble von Instrumentalisten, Sängern und Tänzern. Das Opernhaus schreibt völlig zu Recht auf seiner Webseite, Rameaus Musik sei “schlichtweg hinreißend, vielschimmernd und ungeheuer plastisch.” Und dann sinngemäß, jedoch nicht weniger zutreffend: Gute Kunst, ja das Leben selbst, braucht immer auch den Wahnsinn.

Apropos: Leider gießen die Zürcher mit Ihren Ticketpreisen ordentlich Wasser in den Wein der Vorfreude. Für einen Platz, wo man nicht nur hören, sondern auch uneingeschränkt sehen kann, zahlt man ab 168 CHF, in der besten Kategorie 230 CHF.

26. August 2023

Trauern ist wie ein großer Felsbrocken. Wegrollen kann man ihn nicht. Zuerst versucht man, nicht darunter zu ersticken, dann hackt man ihn klein, Stück für Stück. Den letzten Brocken steckt man in die Hosentasche und trägt ihn ein Leben lang mit sich herum.
Mechthild Schroeter-Rupieper

22. August 2023

„Man kann musikalisch alles ausdrücken, was ein feines Ohr im Rhythmus der Welt, die es umgibt, wahrnimmt. Gewisse Leute wollen sich zuallererst nach Regeln richten. Ich für meinen Teil will nur das wiedergeben, was ich höre.“ Diese Sätze stammen von Claude Debussy, dessen 161. Geburtstag wir heute feiern. Sein heute beliebtestes und meistgespieltes Werk, La Mer, wurde 1905 uraufgeführt und nicht gerade begeistert aufgenommen. Das Stück sei zu wenig tonmalerisch, nicht realistisch, man höre das Meer nicht rauschen, meinten Kritiker in Verkennung der Tatsache, dass ein simples Abbilden des Meeres nicht in Debussys Absicht lag. Vielmehr wollte er, ähnlich wie Claude Monet in der Malerei, stimmungsvolle Bilder erschaffen, die Platz und Raum für eigene Empfindungen lassen.

Debussy war fasziniert von der See. Schon als junger Mensch war er viel am Atlantik und am Ärmelkanal. „Ich liebe das Meer, ich habe ihm zugehört mit dem leidenschaftlichen Respekt, den man ihm schuldet“, hat er einmal gesagt. In La Mer bildet er das Element Wasser in seiner ständigen Verwandlung ab. Es erklingen kurze musikalische Motive, die sich, wie Wassertropfen und Wellen, ständig verändern.  So entsteht „eine klangliche Repräsentation der unzähligen Gedanken, Stimmungen und tief verwurzelter, instinktiver Reaktionen, die das Meer in einer einzelnen menschlichen Seele erweckt.“ (Blair Johnston)

21. August 2023

21. August 2023

Ehemalige Bäckerei, Weißenfels 2023

18. August 2023

Vorgestern wurde Madonna (Madonna Louise Ciccone) 65 Jahre alt. Ihr Geburtstag fand allenthalben insofern berechtigte Aufmerksamkeit, als der Popstar nunmehr zwar das klassische Rentenalter erreicht hat, ein berufliches Kürzertreten oder gar ein Ende der Karriere jedoch nicht abzusehen ist. Madonna hat, wie zahlreiche andere Stars auch, ihre treue Fangemeinde, die durch zahlreiche Eskapaden, Provokationen und Skandale nicht zu erschüttern ist. Bezüglich des künstlerischen Wertes ihrer Darbietungen gibt es allerdings verschiedene Ansichten. Schon vor Jahren meinte ein Kritiker, Madonna sei der lebende Beweis, dass man es mit durchschnittlichem Äußeren und ebenso durchschnittlichem musikalischen Talent zur Weltkarriere bringen kann. Madonna hat von kaum einem Song so profitiert wie von “Who’s That Girl” (1987), wobei weniger ihre Gesangskunst im Vordergrund stand als vielmehr ihre Begabung zur Inszenierung, die als Markenzeichen über Jahrzehnte ihre Fortsetzung fand. Und über Äußeres lässt sich kaum streiten. Außerdem kann nicht jeder Bühnenstar aussehen wie Uta von Naumburg oder Eva Schulz.

14. August 2023

14. August 2023

Vom diesjährigen Sommerurlaub bleibt vieles in Erinnerung – die Anreise über Gent, diese grandiose alte flämische Hafen- und Handelsstadt, die Weiterreise über Pas-de-Calais mit den hübschen Orten Audresselle und Ambleteuse, schließlich die Picardie. Hier das Wiedersehen mit Emmanuelle und David und ihr St. Pierre, Benoît mit seiner Galerie d’Art, die Klippen von Ault, Boulogne-sur-Mer, Muscheln und Makrelen, Chardonnay, Picon Bière und und und. Hin und wieder etwas Regen, hin und wieder die Sonne, und immer wieder das beste Urlaubsgefühl überhaupt, nämlich keinen Ort nennen zu können, an dem man jetzt lieber wäre.

Schon im letzten Jahr hatte ich in Ault das Gefühl, für einen erholsamen Urlaub wenig zu brauchen. Wenn man es soweit gebracht hat, kann man zufrieden sein. Der Ort ist klein, unaufgeregt und im besten Sinn gemütlich. Gäbe es den Blick auf die Klippen nicht, wäre er gänzlich unspektakulär. Am Samstag ist Markt, im Sommer gibt es an den Wochenenden Live-Musik. In diesem Jahr sogar ein wirkliches Ereignis: das Festival Côte à Côte – Konzerte, Tanz, Theater und manches mehr. Herausragend: The Attic Family (The Wood Sisters), mit einer großartigen Performance aus Gesang, darstellendem Spiel und Choreografie – eine Stunde lang vor dem Casino, direkt am Meer. Unwiderstehlich!

Dieser Blog wird ja nicht von allzu vielen gelesen. Das ist in diesem Fall ganz gut, sonst wollen alle an diesen Sehnsuchtsort. Das wäre mir nicht recht.

Pause bis zum 7. August 2023

12. Juli 2023

Ein Leben ohne Wirtshaus ist keins, kein ordentlich erfülltes Leben, und auf jeden Fall keines, das die Welt voranbringt. Die Suche nach dem richtigen Wirtshaus hat durchaus die Tragweite einer Partnerwahl.
Jost auf der Maur (*1953), Schweizer Journalist und Buchautor

10. Juli 2023

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach empfiehlt, bei großer Hitze ausreichend zu trinken – “zwei bis drei Liter pro Tag sollten es sein” – am besten Wasser und auch ungesüßte Tees. Jüngere sollten darüber hinaus darauf achten, dass ältere Angehörige genug Flüssigkeit zu sich nehmen: “Bei älteren Menschen wird oft kein Durst verspürt, obwohl der Körper Flüssigkeit braucht.” Von körperlichen Anstrengungen wird speziell in der Mittagszeit und am frühen Nachmittag abgeraten. Draußen werden dringend UV-Schutz und Aufenthalt im Schatten empfohlen. Wohnungen sollen nach Möglichkeit kühl gehalten werden. Das Ministerium betont: “Verschlossene und verschattete Fenster verhindern, dass sich Räume ungehindert erhitzen. Erst wenn es draußen kühler ist als in der Wohnung, ist Lüften zu empfehlen. Auch aktives Kühlen mit feuchten Tüchern hilft.”

Den letzten Satz kritisiert “Wetterexperte” Jörg Kachelmann und nennt die Empfehlung “aktive Sterbehilfe”. Die Ratschläge kämen von Menschen, “die keine Ahnung haben, dass Temperatur und Ozon abends am schlimmsten sind, und die in Palästen wohnen, wo man tagsüber so viel Raumvolumen hat, dass man nicht stirbt, wenn man alles zumacht und atmet.”

Zur Erinnerung: Lauterbach ist Arzt und Gesundheitsökonom, Kachelmann TV-Moderator und Journalist. Mir fällt dazu folgender Bibelvers ein (Römer I,22): “Sie bildeten sich etwas auf ihre Klugheit ein, in Wirklichkeit wurden sie zu Narren.”

6. Juli 2023

Im kommenden Wintersemester biete ich an der UDL Göttingen ein Seminar über Händel-Opern an. Von den insgesamt 42 Opern Händels behandelt das Seminar eine Auswahl, darunter Rinaldo, Tamerlano, Xerxes, Giulio Cesare, Alcina und Ariodante. Schwerpunkte sind neben der Analyse von Rezitativen, Arien, Duetten, Chören und Ballettmusiken die musikalischen Zeichnungen der jeweiligen Bühnenfiguren. Händels über Jahrzehnte sich entwickelnder Stil des Zusammenschmelzens italienischer, deutscher und englischer Einflüsse wird ebenso herausgearbeitet wie seine Meisterschaft des musikalischen Transfers von Affekten. Ein weiterer Aspekt ist Händels Virtuosität und Biegsamkeit bezüglich der Wünsche und Vorlieben von Veranstaltern und Geldgebern einerseits, von Star-Kastraten und Primadonnen andererseits und notabene des Publikums. Darüber hinaus werden durch den Vergleich von Inszenierungen verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, Barockoper heutzutage auf die Bühne zu bringen. Ob traditionell oder modern, opulent oder reduziert, historisierend oder zeitaktuell – allen unterschiedlichsten Ansätzen ist eines gemein: Sie befassen sich mit einem der spannendsten Abschnitte der Operngeschichte.

5. Juli 2023

5. Juli 2023

Vorschlag zum Thema “Mal was anderes auf den Teller bringen”

2. Juli 2023

Ehrlich gesagt, hätte ich nicht gedacht, in meinen Kursen mit Musik von Arthur Honegger und Philip Glass mehr punkten zu können als mit Stücken von Maurice Ravel und Anton Bruckner. In der letzten Woche habe ich Ravels Klavierkonzert für die linke Hand und La Valse vorgestellt, ebenso Bruckners Messe in f-Moll (Ausschnitte aus Probe und Aufführung unter Leitung von Celibidache). Die Reaktionen waren zwar positiv, manche Teilnehmer/-innen zeigten sich durchaus beeindruckt. Doch die Veranstaltungen mit Honeggers Jeanne d’Arc und Glass’ Aknathen brachten andere, neue Hörerlebnisse mit entsprechenden Kommentaren: unglaublich, tief bewegend, fantastisch. Nicht wenige haben die DVDs bzw. ihre Hüllen fotografiert, was auf eine Kaufabsicht schließen lässt. Toll!

29. Juni 2023

Das Leben besteht aus seltenen einzelnen Momenten von höchster Bedeutsamkeit und unzählig vielen Intervallen, in denen uns besten Falls die Schattenbilder jener Momente umschweben. Die Liebe, der Frühling, jede schöne Melodie, das Gebirge, der Mond, das Meer – alles redet nur einmal ganz zum Herzen: wenn es überhaupt je ganz zu Worte kommt. Denn viele Menschen haben jene Momente gar nicht und sind selber Intervalle und Pausen in der Symphonie des wirklichen Lebens.
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)

25. Juni 2023

In unserem Kurs “… und abermals krähte der Hahn” werden wir uns demnächst mit Musik von Arvo Pärt (*1935) befassen. Seine Musik wird oft als minimalistisch, spirituell oder archaisch bezeichnet. Als Komponist nimmt Pärt unter zeitgenössischen Tonsetzern nach wie vor eine Sonderstellung ein. Er schafft mit seinen Werken ein Universum, das nicht nur klassische Musiker fasziniert, sondern auch Choreographen wie Jirí Kylián und Filmemacher wie Alain Gomis. Die allermeisten, die zum ersten Mal Musik von Pärt hören, sind berührt, bewegt, zumindest überrascht wegen der Besonderheit der Klänge. Wir werden seine “Johannes-Passion” besprechen, aber auch andere Stücke.

22. Juni 2023

22. Juni 2023

21. Juni 2023

21. Juni 2023

Tafel an der Schlosskirche in Weißenfels

So einfach ist das: Bach war der “bedeutendste Musiker des 18. Jahrhunderts”, Händel verfügte über eine “hohe musikalische Begabung” (deswegen kann man sein Geburts- und Sterbejahr ja auch weglassen). Vielleicht hätte Beethovens Einschätzung hier weitergeholfen: “Händel ist der größte Komponist, der je gelebt hat.”

15. Juni 2023

Fallen gibt es, damit jemand hinein tappt. Bei sprachlichen Fallen sind dem Opfer Spott oder Mitgefühl sicher, je nachdem. Dem Fallensteller fliegen dementsprechend Respekt oder Verärgerung zu.

Zu meiner Jugendzeit spielte in meiner Heimatgemeinde an Sonntagen ein gutwilliger Autodidakt die Orgel, zuweilen, das war bekannt, auch mit dem einen oder anderen falschen Ton oder sonstigen unfreiwilligen klanglichen Überraschungen. Eines Sonntags begrüßt ihn ein örtlicher Handwerksmeister nach dem Gottesdienst mit den Worten: “Guten Morgen, Herr Kollege!” Der Organist tappt in die aufgestellte Falle und sagt überrascht: “Kollege? Wieso Kollege? Du kannst doch gar nicht Orgel spielen!” Darauf die Antwort: “Na, du doch auch nicht!”

Wie sagt James Bond in Ein Quantum Trost: Galant war das nicht. Das Opfer schweigt und erhält dafür die Anerkennung der Umstehenden, der Fallensteller genießt seine Pointe und verliert dafür Sympathien. Das ist, Gott sei’s geklagt, nicht immer so.

12. Juni 2023

12. Juni 2023

Ein Schnappschuss, aufgenommen vor der Marienkirche in Weißenfels. Das Bild zeigt mich zwischen Heinrich Schütz und Novalis. Es war zwar nur ein Tagesbesuch, doch allein der Aufenthalt im Heinrich-Schütz-Haus war die Reise wert! Ich werde in Bälde nochmal hinfahren, vor allem, um an der Hörtafel die berührende Komposition “Gott der Vater steh uns bei” von Georg Weber (1538 – 1599) zu hören.

9. Juni 2023

9. Juni 2023

Ehemalige Gaststätte (Seitenansicht), Wilhelmshaven 2023

5. Juni 2023

Die Touristikwebsite Tripadvisor schreibt über das Restaurant “Schwarzer Bär” in Weißenburg/Bayern: “Zum Mitnehmen, Sitzplätze im Freien, Parken an der Straße, Hochstühle verfügbar, serviert Alkohol, Wein und Bier, akzeptiert Mastercard, Kreditkarten akzeptiert, Service am Tisch, hundefreundlich, familiär.” Die Berücksichtigung des bayerischen Verständnisses bzw. der Definition von Alkohol, Wein und Bier ist doch augenzwinkernd gemeint, oder etwa nicht?

4. Juni 2023

Im Wetzlarer FORUM läuft noch bis zum 10. Juni die Wissensausstellung “Mathe Magie”. Ich habe an mehreren Stationen verweilt, z. B. an der, wo sich 50.000 weiße Kugeln zusammen mit einer einzigen schwarzen in einer Box befinden. Durch Drehen an der Seite der Box werden die Kugeln vermischt, und die Aufgabe besteht darin, die schwarze Kugel während der Rotation zu entdecken, was mir trotz mehrerer Versuche nicht gelang.

An einer weiteren Station wurde das sogenannte Geburtstagsparadoxon erklärt, wieder spielerisch anhand eines drehbaren Zufallsgenerators. “Befinden sich in einem Raum mindestens 23 Personen, dann ist die Chance, dass zwei oder mehr dieser Personen am gleichen Tag (ohne Beachtung des Jahrganges) Geburtstag haben, größer als 50 %.“ Meine Drehversuche haben das bestätigt. Wow!

Die Chance, dass wir morgen im Opernkurs “Lady Macbeth von Mzensk” von Schostakowitsch besprechen werden, liegt bei 100 %.

30. Mai 2023

30. Mai 2023

Es war ein schöner dreitägiger Pfingstausflug nach Wilhelmshaven. Eine Stadt am Meer, nicht groß und mit einer Reihe von vielfältigen kulturellen Angeboten: Landesbühne, Deutsches Marinemuseum, Kunsthalle, Küstenmuseum, Rosarium, mehrere Parks und manches mehr. Dazu ein gutes gastronomisches Angebot (sehr zu empfehlen: Fischrestaurant “Banter Ruine”, Jadeallee) und der Südstrand mit Strandkörben auf der Wiese, Meeresrauschen und Möwen. Ich bin zurück mit Sonne in Herz und Gesicht, und das nach nur drei Tagen. Alles bestens!

20. Mai 2023

Trüffeln und Austern, sagte mir ein berühmter Philosoph, schmeckten deshalb so gut, weil sie auf der letzten Grenze beider Naturreiche stehen. Trüffeln auf der letzten Stufe der Vegetabilien zum Übergang in das Mineralreich, und Austern als Übergang der Mineralien zu den Animalien. Ich bemerkte, dass nach diesem Grundsatze auch wohl Fledermäuse gut sein müssten. Das sind sie auch, belehrte er mich, und die Römer mästeten sie, wie sehr bekannt ist.
Eugen von Vaerst, Gastrosophie (1851)

17. Mai 2023

Gestern in der UDL haben wir uns mit César Francks Sinfonie d-Moll beschäftigt, einem hierzulande recht selten aufgeführten Werk. Franck komponierte die Sinfonie zwischen 1886 und 1888, die Uraufführung erfolgte ein Jahr später. Es ist ein großes, reifes Werk, mit ausgefeilter Technik und kunstvoller Verarbeitung der Themen. Schade, dass es auch das restliche Œuvre, von ein paar Orgelwerken abgesehen, nur in Ausnahmefällen auf die Spielpläne von Theatern und Konzerthäusern schafft. Von seinen vier Opern, vier Oratorien sowie zahlreichen Klavierstücken und Liedern ist so gut wie nie etwas zu sehen und zu hören. Dabei gäbe es viel zu entdecken! Vielleicht gibt es ja doch ein paar musikalische Trüffelschweine, die das eine oder andere Stück aufstöbern und der Vergessenheit entreißen. Lohnen würde es sich allemal!

13. Mai 2023

13. Mai 2023

Demnächst im Opernkurs: Lady Macbeth von Mzensk von Dmitri Schostakowitsch

12. Mai 2023

Don’t waste your time striving for perfection; instead, strive for excellence – doing your best.
Laurence Olivier (1907 – 1989)

8. Mai 2023

Wohl kaum käme ein Regisseur auf die Idee, seinen Film über ein Mathematik-Genie mit jemandem zu besetzen, der die Grundrechenarten nicht voneinander unterscheiden kann, oder bei einem Film über einen Starkoch mit jemandem, der ständig Essig und Öl miteinander verwechselt. Bei Filmen über Dirigenten sind Selbstverständlichkeiten dieser Art offenbar komplett négligeable, vor ein paar Tagen wieder beeindruckend zu sehen in “Die Unschuldsvermutung”. Ulrich Tukur, eigentlich ein musikalischer Mime, pinselt an Takt, Rhythmus und Tempo genauso vorbei wie Laura de Boer, der man fassungslos zuschaut, an der Grenze zum Fremdschämen. August Zirner spielt auch mit, dirigiert aber gottseidank nicht. In einem früheren Streifen (“Der Hochzeitswalzer”) ist er in der Rolle des Maestros hoffnungslos überfordert, leider war es den Verantwortlichen in Regie und Produktion herzlich egal. Immerhin hat John Cassavetes schon vor fünfzig Jahren bei “Columbo” vorgemacht, wie es auf keinen Fall geht und trotzdem passiert. Der einzige, der einen Dirigenten wirklich überzeugend gespielt hat, ohne auch nur Noten lesen zu können, war Oskar Werner. Für “Interlude” hatte er wochenlang Dirigierunterricht genommen, weil er, von seiner Berufsauffassung mal ganz abgesehen, einfach können wollte, was er da tat. Das Royal Philharmonic Orchestra bot ihm daraufhin eine Tournee mit acht Konzerten an, weil es glaubte, Werner sei ein “richtiger” Dirigent. Die zuvor genannten Akteure haben so etwas nicht zu erwarten, hoffentlich.

5. Mai 2023

5. Mai 2023

Ein Kurzurlaub über Pfingsten geht nach Wilhelmshaven, mit Nordseeluft, Strand und Fischbrötchen. Wie heißt es: Leben kurz, also Meer.

3. Mai 2023

Es wird so getan, als ob wir Kunst machen als Hobby. Das Rumgetrampel darauf, dass wir uncool seien, wenn wir darauf beharren, dass wir diese Werke geschaffen haben, ist im Grunde nichts anderes, als dass man uns ins Gesicht pinkelt und sagt: “Euer Kram ist nichts wert. Wir wollen das umsonst haben.” Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert.
Sven Regener

28. April 2023

Habe wieder die CD “La Belle Epoque”, Lieder von Reynaldo Hahn hervorgeholt. Wenn’s mir mal nicht so gut geht (ich bin ziemlich erkältet), hilft das ganz gut. Und das Rezept von Lienhard Lötscher: Heiße Milch mit Honig und Whisky. Wenn es besonders schlimm ist, lässt man die Milch und den Honig weg.

26. April 2023

Am letzten Sonntag habe ich mir die in der Presse hochgelobte Produktion von Dvořáks Rusalka im Staatstheater Hannover angeschaut. Vielleicht ist ja die Inszenierung wirklich fantasievoll und obendrein schlüssig, und vielleicht, nein, ganz sicher ist die musikalische Leistung fast aller Mitwirkenden überdurchschnittlich gut. Auch der Einführungsvortrag war in Ordnung, auch wenn die Frage unbehandelt blieb, warum sich der Komponist für seine zweitletzte Oper einen solchen Stoff ausgesucht hat.

Während der drei Stunden wurde ich den Eindruck nicht los, dass Dvořák weit mehr Sinfoniker als Bühnenkomponist war. Bei allen Anklängen an melodiöse Verläufe und ariose Strukturen dominiert doch seine Fähigkeit, differenzierte, sorgsam ausbalancierte orchestrale Klangmixturen zu schaffen. Nicht von ungefähr ist Rusalka seine einzige Oper, die auf unseren Bühnen überlebt hat. Von den insgesamt zehn Opern, die Dvořák komponiert hat, kann man nicht mal so einfach einige aufzählen, wie zum Beispiel bei Mozart oder Verdi. Das hat ohne Frage den Grund, dass seine übrigen Werke das gesamte Œuvre leuchtend dominieren, sei es durch Sinfonien, Kammermusik oder Klavierstücke. Was mich zu der Frage bringt, warum Rusalka beim Publikum so beliebt ist. Eine traurige Nixengeschichte, ziemlich romantisch, um nicht zu sagen versponnen. Ohne Neunaugen, aber mit “Lied an den Mond”.

17. April 2023

Ich wollte in Salome den braven Jochanaan mehr oder minder als Hanswursten komponieren. Für mich hat so ein Prediger in der Wüste, der sich noch dazu von Heuschrecken nährt, etwas unbeschreiblich Komisches.
Richard Strauss (1864 – 1949)

Heute beginnt ein neuer Opernkurs, und wir werden mit Salome beginnen. Das Stück wurde 1905 in Dresden uraufgeführt und war damals ein Schock für das Publikum. Strauss fügt Exotik und Erotik, Begierde und Bedrohung, Last, Lust und Liebe zusammen und schreibt ein Musikdrama mit brutaler, gleißender und faszinierend emotional-hysterischer Musik. Ich bin gespannt auf die Reaktionen der Zuhörerschaft.

14. April 2023

Sadio Mané, Fußballer in Diensten des FC Bayern München, hat nach dem letzten Spiel (0:3 gegen Manchester City) seinem Teamkollegen Leroy Sané nach kurzem Disput aus Verärgerung ins Gesicht geschlagen. Für dieses wenig sportliche Verhalten hat der Verein ihn jetzt für das nächste Spiel gesperrt. Eine “empfindliche” Geldstrafe droht, so wird berichtet.

Was wir unter empfindlich zu verstehen haben, zumal bei einem mehrfachen Fußball-Millionär, wird uns nicht näher erläutert. Das macht nichts, denn für die Tragweite des Vorfalls ist es unerheblich. Viel interessanter ist die Frage, ob es beim FC Bayern seit geraumer Zeit statt “Mia san mia” nicht eher “So san mia” oder “Nicht mit mia” heißen müsste. Ganz offensichtlich muss der Verein sein Selbstverständnis seinen Angestellten nochmal besser erklären. Vielleicht mit “Elf Freunde müsst ihr sein” oder so. Hat ja früher schon mal geklappt.

10. April 2023

10. April 2023

7. April 2023

7. April 2023

Soester Anzeiger, 04. April 2023

4. April 2023

Der Altersdurchschnitt im Provinztheater wurde von mir stark gedrückt, und das will was heißen, denn ich kann mich mühelos an Schwarzweißfernsehen und Telegramme erinnern. Noch ehe der Vorhang ganz oben war, beugte sich eine grauköpfige, gutgekleidete Person in der Reihe vor mir zu ihrer Nachbarin und sagte laut: “Ich hatte ja neulich eine Darmspiegelung.” Erst dachte ich, das gehört zum Stück, aber Don Quichote hatte, glaube ich, niemals eine Darmspiegelung, und falls doch, hätte er sie für das Ungeheuer von Loch Ness gehalten und niedergesäbelt.
Susanne Fischer, Norddeutsche Nebentischreportagen

3. April 2023

Ich habe kaum etwas dagegen, wenn in Bereichen wie Politik, Soziologie oder Pädagogik Möglichkeiten von Einbeziehung und Mitsprache bei Entscheidungsprozessen geprüft oder erwogen werden. In dem Moment, wo der Begriff der Partizipation auf die Kunst eine Form der Anwendung findet, in der professionelles Theater durch nicht-professionelle Mitwirkende bestimmt wird, reagiere ich weniger konziliant. Für mich fallen Lachen, Beifall oder Buhrufe des Publikums während einer Aufführung nicht unter die Idee des partizipativen Theaters, wenngleich auch das für manche schon als Mitmachen oder Eingreifen in eine Aufführungssituation gesehen wird. Dass ich nicht der Meinung anhänge, ein Publikum müsse in der Oper die Reihenfolge der Arien, Ensembles und Chöre bestimmen können, kann man altmodisch finden. Dass ich ebensowenig der Ansicht bin, die Wahl der Kostüme und Bühnenbilder sollte den Abonnenten obliegen, ist meinethalben gleichfalls vorgestrig. Gleichwohl bin ich noch immer der Ansicht, dass “richtiges” Theater von den richtigen Leuten (Achtung, semantische Falle!) gemacht werden sollte, und das wird sich auch nicht mehr ändern.

31. März 2023

31. März 2023

Ruine Hochburg bei Emmendingen

29. März 2023

29. März 2023

Zurück von einer Reise nach Straßburg mit dem Besuch von Monteverdis Poppea in meinem Lieblingsopernhaus. Wie immer sind Barockopern in der Opéra national du Rhin von erlesener Qualität, so auch diesmal. Raphaël Pichon hat sehr berührende Momente entstehen lassen, extrem sensibel, mit viel Zeit und geradezu unglaublicher Piano-Kultur. Viele Stellen habe ich so noch nie gehört (und ich kenne das Stück gut); ich hoffe sehr, dass es die Produktion bald in digitaler Fassung geben wird. Einstweilen kann man nur hinfahren (sollte es noch Karten geben), staunen und genießen.

22. März 2023

22. März 2023

Heidenspaß mit Haydn

Text: M. Schnöbel / Bild: Wikipedia / 18. März 2023
veröffentlicht auf der Webseite der Freiherr-vom-Stein-Schule Wetzlar

Auf ebenso unterhaltsame wie informative Weise stellte Thomas Sander am 17. März das Leben und Werk des Komponisten Joseph Haydn vor. Der ehemalige Leiter der Wetzlarer Musikschule machte bei seinem launigen Vortrag im voll besetzen Musikzentrum der Freiherr-vom-Stein-Schule vor rund 80 Gästen deutlich, dass Haydn zwar ein wenig im Schatten von Mozart und Beethoven steht, aber ein ausgesprochen umfangreiches und vielseitiges Werk hinterlassen hat. Die sehr gut besuchte Veranstaltung steht in der Tradition einer ganzen Vortragsreihe zu verschiedenen Wiener Komponisten und fand auf Einladung der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft Wetzlar statt. Die Freiherr-vom-Stein-Schule freut sich über das große Publikumsinteresse und positioniert sich mit solchen Abendveranstaltungen erneut als Profilschule Musik und als ein Ort kultureller Bildung in Wetzlar.

Pause bis zum 20. März 2023

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