Springe zum Inhalt

2021

Pause bis zum 31. Dezember 2021

22. Juni 2021

In seiner Oper Greek überträgt der britische Komponist Mark-Anthony Turnage (* 1960) den antiken Mythos von Ödipus, der unwissend seinen Vater erschlägt und sich in seine Mutter verliebt, in das brutale Londoner East End der 1980er Jahre. Als zeitgenössische Ödipus-Figur steht der junge Eddy im Zentrum des Stückes: Er führt das Publikum in einer dystopischen Erzählung durch groteske Situationen und absurde Traumsequenzen. Turnage schrieb das Werk 1988 für die Münchner Biennale und zeigt seine volle kompositorische Bandbreite mit Anleihen aus verschiedenen Genres und sozialen Milieus. Fußball-Gesänge von Fans des Arsenal London treffen dabei auf Elemente aus Hip-Hop und Jazz.

Das Staatstheater Hannover zeigt das Stück zurzeit in einer Inszenierung von Joe Hill-Gibbins. Die Hannoversche Allgemeine ist begeistert und schreibt, “Greek beschert Hannover einen so erstaunlichen, lebendigen und unterhaltsamen Opernabend, dass man fast bedauern könnte, dass dies die möglicherweise letzte Corona-Ausnahmeproduktion war.” In dieser Spielzeit ist Greek noch am 26. und 30. Juni zu sehen. Empfehlung!

19. Juni 2021

Der Portugiese an sich will den Ball haben.
Christoph Kramer, Fußballspieler

17. Juni 2021

Und nochmal Fußball, schließlich ist Europameisterschaft. Und nochmal Kommentatoren, schließlich guckt und hört man viel. Damit sind wir schon am Punkt: Claudia Neumann vom ZDF ist so ziemlich das Anstrengendste, was man sich als Zuschauer antun kann. Grund dafür ist dieser permanent aufgeregte, hysterische Tonfall, der eigentlich nie angebracht ist, und wenn überhaupt, dann im Radio, dieser Tonfall, der uns glauben machen soll, dass sich in jedem Moment etwas Unerwartetes, Sensationelles, noch nie Dagewesenes, Atemberaubendes, Unerhörtes zuträgt, von dem wir uns kaum erholen werden, der uns indes verdeutlicht, dass Frau Neumann selbst der Grund für unser Erholungsbedürfnis ist. Soforthilfe: Ton aus und nur gucken.

16. Juni 2021

Gestern, bei der Live-Übertragung des Fußballspiels Frankreich gegen Deutschland im ZDF, erlebte ich den ehemaligen Fußballprofi Sandro Wagner zum ersten Mal als Co-Kommentator. Im Gegensatz zu Béla Réthy, über den alles gesagt ist, auch von mir, zeigte sich Wagner kenntnisreich, versiert und vor allem in der Lage zu erklären, warum die deutsche Mannschaft spielerisch im Defizit und nicht fähig war, ein Tor zu erzielen. Wagner konnte die Gründe für die Unterlegenheit der Deutschen auf den Punkt benennen und beließ es nicht bei “Frankreich ist schließlich Weltmeister”. Wagner kennt sich aus. Er hat jahrelang selbst gespielt, war bei unzähligen Taktik- und Strategiesitzungen dabei. Ihm ist jede Spielsituation bekannt, jede Spielanlage vertraut. Dazu kommt Wagners sprachliche Qualifikation, die man als leidgeprüfter Fernsehzuschauer nur wohltuend nennen kann. Mein Vorschlag: Réthy hat künftig frei, Wagner macht’s allein.

15. Juni 2021

15. Juni 2021

9. Juni 2021

Ob Gendersternchen oder Binnen-I – das mache ich bekanntlich nicht mit und bin da ganz bei Elke Heidenreich: “Grauenhaft, wenn ich das schon höre, diese Sprache”, sagt die Autorin und Literaturkritikerin. “Das ist alles ein verlogener Scheißdreck.” Und weiter: “Wenn ich sage Menschen, meine ich Menschen. Wenn ich Künstler sage, meine ich alle Künstler, die Künstler sind, auch die Frauen. Dieses feministische Getue in der Sprache geht mir furchtbar gegen den Strich.” Sie fragt, ob die Frauen nur weibliche Künstler sein wollen und liefert die Antwort gleich mit: “Die wollen auch Künstler sein – Künst-ler.”

Mit tut es ausgesprochen gut, so etwas zu lesen. Ich spreche mich seit Langem (früher: seit langem) gegen die Verhunzung und Entstellung von Sprache aus. Was ist denn so schwer daran, “Journalistinnen und Journalisten” oder “Ärztinnen und Ärzte” zu sagen und zu schreiben statt Sternchen, große I, Unterstriche, Kunstpausen und anderen faulen Zauber einzupflegen? Haben wir keine Zeit mehr? Sind wir derart unter Strom und in Zeitnot? Wollen wir in der eingesparten Zeit vielleicht noch einen unnötigen Tweet absetzen? Geht es wirklich um Gleichberechtigung? “Mit Nichten”, wie ich heute lese. Das ist wenigstens unfreiwillig komisch, oder – im besseren Fall – herrlich selbstironisch. Der desillusionierte Sprachler (auch die Sprachlerin, jaja) glaubt aus Erfahrung an das erstere.

6. Juni 2021

Im Internet-Auftritt eines von mir sehr geschätzten Gasthauses heißt es gegen Ende: “Wir wünschen Ihnen viel Gesundheit und würden uns freuen Sie dennoch als Gäste begrüßen zu dürfen.” Wie ist das zu verstehen? Man ist vielleicht gesund – wenn das Wünschen denn hilft – und darf trotzdem kommen? Oder man kommt trotz der Wünsche? Deutsche Sprache, schwere Sprache. Eigentlich kann es mir egal sein, denn das Gasthaus macht die besten Schnitzel weit und breit. Hauptsache, ich bekomme eins und bin dabei gesund und willkommen.

1. Juni 2021

Zum 95. Geburtstag von Marilyn Monroe haben wir heute Niagara gesehen, einen meiner Lieblingsfilme. Eigentlich stand ja, wie immer dienstags, Ballett und Modernes Tanztheater auf dem Programm, und ich hatte beim Verlassen der Wohnung “Coppelia” schon in der Hand, habe es mir aber dann anders überlegt. Niagara besticht durch seine monothematische Musik, die immer wieder anders orchestriert und bearbeitet erscheint, vom Sinfonieorchester über Jazz-Combo bis hin zum Glockenspiel des Rainbow Tower.

Natürlich kommen noch die Niagarafälle selbst und Marilyn Monroe hinzu. Wie schrieb damals die New York Times so schön: 20th Century Fox schert sich offenbar nicht darum, dass es nur sieben Weltwunder gibt, denn sie hat zwei weitere entdeckt und stellt diese in Technicolor in dem Film Niagara vor. Die Produzenten machen nämlich von der Pracht der Wasserfälle und der umliegenden Landschaft als auch von der Pracht des Namens Marilyn Monroe optimalen Gebrauch. Die Aussicht ist in beiden Fällen atemberaubend.

26. Mai 2021

26. Mai 2021

Seit gestern ist meine neue Homepage online: www.opernfluesterer.de

Einfach mal reinschauen – in den kommenden Wochen wird es Videos mit Opernthemen auf youtube geben, dazu einen Account bei Facebook, Trailer inklusive. Sobald es Neuigkeiten dazu gibt, kann man sie auch hier nachlesen. Neue Zeiten, neue Ziele!

22. Mai 2021

Das klassische Wirtshaus, wo Karten gespielt wird, findest du ja fast nicht mehr. Früher bot ein solches Wirtshaus den Menschen, die wenig Geld hatten, eine Möglichkeit, sich aufzuhalten. Es gab mehr Wirtsfamilien, die hatten weniger Umsatzdruck als heute. Ins Café Neumaier am Münchner Viktualienmarkt, da sind sie sogar mit Hehna und sonstigem Geflügel nei, das war eine andere Welt. Man kann sagen, ich bin ein Nostalgiker, aber mir fehlt das schon manchmal, dieses Leben.
Gerhard Polt (79) in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung

Ich schließe mich diesem Verlustvortrag in vollem Umfang an – wo ich doch Wirthäuser und Gasthöfe so liebe! Doch die Klage ist weiter gefasst. Natürlich haben wir heute eBooks, und wir können beim Fernsehen mit seinen unzähligen Programmen einfach den Film anhalten, wenn das Telefon mit einer lustigen Melodie klingelt und wir wissen, es ist Tante Ilse aus Iserlohn. Wir haben digitale Waagen und Fieberthermometer, ja sogar das Flaschenpfand, gelbe Tonnen und bunte Klobrillen. Doch was häufig fehlt, sind emotionale und soziale Verlässlichkeiten. Die heutige Dominanz betriebswirtschaftlicher Sichtweisen, die von allem den Preis, aber von nichts den Wert kennen, haben kaum mehr den langen Atem, der uns früher, ohne dass es uns immer bewusst gewesen wäre, existenzielle Sicherheit und Entspannung gegeben hat. Wie sagt Gerhard Polt: Mir fehlt das schon manchmal, dieses Leben.

17. Mai 2021

Dummheiten können reizend sein, Dummheit nicht.
Alberto Moravia (1907 – 1990)

12. Mai 2021

Die Geschichte ist die von “La fanciulla del West”, eine Oper von Giacomo Puccini (Libretto von Guelfo Civinini und Carlo Zangarini nach der literarischen Vorlage “The Girl of the Golden West” von David Belasco). Die Hauptpartien sind die der Minnie (Bardame), Jack Rance (Sheriff) und Dick Johnson (Räuber).

Was ganz anderes: Heute hätte Joseph Beuys seinen 100. Geburtstag gefeiert. Dazu einer seiner schönsten Sprüche: “Es ist egal, in welchem Beruf man sich verschleißt. Aber verschleißen muss man sich.”

11. Mai 2021

Das heutige Rätsel für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an meinen Kursen (Opernfans sind im Vorteil):

Eine Goldgräberstadt. Sheriff, Räuber, Bardame. Der Sheriff, nennen wir ihn JR (nicht etwa, weil er Ewing hieße), würde für die von ihm Verehrte sogar seine Familie verlassen. Doch er kommt bei ihr nicht zum Zuge, da sie ihrerseits den Räuber liebt, dessen Bande es auf das geschürfte Gold abgesehen hat. Die Schöne weiß einerseits mit Männern und der Waffe umzugehen, ist aber andererseits auch das unschuldige junge Ding, das den Goldgräbern Bibelunterricht erteilt und noch nie einen Mann geküsst hat. Sie schlägt JR im Pokerspiel mit gezinkten Karten und rettet ihren Liebsten aus den Fängen der Gerechtigkeit. Als der Böse (übrigens ein echter DJ) erneut gefasst wird und gehängt werden soll, tritt sie mit gezückter Pistole dazwischen und erinnert die Männer an die Lehren der Bibel, dass auch dem schlimmsten Sünder vergeben werden könne. Unter dem wütenden Protest des Sheriffs bricht sie zusammen mit dem Ganoven auf in die Weiten der Prärie. (Quelle: Silke Leopold und Robert Maschka, Who’s who in der Oper, dtv/Bärenreiter).

Wie heißen die Protagonisten, und wie heißt das Stück? Und wer hat’s geschrieben?

6. Mai 2021

Endlich fasse dir ein Herz
Und begreif’s geschwinder:
Lachen, Weinen, Lust und Schmerz
Sind Geschwisterkinder.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

Sándor Ferenczi, engster Mitarbeiter und persönlicher Freund Sigmund Freuds, ist da in einem Notizbucheintrag von 1913 deutlich weniger poetisch: “Lachen ist Erbrechen von Luft aus der Lunge, Weinen ist Saufen von Luft.”

5. Mai 2021

5. Mai 2021

Die Bedeutung von “janusköpfig” wird üblicherweise mit Adjektiven wie ambivalent, doppeldeutig oder doppelwertig wiedergegeben. Janusköpfige Menschen sind solche, die als doppelgesichtig, zwielichtig oder uneindeutig gelten. “Dieser Mensch hat zwei Gesichter” – wer hätte diesen Satz nicht schon einmal gehört? Die Frage ist nur, ob diese zwei Gesichter sich voneinander unterscheiden oder eben nicht. Es gibt durchaus Leute, die, egal mit welchem Gesicht, immer gleich blöd aussehen.

1. Mai 2021

1. Mai 2021

Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
die kleinen Maienglocken blühn
und Schlüsselblumen drunter.
Der Wiesengrund ist schon so bunt
und malt sich täglich bunter.

Drum komme, wem der Mai gefällt,
und freue sich der schönen Welt
und Gottes Vatergüte,
die diese Pracht hervorgebracht,
den Baum und seine Blüte.
Ludwig Hölty (1748 – 1776)

29. April 2021

Aus gegebenem und im Grunde stets aktuellem Anlass:
“Die Menschen sind grob in drei Kategorien zu unterteilen: Die Wenigen, die dafür sorgen, dass etwas geschieht, die Vielen, die zuschauen, wie etwas geschieht, und die überwältigende Mehrheit, die keine Ahnung hat, was überhaupt geschieht.”
Karl Weinhofer (*1942), deutscher Politiker

28. April 2021

Im Roman Wir drei von Andrea de Carlo begeht die geliebte Großmutter des Ich-Erzählers Selbstmord. Am Totenbett findet der Hinterbliebene eine gekritzelte Lebensweisheit, die an Schlichtheit und profaner Größe nicht zu übertreffen ist: „Versuche, ein interessantes Leben zu führen, denn glaub’ mir, diese Reise geht unglaublich schnell zu Ende.” So macht sich Livio, der Ich-Erzähler, auf in ein Leben voller Turbulenzen. Er liebt Misia, doch diese fühlt sich zu Marco hingezogen. Ein Jüngling liebt ein Mädchen … Was Livio erlebt, ist eine abenteuerliche Reise inklusive des An- und Ausprobierens verschiedener Identitäten, des sozialen Scheiterns und des Zusammenbruchs sämtlicher Erwartungen. „Ich frage mich, ob es immer so ist, wenn ein Künstler das Glück hat, für seine Arbeit bewundert zu werden, ob es unvermeidlich ist, dass er irgendwann aufhört, Neues zu erfinden und Risiken einzugehen, und er sich nur noch den Formen widmet, die ihm so gut gelingen.” Misia sagt: „Mit dreiundzwanzig sollte man allmählich das tun, was man wirklich will.” Nicht nur mit dreiundzwanzig, fügen wir hinzu. Wann und wie gelingt ein Werk, eine Biografie?

27. April 2021

Mein Maskenbildner hat mir gesagt: “Du siehst immer gleich aus. Nur dauert es jetzt etwas länger, bis es soweit ist.”
Hans-Joachim Kulenkampff (1921 – 1998), der heute vor 100 Jahren geboren wurde

20. April 2021

20. April 2021

Starsopranistin Sonya Yoncheva hat ein neues Album herausgegeben, das sie zusammen mit dem Dirigenten García Alarcón und seiner Cappella Mediterranea aufgenommen hat: „Rebirth“ heißt die CD, die schwerpunktmäßig Alte Musik enthält, aber auch Brücken in neuere Zeiten baut, bis hin zu einem Song von ABBA. Yoncheva erklärt dazu, dass es sich um ein Experiment handelt, das zeigt, wie zeitlos und global Musik ist. Musik verschiedener Länder – Spanien, England, Italien und Yonchevas Heimatland Bulgarien – stehen nebeneinander und machen deutlich, dass der Titel “Rebirth” menschlich wie künstlerisch aufzufassen ist. Yoncheva: “Und da sprechen wir wieder von etwas, das heute wichtiger scheint denn je: Musik verbindet – gestern wie heute!”

17. April 2021

17. April 2021

“Kein Hygienekonzept und keine noch so beruhigende Statistik ist in der Lage, unsere Theater vor dem Endlos-Shutdown zu retten”, schreibt das orpheus-magazin zu seiner März/April-Ausgabe, die erneut nur digital veröffentlicht ist. Chefredakteurin Iris Steiner beklagt völlig zu Recht, dass Spaßbäder, Fitnessstudios und Opernhäuser in einen Topf geworfen und somit zu bloßer Freizeitgestaltung demontiert werden. Die Pandemie-Krise legt den Finger in die Wunde, stellt sie fest und fragt: “Welchen Stellenwert geben wir unserer Kultur, welche Funktion? Ein Armutszeugnis …”

Der Magazintitel hat es diesmal sogar zum Aufkleber geschafft: #opergehtbaden. Für alle, so heißt es, die ihrem Ärger Luft machen möchten – frei nach Wilhelm Busch: “Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß” …

14. April 2021

Im Friedberger “Crashkurs Oper” haben wir nun zwei Drittel hinter uns (vier von sechs Terminen). Die Erfahrungen sind ähnlich denen, die wir in vergleichbaren Kursen machen konnten: Das Schlussduett aus Monteverdis “Poppea” ist kaum zu schlagen (vor allem, wenn man es sechsmal hintereinander in verschiedenen Inszenierungen sieht und hört), das Finale des 2. Aktes aus Mozarts “Entführung aus dem Serail” holt dramatisch wie musikalisch jedes Publikum ab, und dass Verbote übertreten werden müssen, wissen wir sowieso: Orpheus dreht sich nach Eurydike um, Judith schaut in Blaubarts siebtes Zimmer, und Elsa fragt Lohengrin nach seinem Namen. Alles wie im richtigen Leben.

Wir haben Händels eifersüchtigen “Xerxes” gehört, Webers “Freischütz” als Scharnier zwischen Mozart und Wagner verstanden, uns von Verdis “La Traviata” betören lassen und Puccinis “Tosca” bis hin zur Bregenzer Seebühnen-Sequenz aus James Bonds “Ein Quantum Trost” erlebt. In der nächsten Woche folgen Ausschnitte aus Tschaikowskys “Eugen Onegin”, Schostakowitschs “Lady Macbeth von Mzensk”, Bizets “Carmen” und Saint-Saëns’ “Samson et Dalila”. Den Abschluss machen Strauss’ “Salome”, Korngolds “Die tote Stadt”, Henzes “Boulevard Solitude” und Reimanns “Medea”.

12. April 2021

Am Strand werden Liegen gestapelt und Schirme verschnürt. Die letzten Kinder kommen aus dem Wasser und werden in bunte Handtücher oder Bademäntel gehüllt. Du stellst dir vor, wie die Erinnerung daran diese Kinder begleitet – am Abend aus dem Meer kommen und mit einem von der Sonne gewärmten Frotteemantel empfangen werden. Eine lebenslang anhaltende Impfung gegen erste Verluste, spätere Rückschläge und bittere Enttäuschungen. Vielleicht.
aus: Edgar Rai, Etwas bleibt immer

Pause bis Ostern 2021

15. Februar 2021

15. Februar 2021

Gänseliesel, Göttingen

12. Februar 2021

Gute Ansichten sind wertlos. Es kommt darauf an, wer sie hat.
Karl Kraus (1874 – 1936)

9. Februar 2021

9. Februar 2021

Jetzt, wo nach dem Wintereinbruch die Sonne scheint, reden einige vom “herrlichen Winterwetter”, weil ja verschneite Landschaften so schön aussehen. Dazu wollen wir mal festhalten, dass der Schnee nur die Tristesse der Natur verhüllt. Kahle Bäume, graues Gras, keine Blumen – so sieht es eigentlich aus. Schnee hat etwas Verlogenes, Unehrliches. Außerdem muss man ihn beiseite räumen, wegschaufeln und wegfegen, wenn Straßen und Wege passierbar bleiben sollen. Seit dem Ende meiner Kindheit hege ich für Schnee und Winter keinerlei Sympathien mehr. Bei Minusgraden frieren Türschlösser ein (ich komme zurzeit nicht in mein Auto), Busse und Bahnen kommen zu spät oder fallen komplett aus. In keiner anderen Jahreszeit gibt es ein so hohes Risiko für Knochenbrüche. Man muss mehr heizen oder mehr anziehen. Es wird zu früh dunkel. Schnee, Wind, Regen und Graupel. Kälte und Nässe. Das taugt alles nichts. Bei Debussy heißt es: “Yver, vous n’estes qu’un villain!” Sehr richtig.

7. Februar 2021

7. Februar 2021

Nur eine einzige Wolke zieht am Abendhimmel hin;
Nur eine Barke schwimmt im Fluss,- ich bin allein darin.

Nun kommt der junge Mond herauf, ein runder Silberschild;
Im Flusse, geisterhaft bewegt, seh’ ich sein Spiegelbild.

Da wird die dunkle Wolke hell und schwebt in süßer Ruh’,-
Da fühl’ ich weichen allen Schmerz,- o Mond, das tatest du!
Hans Bethge (1876 – 1946)

4. Februar 2021

4. Februar 2021

Blick auf die Altstadt von Constantine, Algerien (Quelle: wikipedia)

2. Februar 2021

In einem Leserforum der FAZ bescheinigt ein Diskutant unserer Demokratie, für die Bewältigung der Corona-Krise zu schwerfällig zu sein. Er empfiehlt daher, einen Wohlfahrtsausschuss von nur drei Personen einzusetzen. Dieser solle unbegrenzte Verfügungsgewalt haben, um das Virus in die Knie zu zwingen. In Frage kämen dafür nur Personen “mit absolutem Durchblick und erwiesenem Einsatz für das Wohl der Menschheit”, weshalb sein Vorschlag für den Ausschuss wäre: Prof. Drosten, Jan Böhmermann und Luisa Neubauer. Alternativ: Carola Rackete, Boris Becker und Bischöfin Käßmann.

Da ich bei der einen oder anderen der genannten Personen deren Eignung für den Ausschuss bezweifle, hier weitere Vorschläge: Marcel Reif, Claus Peymann und Caren Miosga. Alternativ: Daniel Cohn-Bendit, Petra Schmidt-Schaller und Carla Reemtsma.

1. Februar 2021

Hertha BSC Berlin feiert seinen “Big City Coup”, so ist zu lesen, weil jetzt Sami Khedira für den Hauptstadt-Club seine Fußballschuhe schnürt. Großartig! Khedira, Weltmeister von 2014, spielt wieder für einen deutschen Verein. Natürlich, weil die Alte Dame Hertha so unwiderstehlich ist und die bekannte “neue Herausforderung” darstellt. Nicht etwa, weil es nach über einer Dekade im europäischen Ausland bei Real Madrid und Juventus Turin dortselbst keine Chance mehr auf sportliche Einsätze gibt. Khedira, nur zum besseren Verständnis, ist 33 Jahre alt und stand bei Juventus zuletzt vor mehr als vierzehn Monaten auf dem Platz. Nun soll er der Berliner Hertha mit seiner Erfahrung helfen. Nun gut, wie man sich durch Verletzungspausen, Reha-Maßnahmen und Wiederaufbautraining quält, wird er ohne Probleme wiedergeben können. Und dass der Blick auf den Kontostand die Mühen erträglich macht, ebenso.

27. Januar 2021

An Mozarts Geburtstag, trotzdem oder gerade deswegen:

Das schönste und zugleich wichtigste Wort ist “Nein”. Wenn kleine Kinder es erwerben, haben sie plötzlich ein Mittel, ihre Eltern zur Weißglut zu treiben, und verwenden es fortan mit großer Begeisterung. Diese Begeisterung sollte man sich ins Erwachsenenalter erhalten.
Leo Fischer in “Das Magazin”

26. Januar 2021

Wenn man einem Menschen trauen kann, erübrigt sich ein Vertrag. Wenn man ihm nicht trauen kann, ist ein Vertrag nutzlos.
Jean Paul Getty (1892 – 1976) 

23. Januar 2021

23. Januar 2021

Genau! Und kürzlich war auf ZEIT online zu lesen, dass man Alkohol trinken und viel mehr Süßes essen soll. Weg mit falschen Vorsätzen! Corona ist anstrengend, da haben blöde Ziele keinen Platz. Also, du ausbalancierte Diät, wo bist du?

21. Januar 2021

21. Januar 2021

Wir brauchen nicht so fortzuleben, wie wir gestern gelebt haben. Machen wir uns von dieser Anschauung los, und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.
Christian Morgenstern (1871 – 1914)

18. Januar 2021

Seit ein paar Tagen lese ich “Cal”, den 1983 erschienenen Roman von Bernard MacLaverty. Das Buch gibt einen Einblick in den Nordirland-Konflikt und den Jahrhunderte alten Streit zwischen Katholiken und Protestanten. Am Schicksal des gleichnamigen Titelhelden beschreibt “Cal” den brutal geführten Krieg, die alltägliche Gewalt und ihre Auswirkungen auf die Menschen. Obwohl das Thema Nordirland vor allem in den 70er und 80er Jahren in den Medien sehr präsent war, wissen heute die wenigsten, was in der Unruheprovinz vor sich ging, und wie und warum die Gewalt so eskalieren konnte. Abgesehen von seiner erzählerischen Klasse hilft die Lektüre, die Gründe und Hintergründe der Gewalt besser zu verstehen.

Zur Handlung: Cal ist Katholik und lebt zusammen mit seinem Vater – die Mutter ist tot – im protestantischen Nordirland. Gelegentlich fungiert Cal widerwillig als Fahrer bei terroristischen Anschlägen, zu denen er von seinen Freunden gezwungen wird. Eines Tages trifft er auf die Bücherhändlerin Marcella, die er nach einem Jahr des tödlichen Attentats auf ihren Ehemann wiedererkennt. Bald verliebt er sich in sie … Leseempfehlung!

13. Januar 2021

13. Januar 2021

Geld im Alter ist wie Schnee im Juni (Sprichwort). Und Sicherheit ist ein relativer Begriff.

10. Januar 2021

Die Autorin Sara Tomšić geht auf ZEIT online unter dem Titel “Erfahrungen machen ärmer” im weiteren Sinne der Frage nach, ob das Älterwerden wirklich gelassener macht oder eher desillusioniert. Sie stellt sich und uns die Frage, ob wir im fortgeschritteneren Erwachsenenalter abgeklärter und ruhiger werden, oder ob wir nicht vielmehr an Spontanität und Empfindungsintensität einbüßen. Tomšić sagt, dass man in jungen Jahren Ereignisse und Zustände unmittelbarer, so “ganz oder gar nicht” wahrnimmt und beurteilt. Jetzt, nach Jahren, so sagt sie, erleben wir die Dinge nicht mehr so “marianengrabentief”. Ein hübsches Wort (wird auch gleich von der Autokorrektur rot unterlegt), das uns sagen will, dass wir heute nicht mehr so zu erschüttern, nicht mehr so aus dem Gleichgewicht zu bringen sind wie ehedem. Das vermeintlich Gute daran vermag sie nicht zu erkennen, denn es lähmt, wie sie findet, unsere Lust, unsere Begeisterungsfähigkeit, unsere Risikobereitschaft. Wir haben verlernt, Dinge aus dem Moment heraus zu tun, ohne Gewissheiten. Stattdessen schauen wir auf das zu erwartende Ergebnis und wägen ab. Wir kommen mit allem zurecht, immerhin sind wir abgekämpft genug. Wie schade! Wäre es nicht viel schöner, wenn wir uns den jugendlichen Überschwang, das Unberechnete, das Fehlen jedes doppelten Bodens wieder zurückholen würden? Es wäre ein guter Vorsatz fürs Neue Jahr, auch wenn wir ein paar Wochen ohne Alkohol und weniger Fernsehen nicht geringschätzen wollen.

6. Januar 2021

6. Januar 2021

Hier sind sie: Caspar, David, Friedrich … äh, natürlich Caspar, Melchior und Balthasar.

Pause bis zum 5. Januar 2021

Zurück (Bemerkenswertes)