2020
24. Dezember 2020
22. Dezember 2020
Das ist der Traum
Das ist der Traum, den wir tragen,
dass etwas Wunderbares geschieht,
geschehen muss –
dass die Zeit sich öffnet,
dass Türen sich öffnen,
dass der Berg sich öffnet,
dass Quellen springen –
dass der Traum sich öffnet,
dass wir in einer Morgenstunde gleiten
in eine Bucht, um die wir nicht wussten.
Olav H. Hauge (1908 – 1994)
Frohe Festtage!
21. Dezember 2020
20. Dezember 2020
Alles, was gespaltene Klauen hat, ganz durchgespalten, und wiederkäut unter den Tieren, das dürft ihr essen.
Nur diese dürft ihr nicht essen von dem, was wiederkäut und gespaltene Klauen hat:
das Kamel, denn es ist zwar ein Wiederkäuer, hat aber keine durchgespaltenen Klauen, darum soll es euch unrein sein; den Klippdachs, denn er ist zwar ein Wiederkäuer, hat aber keine durchgespaltenen Klauen; darum soll er euch unrein sein; den Hasen, denn er ist auch ein Wiederkäuer, hat aber keine durchgespaltenen Klauen; darum soll er euch unrein sein; das Schwein, denn es hat wohl durchgespaltene Klauen, ist aber kein Wiederkäuer; darum soll es euch unrein sein.
3. Mose 11, 3 – 7
17. Dezember 2020

Für seinen eigenen Tod wünschte sich Gotthilf Fischer einmal, “eines Tages dirigierend in die Kiste zu fallen”.
Ganz so ist es nicht gekommen, denn er ist, wie sein Management bekannt gab, am letzten Freitag “einfach eingeschlafen”. Fischer wurde 92 Jahre alt.
Es ist jahrzehntelang viel, sehr viel geschrieben worden über Deutschlands bekanntesten Chorleiter. Nicht immer respektvoll und anerkennend, dafür häufig herablassend, ja geringschätzig. Er konnte damit leben, von vielen selbsternannten Gralshütern der Kunst nicht ernstgenommen zu werden. Sein Lebensinhalt war, Menschen zum Singen zu bringen – aufmunternd, nachsichtig, liebenswürdig. Seine “Fischer-Chöre” traten bei zahlreichen Großveranstaltungen auf, im Fernsehen, bei Festivals, auf Konzertreisen im In- und Ausland. “Wenn einer singt, ist er fröhlich”, sagte der Schwabe zu seinem 90. Geburtstag.
Ich traf Gotthilf Fischer vor einigen Jahren, als er an einem Nachmittag im Wetzlarer Forum zu Gast war. Ich stellte mich ihm als Leiter der Wetzlarer Musikschule vor, woraufhin er sich nach Projekten, nach Schülerzahlen und Jahreswochenstunden erkundigte. Sein Interesse war nicht gespielt. Er war neugierig, etwas über meine Arbeit zu erfahren – und er kannte sich aus! Es war ein Gespräch, an das ich mich gerne erinnere. Ruhe in Frieden, Gotthilf Fischer!
13. Dezember 2020
Am Ziel deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: dein Wandern zum Ziel.
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)
9. Dezember 2020
Nach 70 Jahren verzichtet IKEA auf seinen gedruckten Katalog und will seine Produkte in Zukunft vor allem auf digitalem Wege bewerben. Die Entscheidung, so lässt das Management verlautbaren, sei “eine Folge des veränderten Medienkonsums und Verbaucherverhaltens.”
Auch wenn somit jährlich mehr als 100.000 Tonnen Farbe und Papier eingespart werden, von den Kosten der Distribution ganz zu schweigen, werden vor allem Nostalgiker den Katalog vermissen. Und dennoch: Gelbe Seiten, Telefonbücher, VHS-Hefte, Gemeindebriefe – all das wird irgendwann, wie der IKEA-Katalog, komplett ausgestorben sein und gleichwohl nicht nur von denen vermisst werden, die keinen Internetzugang haben. Nicht alles, was vernünftig ist, muss gefallen. Und nicht alles, was als vernünftig gilt, ist es auch.
6. Dezember 2020
Nikolaus der Gute
kommt mit einer Rute,
greift in seinen vollen Sack –
dir ein Päckchen – mir ein Pack.
Ruth Maria kriegt ein Buch
und ein Baumwolltaschentuch,
Noske einen Ehrensäbel
und ein Buch vom alten Bebel,
sozusagen zur Erheiterung,
zur Gelehrsamkeitserweiterung.
Marloh kriegt ein Kaiserbild
und nen blanken Ehrenschild.
Oberst Reinhard kriegt zum Hohn
die gesetzliche Pension.
Tante Lo, die, wie ihr wisst,
immer, immer müde ist,
kriegt von mir ein dickes Kissen.
Und auch hinter die Kulissen
kommt der gute Weihnachtsmann,
nimmt sich mancher Leute an,
schenkt da einen ganzen Sack guten alten Kunstgeschmack.
Schenkt der Orska alle Rollen
Wedekinder, kesse Bollen –
(Hosenrollen mag sie nicht:
dabei sieht man nur Gesicht…).
Der kriegt eine Bauerntruhe,
Fräulein Hippel neue Schuhe,
jener hält die liebste Hand –
Und das Land? Und das Land?
Bitt ich dich, so sehr ich kann:
Schenk ihm Ruhe – lieber Weihnachtsmann!
Kurt Tucholsky (1890 – 1935)
1. Dezember 2020
Viele Menschen suchen nach einem Job, der ihnen in erster Linie Spaß macht. Damit meinen sie, wenn man genauer nachfragt: entweder Flow-Erlebnisse – oder Identifikation, also den Wunsch, in einer Tätigkeit als Mensch vollständig aufzugehen und sich gerade durch die Arbeit weiterzuentwickeln. Dabei gibt es viele weitere Bereiche, über die wir uns definieren könnten: etwa Freizeitbeschäftigungen oder die Familie und das soziale Netz.
Marie-Luise Goldmann, Philosophin und Literaturwissenschaftlerin
29. November 2020
25. November 2020
23. November 2020
“Grün ist das neue Grau”, lautet die Artikel-Überschrift zum Thema Städte-Umbau auf ZEIT online, und ich habe keine Lust, den Text zu lesen. Vor ein paar Wochen oder Monaten wurde ich belehrt, dass 60 das neue 40 ist. Oder umgekehrt, egal. Jedenfalls ging es ums Älterwerden, um Schönheit, Wohlfühlen, Lebenslust oder Kosmetik. Irgendwas Altes gibt’s jetzt neu, oder irgendwas Neues war mal alt. Schwachsinn ist das neue Genie. Mannomann.
19. November 2020
Wie ich höre, erkennt Bundestrainer Joachim Löw das Ergebnis des letzten Spiels der Fußball-Nationalmannschaft (0:6 gegen Spanien) nicht an und verlangt eine Neuauszählung der Tore.
17. November 2020
Das Plakat der Bayerischen Staatsoper zur Produktion von Don Giovanni aus der Spielzeit 1994/95 ist ein Geniestreich, der es in sich hat – nach wie vor. Vielleicht hätte man eher, sozusagen spontan-assoziativ, auf Lucia di Lammermoor oder Les Huguenots getippt. Doch Don Giovanni ist die perfekte Wahl: Im Spektrum von Verlangen, Körperlichkeit und Sexualität einerseits und empfundenen wie verloren gegangenen Überzeugungen und Glaubensgrundsätzen andererseits sind sämtliche Akteure gefangen. Singspiel und Sittengemälde, heitere Oper und Mysteriendrama – alles auf einem einzigen, knappen Plakat. Chapeau!
13. November 2020
Alt ist man erst, wenn man keine Dummheiten mehr macht.
Sprichwort
12. November 2020
“Wäre, wäre, Fahrradkette”, sagt Lothar Mattäus. Und wir können uns nur wundern und staunen. Oder, um es mit Lukas Podolski zu sagen: “Es überwiegt eigentlich beides.”
11. November 2020
Mal angenommen, wir begännen tatsächlich zu hinken, wenn wir mit einem Lahmen lebten. Was könnten die Gründe sein? Und wäre es ein beruhigender Umstand, weil wir uns damit als verständnisvoll, mitfühlend und zugewandt ansehen könnten? Vielleicht wäre das eine mögliche Perspektive – wir passen uns dem Lahmen an, gehen sein Tempo mit, sorgen dafür, dass er sich verstanden und integriert fühlt. Wir bieten ihm Chancen, eröffnen ihm Möglichkeiten. Wir zeigen Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe.
Wir können aber auch das von Plutarch zitierte Sprichwort ganz anders verstehen. Ist der Lahme nicht nur selbst behindert, sondern behindert er obendrein auch uns? Bremst er nicht unsere Möglichkeiten aus? Lenkt er uns, ob absichtlich oder nicht, in Richtung politische Korrektheit und Zwangsempathie? Steckt er uns nicht an mit seinem Hinken? Ein Lahmer hält doch unseren täglichen Staffellauf nur auf, wir kommen ohne ihn schneller ans Ziel. Beruhigen wir also unser schlechtes Gewissen, soweit vorhanden, und kaufen ihm bessere Gehhilfen oder einen neuen Rollstuhl. Wir sind doch nicht etwa zu mehr verpflichtet?
Gute Sprichwörter sind immer gleichzeitig Zuspruch und Mahnung, beinhalten Affirmation und Zweifel. Sie erinnern uns an Stärken und Schwächen, an Mögliches und Unmögliches. Wie schön!
10. November 2020
Das Sprichwort ist wahr, das besagt, dass du anfangen wirst zu hinken, wenn du mit einem Lahmen lebst.
Plutarch von Chäronea (45 – 120), griechischer Philosoph, Historiker und Konsul von Griechenland
7. November 2020
3. November 2020
Am letzten Samstag wollte ich nochmal zum Essen raus, schließlich geht das jetzt für die nächsten vier Wochen nicht mehr. Ich erinnerte mich an einen Besuch im “Da Severino” in Frankfurt-Rödelheim, wo ich vor ein paar Monaten mal mittags ein hervorragendes Risotto bekommen hatte. Also dorthin! Und wieder war das Essen ausgezeichnet: Pizzabrot mit Pesto, Vorspeisenteller mit Vitello Tonnato vom Kalb mit Thunfischsauce, Bresaola vom luftgetrockneten Rinderschinken und Tomate-Mozzarella, Risotto mit Pfifferlingen, Pistazien und Parmesan, Vanille-Karamell-Eis mit Sahne, Espresso. Alles super lecker und im angenehmen Gegensatz zu vielen Anbietern, die sich keine große Mühe mehr machen und über uninspirierte Durchschnittskost nicht hinauskommen. Und, ganz wichtig: Ein freundlicher, zugewandter Chef, der sich Zeit nimmt für seine Gäste. So stimmt einfach alles!
Westerbachstr. 5, 60489 Frankfurt-Rödelheim, Tel. 069-785163
31. Oktober 2020
29. Oktober 2020
“Es ist nicht nachvollziehbar, dass man in Deutschland ohne Platzreservierung Zug fahren kann, aber die Theater nicht mehr bespielt werden dürfen”, sagt Thomas Bockelmann, Intendant des Staatstheaters Kassel, zur neuerlichen Schließung von Theatern wegen der Corona-Pandemie. Das Gesundheitsamt der Stadt Kassel habe das Hygienekonzept des Staatstheaters als “vorbildlich” bezeichnet. Außerdem gebe es in ganz Deutschland nicht einen einzigen nachgewiesenen Fall, dass jemand sich beim Besuch eines Theaters mit dem Coronavirus infiziert habe. Die Theater zu schließen, sei “unsinnig”, so Bockelmann.
Was Bockelmann zum Ausdruck bringt, dürfte den allermeisten Kulturschaffenden sowie Gästen und Besuchern aus der Seele sprechen. Die Gastronomen übrigens könnten das gleiche Lied singen, mit mehreren Strophen. Seitens der politisch Verantwortlichen bekommen sie Lob für ihre “unglaublichen Anstrengungen”, für die “große Mühe”, die sie sich während der letzten Monate gemacht hätten. Doch nun müsse man eben “einfach mal” schließen (Armin Laschet gestern Abend in den ARD-Tagesthemen), um “Luft” zu bekommen. Dass man denjenigen, die um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen, dabei die besagte Luft abschnürt, trotz aller versprochenen Ausgleichsleistungen, ist geradezu zynisch.
Die Regierung handelt jetzt, das ist wahr. Leider sehr spät und unausgewogen – während der Sommermonate hätte man ein nachhaltiges Konzept erabeiten müssen, in dem u. a. Theater und Gastronomie zu Partnern geworden wären, mit denen gemeinsam man Antworten auf die Pandemie hätte finden können. Waren die Infektionszahlen zu gut, der Sommer zu schön? Oder gelten hierzulande Kunst und Kultur einfach nicht mehr genug?
26. Oktober 2020
24. Oktober 2020
Den Menschen in Corona-Zeiten Mut machen zu wollen mit dem Zuruf “Seid positiv!” hat im Wortsinne etwas Komisches. Wenn nur gute Laune und Lachen ansteckend sind, ist ja alles gut.
23. Oktober 2020
Ein paar Tage zwischen Elbe und Weser, im Kehdinger Land, im Landkreis Stade. Mit Marsch und Moor, mit Wind und Wasser. Eine wunderbare Natur, mit vielen unter Naturschutz stehenden Bereichen. Für Zugvögel ist das Gebiet nach wie vor ein bedeutender Rastort.
Ein paar Touristen sind unterwegs, erkunden die Gegend auf eigene Faust oder warten auf die Führungen mit dem Vogelkieker oder Moorkieker. Ein Wohnmobil parkt direkt am Ostesperrwerk, mit Blick auf das Natureum Niederelbe. “Ich bin oft hier”, sagt der Besitzer, der aus dem Ruhrgebiet kommt. “Eine herrliche Ruhe. Und kein Corona.”
Wir wohnen auf Gut Hörne, einem alten Rittergut, das seit fünfhundert Jahren in Familienbesitz ist. Es gibt den Nachbau eines mittelalterlichen Dorfes, einen schönen Park, ein hübsches Café. Ein Wohlfühlort. Auf dem Heimweg halten wir kurz am Nationalparkhaus an der Wurster Nordseeküste, südwestlich von Cuxhaven. Noch einmal die Vögel sehen, direkt am Strand. Einatmen und, vor allem, ausatmen.
Pause bis zum 20. Oktober 2020
4. Oktober 2020
Das Leben ist wie ein Fahrrad mit Gangschaltung. Die meisten von uns haben Gänge, die sie niemals benutzen.
Charles M. Schulz (1922 – 2000)
30. September 2020

Die Pegasusse fliegen tief: Es wird Anerkennung regnen.
Wieslaw Brudzinski (1920 – 1996)
28. September 2020
Nachdem sich Arturo Toscanini als großer Fan des Werks entpuppte, gelang Menotti mit The Medium der internationale Durchbruch. Allein in New York wurde das Werk im Jahr 1947 rund 200 Mal gespielt. Kurz darauf kam aus Rom der Auftrag zu einer Verfilmung, die der Theaterenthusiast Menotti selbst realisierte und die bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 1952 ausgezeichnet wurde. Kritische Stimmen bezeichneten die musikalische Sprache Menottis immer wieder als “banal” oder “oberflächlich”. Die immense Popularität des Komponisten sowie seine Verwurzelung in der Tradition schienen ihnen in die Hände zu spielen. Dem hielt Menotti gelassen entgegen: “Die Tonalität mag vielleicht nicht notwendig sein, aber ihre dramatische Funktion ist bisher durch kein äquivalentes Mittel ersetzt worden. Wie die Schriftsteller und Lyriker der Gegenwart bediene ich mich lieber einer gesprochenen Sprache.”
aus: oper-frankfurt.de
23. September 2020
Einmal im Leben zur rechten Zeit sollte man an Unmögliches geglaubt haben.
Christa Wolf (1929 – 2011)
21. September 2020
Otto Ubbelohde (1867 – 1922), Frau Holle lässt es schneien. Ein wenig wird sie damit noch warten, doch bald wird die schöne Stieftochter wieder fleißig das Bett der Alten schütteln, und es wird schneien in der Welt. Holen wir also beizeiten das Brot aus dem Ofen, ernten wir die Äpfel von den Bäumen, und freuen wir uns am Goldregen. Denken wir nicht an Pech und nicht an Janosch, bei dem die gute Schwester mit dem Konditor durchbrennt, und schon gar nicht an Kerstin Hensels “Seifenmärchen”, in dem Goldmarie entführt und zu Seife verkocht wird. Dann lieber Wagner, der seinen jungen Hirten im “Tannhäuser” die Ankunft des Frühlings besingen lässt: “Frau Holda kam aus dem Berg hervor, zu zieh’n durch Fluren und Auen.“ Den nächsten Winter, der doch binsenweisheitlich bestimmt kommt, erwähnt der Hirte nicht.
17. September 2020
Ahnenforschung ist kein Wunschkonzert – oder doch? Jedenfalls glaubt die Familie von Armin Laschet an ihre Abstammung von Karl dem Großen, wie zu hören und zu lesen ist. Nun gut, sich als Nachfahre des großen Karl zu fühlen macht vielleicht mehr Spaß als sich vorzustellen, Abkömmling von, sagen wir, Walther von der Vogelweide oder Hildegard von Bingen zu sein. Mir persönlich würde Letzteres besser gefallen, aber jede Jeck is anders (Kölsches Grundgesetz, leider nicht aus Aachen).
16. September 2020
15. September 2020
Bariton Matthias Goerne, ein von mir hochgeschätzter Sänger, Interpret und Bühnenakteur, kritisierte jüngst in einem Interview mit der WELT die seiner Ansicht nach übermäßig strengen Auflagen für Konzerte und andere Kulturveranstaltungen. Es würden, so Goerne, im öffentlichen Nahverkehr, in der Bahn oder im Flugzeug nirgendwo Mindestabstände eingehalten. In den Kultureinrichtungen hingegen, die nur zu einem lächerlich geringen Teil mit Publikum besetzt werden dürfen, komme er sich vor wie auf einer Intensivstation. Würde die Autoindustrie so behandelt werden wie die Kultur, so Goerne weiter, dann würde längst schon kein einziger Wagen mehr vom Band rollen.
Wie passend Bezugnahmen und Vergleiche hier auch immer sein mögen – fest steht, dass Veranstalter und Organisatoren alles stattfinden lassen sollten, was überhaupt möglich ist. Um Fragen der Wirtschaftlichkeit geht es, will man als Theater, als Ensemble oder als Solist überhaupt wieder im Fokus sein, ohnehin nur, wenn man keine anderen Sorgen hat. In diesen Zeiten ist jedes Engagement, jede Aufmerksamkeit, jedes Konzert und jeder Besuch einer Veranstaltung wichtig und von Bedeutung. Verschieben und Vertagen sind keine Option. Wer der Kultur helfen will, verschiebt und vertagt nicht, sondern veranstaltet, tritt auf oder kauft Karten.
6. September 2020
Im Deutschlandfunk höre ich, dass die Zahl derjenigen steigt, die beim Betrachten eines Kunstwerkes, das sie nicht verstehen, dafür das Kunstwerk verantwortlich machen. “Kunst wird erst dann interessant, wenn wir vor irgend etwas stehen, das wir nicht gleich restlos erklären können”, sagte einst Regisseur Christoph Schlingensief (1960 – 2010). Da das auch heute noch gilt, helfen nur drei Dinge: Bildung, Bildung, Bildung.
5. September 2020
Regieren ist kein Ding für Leute von Charakter und Erziehung.
Aristophanes (um 450 – 385 v. Chr.), griechischer Dichter
4. September 2020
Nach achtmonatiger Pause endlich wieder Oper! Am Sonntagnachmittag sehe ich Bellinis I Puritani in Frankfurt. In gekürzter Fassung und ohne Pause, dafür mit Vorfreude! Und der übernächste Besuch steht auch schon fest: Trionfo nach einem Oratorium von Händel in der Staatsoper Hannover. Und wieder fällt mir der Satz des großen Pianisten Edwin Fischer ein: “Kunst und Leben sind nichts Getrenntes, sondern eine Einheit.” Anders gesagt: Fehlt die Kunst, ist das Leben nicht vollständig. Über die Einschränkungen in den Theatern in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sollten wir nicht klagen. Freuen wir uns, dass es Veranstaltungen überhaupt wieder gibt!
1. September 2020
Auf ZEIT online lese ich, dass in der Bolognese traditionell zwar Hackfleisch drin ist, doch habe das Ragù alla bolognese schon viele Neuinterpretationen erfahren, unter anderem eine vegane Variante, die auf Sojageschnetzeltes setzt. Nun gut, Gastronomie und insbesondere Küchen müssen kreativ sein, das sieht jeder ein. Auch andere Bereiche haben es mal mit Neukreationen versucht und dabei Herkömmliches, zuweilen auch Unverzichtbares weggelassen. So hat John Cage in seinem 4’33” auf das Erklingen jeglicher Töne verzichtet. Alles, was während der Spielzeit passiert, gehört zum Stück. Mein Hausarzt übrigens, nach meiner Kenntnis ein Könner, aber kein Künstler, vergibt keine Termine mehr. Man geht einfach hin und kommt entweder sofort dran oder nicht. Blättert man im Wartezimmer in ein paar Zeitschriften oder spielt während des Wartens mit dem Handy, so gehört das alles zum Arztbesuch. Die Deutsche Bahn hat hier Pioniergeist gezeigt und ihren Fahrplänen schon seit Jahren ein nicht näher erläutertes, aleatorisches Element hinzugefügt – Verspätungen, verpasste Anschlusszüge etc. gehören zur Reise und sind nur integral zu beurteilen. Die Restaurantkette Vapiano ist übrigens am Ende, schon seit ein paar Monaten. Dort gab es zwar ordentliches, bisweilen leckeres Essen, doch hatte man den Servicegedanken neu entworfen und die Kundschaft arbeiten lassen. Sich für viel Geld das Essen selber holen zu müssen, auch wenn dieser Übung ein gewisser Erlebnischarakter nicht abzusprechen ist, hat dann doch zu viele Gäste an den Besuch einer Kantine oder Mensa erinnert, was dem Zeitgeist einfach nicht mehr entspricht. Womöglich liegen die Gründe für die Zahlungsunfähigkeit auch ganz woanders. Vielleicht hat die Bolognese einfach kein Hackfleisch enthalten.
31. August 2020
28. August 2020
Vom Finale der Champions League habe ich nur die zweite Halbzeit gesehen. Erst musste ich die Wiederholung einer Tatort-Folge auf einem anderen Sender zu Ende gucken, erst danach habe ich umgeschaltet. Wegen Béla Réthy sowieso ohne Ton, habe ich das langweilige Taktik-Gekicke halbherzig angeschaut und mich nach Turmspringen, Curling oder einem 3000-Meter-Hindernislauf gesehnt. Schon Minuten vor dem Abpfiff (immerhin wollte ich wissen, wie es ausgeht) hatte ich die Fernbedienung in der Hand und habe im Moment des Spielendes abgeschaltet, einen Schluck Pale Ale genommen und meinen Grünberg-Roman weitergelesen.
18. August 2020
16. August 2020
Gleichermaßen erholsame wie interessante Ferienwochen liegen hinter mir. Zunächst war ich im tiefsten Brandenburg, sehr ländlich, ruhig und idyllisch, in der Nähe von Kyritz an der Knatter. Tagesausflüge haben mich nach Perleberg geführt (Rolandstadt, mit schönem Stadtpark), Wittstock/Dosse (Besuch der Alten Bischofsburg mit Museum Dreißigjähriger Krieg), Havelberg (liegt schon in Sachsen-Anhalt, sehr romantisch mit alten Häusern, Gärten und Hausbooten auf der Havel, mit einem imposanten Dom oberhalb des Bischofsbergs), Neuruppin (gilt als die preußischste aller preußischen Städte, nichts geht ohne Fontane, herrlich großzügige Gehwege und Plätze), Wusterhausen (sehenswert sind vor allem das Wegemuseum und die Stadtkirche St. Peter und Paul), ins Storchendorf Rühstädt und ins Rambower Moor (fünfstündige Wanderung im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, unbedingt zu empfehlen).
Die letzten vier Tage des Urlaubs habe ich dann in Magdeburg verbracht, wo ich zuvor noch nicht war. So mancher hat etwas verständnislos geschaut, wenn ich vorher erzählt habe, dass die Reise nach Magdeburg geht (leider wird immer wieder gestreut, die Stadt sei unattraktiv). Nun kann ich sagen, dass diese Stadt – vom herzlosen und betonlastigen Bahnhofsvorplatz mal abgesehen – sehr viel Schönes, Sehenswertes und Beeindruckendes bietet. Es gibt mehrere Museen, darunter das Kulturhistorische Museum (die Abteilung für Stadtgeschichte wird gerade renoviert), einen beeindruckenden Dom, einen großflächigen, mehrteiligen Stadtpark, lebendige Einkaufsmeilen ebenso wie ruhige Stadtviertel mit großartigen Häuserfassaden, das Hundertwasserhaus (Grüne Zitadelle), ein gutes gastronomisches Angebot (für Eisfans: Danz 11), und natürlich die Elbe. Und noch ganz viel mehr: Opernhaus, Schauspielhaus, Promenaden, Denkmäler, Gassen, Informationszentren und Geschichte, wo man geht und steht. Übrigens: Georg Philipp Telemann wurde hier geboren. Das örtliche Konservatorium trägt seinen Namen und ist mit über 2.900 Schülerinnen und Schülern die größte Musikschule des Landes Sachsen-Anhalt. Magdeburg – eine Stadt zum Entdecken, zum Wiederkommen.
Pause bis zum 15. August 2020
9. Juli 2020
Das 1604 erbaute Renaissanceschloss Demerthin in Gumtow (Brandenburg) ist eins meiner Reiseziele in diesem Sommer. Daneben freue mich ich auf Besuche Besuche in Havelberg (da war ich schon mal), Neuruppin und Magdeburg (da war ich noch nicht). An erster Stelle steht allerdings Ausatmen. Ich wünsche Euch und Ihnen erholsame Sommerwochen!
2. Juli 2020
1. Juli 2020

Mit Anstand und ohne finanzielle Sorgen in die Oberliga, das wär’s. Und seriöse Leute mit Sachverstand für den langen Weg zurück. Glückauf!
30. Juni 2020
Uncle Ben’s wird es mit dem bisherigen Logo bzw. diesem Namen nicht mehr lange geben. Der Mars-Konzern, dem Uncle Ben’s gehört, will vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte “rassistischen Vorurteilen und Ungerechtigkeiten” ein Ende setzen und die Marke “einschließlich ihrer visuellen Markenidentität” weiterentwickeln. Richtig ist in der Tat, dass einst in den Südstaaten die Anreden „Onkel“ oder „Tante“ von Sklavenhaltern und ihren Nachfahren für ältere Afroamerikaner im Allgemeinen und Dienstpersonal im Besonderen verwendet wurden. Ob das für eine “Weiterentwicklung” der Marke als hinreichend anzusehen ist, wollen wir dahingestellt sein lassen. Gespannt darf man sein, ob “Uncle Ben” künftig “Mister Ben” heißen und buchstäblich ein anderes Gesicht bekommen wird. Vielleicht treibt Mars ja einen waschechten schwarzen Farmer auf, der tatsächlich Ben heißt. Ein Weißer dürfte es kaum auf die Verpackung schaffen – bei Mars wird man sich nicht dem Vorwurf ausgesetzt sehen wollen, Schwarze ausgegrenzt zu haben.
Die Frage ist, inwieweit der Zeitgeist unser kulturelles Bewusstsein beeinflusst, in diesem Fall die Wahrnehmung historisch belasteter Bilder und Bezeichnungen sowie deren Ursprünge. 2004 ersetzte die Stollwerck GmbH den Sarotti-Mohren durch einen Sarotti-Magier mit goldener Hautfarbe. Auch das Unternehmen Julius Meinl AG änderte vor ein paar Jahren sein Logo und zeigt dieses jetzt streng reduziert in einfarbigem Rot. Andere, wie die Machwitz Kaffee GmbH Hannover, sehen da bis heute offenkundig keinen Handlungsbedarf.
27. Juni 2020
26. Juni 2020
Gefragt – Gejagt, die beliebte Quizsendung in der ARD. Moderator Alexander Bommes hat als Kandidaten unter anderem Markus aus Gelsenkirchen zu Gast, der bekennender Schalke-Fan ist. Eine der Quizfragen lautet “Welches ist der einzige börsennotierte Fußballverein der Bundesliga?” Markus gibt die richtige Antwort “Borussia Dortmund” mit erkennbarem Widerwillen, worauf er anschließend vom Moderator angesprochen wird. Schließlich weiß jeder Fußball-Fan, dass ein Schalker das D-Wort normalerweise nicht ausspricht. “Hast du jetzt für 500 Euro deine Ehre verkauft?”, will Bommes wissen. Markus antwortet, dass er kurz überlegt hatte, die Frage mit “Lüdenscheid-Nord” zu beantworten. “Ich hätte es gelten lassen”, sagt Bommes, und für einen kurzen Moment hat man als Fußballromantiker das Gefühl, dass das Seelenleben der Fans zuweilen noch eine Rolle spielt, und sei es in einer Quizsendung.
23. Juni 2020
„Schalke ist kein Schlachthof! Gegen die Zerlegung unseres Vereins“ lautet das Motto der Protestaktion, zu der die Fans des FC Schalke 04 für kommenden Samstag aufgerufen haben. Sportlich und wirtschaftlich kriegen sie im Moment auf Schalke zwar nicht den Senf auf die Wurst, aber wenigstens sprachlich sind sie top.
21. Juni 2020
18. Juni 2020
Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.
Erich Kästner (1899 – 1974)
17. Juni 2020

Die richtige Antwort ist Giacomo Puccini (1858 – 1924). Er komponierte zwischen 1884 und 1924 fast ausnahmslos Opern, insgesamt zwölf, darunter so populäre Werke wie Manon Lescaut, La Bohème, Tosca, Madama Butterfly und Turandot. Die geringe Zahl an Werken ist seinem frühen Erfolg und dem damit begründeten Wohlstand geschuldet, der ihn in die Lage versetzte, seinen Vorlieben für Reisen und schnelle Autos ausgiebig nachzugehen. Der enorme Erfolg der Werke Puccinis, der noch zu Lebzeiten des Komponisten begann, hält bis heute an.
11. Juni 2020

Heinrich Mann empfand ihn “von jeher als den Urheber nicht nur des leidenschaftlichsten Gesanges, auch des gehobenen Gefühles seiner Mitwelt.” Er selbst wollte “die kleinen Dinge” behandeln, wenn sie nur “wahr, leidenschaftlich und menschlich sind und zu Herzen gehen.“ Er versetzte die vom Alltag strapazierten Gefühle in den Stand der Kunst, in einer hoch emotionalen, passionierten Tonsprache. “Wer, außer vielleicht Mozart,” fragt der Schriftsteller und Journalist Michael Klonovsky, “hätte mehr musikalische Zärtlichkeit in die Welt gebracht als er?”
Sein in der Musik spürbares Temperament findet sich in seiner Lebensweise wieder, in seinen intensiven Beziehungen zu Frauen, seiner Leidenschaft für die Jagd, für Motorboote, für Autos – den abgebildeten Fiat Zero, produziert von 1912 bis 1915, hat er vielleicht selbst gefahren.
Zum Schluss eine Anekdote: Im Hause des Komponisten klingelt das Telefon, während er übt, doch er will nicht gestört werden. Sein Diener Francesco nimmt das Gespräch entgegen. Eine Frau fragt nach dem Maestro. “Der ist gerade ausgegangen.” – “Aber ich hörte ihn doch Klavier spielen”, protestiert die Anruferin. Darauf Francesco: “Gnädigste irren, ich staube gerade die Tasten ab!”
Wer war’s? Einsendeschluss ist Dienstag, 16. Juni 2020.
9. Juni 2020
In schlechten Zeiten müsst ihr Schalker sein. In guten haben wir genug davon.
Karl-Heinz “Charly” Neumann (1931 – 2008), langjähriger Mannschaftsbetreuer des FC Schalke 04
8. Juni 2020
Konzerte sind mir persönlich auch wichtig, aber wir werden wahrscheinlich schnell einig sein in unserer Gesellschaft, dass die nicht ganz so integral zum öffentlichen Leben dazugehören und dass man darüber in der Regel auch nicht so sehr seine Meinung ausdrückt.
Kevin Kühnert, stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD
Mit diesen Worten reagierte Kevin Kühnert auf Forderungen, man müsse auch wieder Konzerte ermöglichen, wenn jetzt Demos mit Zehntausenden Teilnehmern stattfinden können wie zurzeit bei den Anti-Rassismus-Demonstrationen. Beim Demonstrationsrecht gehe es um ein Grundrecht, so Kühnert. Teile des gesellschaftlichen Lebens, so führte er weiter aus, müssten zurückstehen, um so etwas wie Demonstrationen zu ermöglichen. Dies scheine ihm “Gebot der Stunde” zu sein.
Nicht ganz so integral scheint der SPD-Vize Kunst und Kultur insgesamt im Blick zu haben, sind doch die angesprochenen Konzerte nur ein Beispiel für die mannigfachen Formate von Veranstaltungen in Theatern, Schauspielhäusern, Kulturzentren, Kinos etc. Diese als “nicht ganz so integral zum öffentlichen Leben” gehörend zu bezeichnen, lässt auf ein verkümmertes, erschreckend reliktäres Kulturverständnis schließen. Dass sich sämtliche Kultureinrichtungen mit ihren Veranstaltungen als veritable Demonstrationsstätten ausweisen, hat sich dem Juso-Vorsitzenden augenscheinlich bisher nicht erschlossen.
6. Juni 2020
Urlaub zu Hause ist auch eine gute Gelegenheit zu überprüfen, ob wir verreisen, um wegzufahren – oder um wiederzukommen. Mögen wir unseren Garten oder unseren Balkon und unsere Wohnung so, wie sie sind? Sind wir da, wo wir sind, weil wir dort sein müssen, etwa aufgrund des Jobs? Oder sind wir dort, weil es unser Zuhause ist? Sollten wir was ändern, wollen wir was ändern? Und wann fangen wir damit an? Wann, wenn nicht jetzt?
aus: Bert Strebe, Balkon statt Balkan – Was machen wir nun mit diesem Sommer?
5. Juni 2020
4. Juni 2020
Man träumt nicht mehr so schön, wenn man erwachsen ist.
Knut Hamsun (1859 – 1952)
3. Juni 2020
Seit gut zwei Wochen laufen meine Kurse der Musikalischen Erwachsenenbildung wieder, und fast alle Teilnehmenden sind zurückgekehrt. Das ist nicht selbstverständlich, da doch der Großteil der Gruppe altersbedingt und wegen diverser Vorerkrankungen zur Risikogruppe zählt. Umso schöner, dass sich die meisten halbwegs unerschrocken wieder mit musikalischer Formenlehre, Ballett und Modernem Tanztheater, Programmmusik oder Oper beschäftigen wollen.
So haben wir also gestern den 4. Akt von Rameaus Les Indes Galantes gesehen, heute lassen wir Fortners Bluthochzeit an uns heran. Morgen Vormittag dann die Alpensinfonie von Strauss, nachmittags die Fortsetzung von Mozarts Don Giovanni. In der nächsten Woche folgen Beispiele zum Rondo in den Finalsätzen der Klavierkonzerte von Beethoven und erste Eindrücke zu Inszenierungen moderner Ballette von Hans van Manen und Jiří Kylián.
30. Mai 2020
29. Mai 2020
Nach einer gründlichen Bestandsaufnahme, der Reflexion, woher ihre Führungsmüdigkeit rührt, kommen einige zu der Erkenntnis, dass sie weniger ihre Leaderrolle, sondern vielmehr die Bedingungen, unter denen sie diese ausführen, satt haben. Es gibt aber auch jene, die wirklich nicht mehr Chef sein wollen.
Gudrun Happich (Diplom-Biologin, Unternehmerin und Führungskräfte-Coach)
27. Mai 2020
25. Mai 2020
Ist es nur närrisch oder schon genial, dass Tesla-Chef Elon Musk und seine Lebensgefährtin, die kanadische Musikerin Grimes, ihren gemeinsamen Sohn X Æ A-12 nennen wollten und nun damit am kalifornischen Gesetz gescheitert sind? Die Erklärungen der Sängerin konnten die Verantwortlichen nicht überzeugen: X stehe für die unbekannte Variable, Æ für künstliche Intelligenz in der Elfensprache, und A 12 sei der Name ihres Lieblingsmilitärflugzeugs. Nach der Ablehnung durch die Behörden war Grimes bereit, A-12 durch die römische Variante A-XII zu ersetzen, doch ohne Erfolg.
Laut Expertenmeinung besteht die Musik von Grimes, die mit bürgerlichem Namen Claire Boucher heißt, aus “Pop für die Müdigkeitsgesellschaft”, “Spiritualismusballaden” und “Backenhörnchenchorälen für die Spotify-Charts”. Wie auch immer, zuviel kiffen ist einfach nicht gut.
24. Mai 2020
23. Mai 2020
Es gibt eine Zeit für die Arbeit, und es gibt eine Zeit für die Liebe. Mehr Zeit haben wir nicht.
Coco Chanel (1883 – 1971)
Langes Wochenende, und ich arbeite nicht.
21. Mai 2020
Wenn du einen verhungernden Hund aufliest und machst ihn satt, dann wird er dich nicht beißen. Das ist der Grundunterschied zwischen Hund und Mensch.
Mark Twain (1835 – 1910)
20. Mai 2020
Dass Corona dick macht, lässt sich so pauschal nicht behaupten. Im Zuge der Corona-Pandemie machen sich allerdings viele Menschen Sorgen, und die Versuchung, sich bei Problemen mit Essen zu trösten, ist groß. Das hinterlässt sichtbare Spuren (auch unsichtbare, aber davon soll heute hier nicht die Rede sein). Bei seelischem Kummer und Zukunftsängsten wird man eher verleitet sich zu überessen, um ein drastischeres Wort zu vermeiden. Und wer sich bei Hamsterkäufen mit verderblichen Lebensmitteln eingedeckt hat, fühlt sich jetzt zum Aufessen verpflichtet … Darüber hinaus halten es manche Zeitgenossen, von Corona ganz unabhängig, mit Winston Churchill: “Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.”
18. Mai 2020
17. Mai 2020
Hähnchenoberschenkel mit Kartoffeln und Möhren (ganz einfach)
für 2 Personen
4 Hähnchenoberschenkel mit Knochen und Haut
2 Schalotten
1 Knoblauchzehe
1/2 Tasse Hühnerbrühe
5 – 6 Kartoffeln
2 – 3 Möhren
Olivenöl, Salz, Pfeffer, etwas flüssige Sahne
Die Hähnchenoberschenkel waschen und trocken putzen. Mit Olivenöl, Salz und Pfeffer gut einreiben und in eine Auflaufform legen. Die Schalotten kleinschneiden und zusammen mit dem gehackten Knoblauch dazugeben. Alles mit der Hühnerbrühe beträufeln. Im Backofen bei etwa 170 °C eine gute Stunde garen, auch etwas länger. Während der Garzeit Kartoffeln und Möhren schälen, in nicht zu kleine Stücke schneiden und ca. 5 Minuten in Salzwasser blanchieren. Das Gemüse etwa 15 Minuten vor Ende der Garzeit in die Auflaufform legen und die Sahne darüber geben. Dazu passt Bier, Weißwein oder Cidre.
13. Mai 2020
12. Mai 2020
Die richtige Antwort auf die Gewinnspielfrage vom letzten Freitag ist “Senta” aus dem Fliegenden Holländer von Richard Wagner. Es gibt sechs Einsendungen, davon sind fünf richtig. Chapeau! Sehr interessant sind die Gedanken eines Lesers, der nach der rhetorischen Frage, ob sich Richard Wagner Senta tatsächlich so vorgestellt hat, fortfährt: “Das Bild wirft viele Rätsel auf. Soll das Bild uns Männer bzw. die Männer kritisieren, die von einer Frau erwarten, dass sie gut aussieht, Wäsche waschen kann und einen Segeltörn mitmacht, oder auf einem Segeltörn kocht und wäscht?” Vielen Dank an alle fürs Mitmachen!
Nicht vergessen: Wir sind immer am Anfang.
10. Mai 2020
“Ganz oben auf der Prioritätenliste” stehe umfangreiche Hilfe für Kulturschaffende, versprach Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern per Video. “Ich weiß, was wir alles vermissen und wie viele Bürgerinnen und Bürger darauf warten, endlich wieder live Ihre kulturellen Angebote erleben zu können”, sagte sie. Die Corona-Krise sei eine sehr schwere Zeit für Künstlerinnen und Künstler, und die Unterstützungsmaßnahmen würden auch während der nächsten Monate von Notwendigkeit sein. Ziel sei, dass die “kulturelle Landschaft auch nach der Überwindung der Pandemie, nach der Überwindung dieses tiefen Einschnitts weiterexistieren kann.”
Wir wollen die guten Absichten der Regierungschefin keineswegs in Zweifel ziehen. Aber da wir nicht in Frankreich leben, wie der Herrgott dortselbst schon gar nicht, wollen wir auf eine wirksame und entsprechende Durchlässigkeit unseres föderalen Systems setzen. Die Zusage Merkels für die Unterstützung der Kultur ist ein wichtiges Signal. Trotzdem sollten wir weiter auf das Schlimmste gefasst sein und das Beste hoffen.
8. Mai 2020
Die Frist ist um
Und abermals verstrichen sind sieben Jahr’
Voll Überdruß wirft mich das Meer ans Land …
Ha, Stolzer Ozean!
In kurzer Frist sollst du mich wieder tragen!
Gewinnspiel
Wer ist die Frau auf dem Bild? Nur so viel sei verraten: Sie wird am Ende umkommen.
Einsendeschluss ist Montag, 11. Mai 2020.
7. Mai 2020
Ebenso wie in Deutschland steht auch in Frankreich das Kulturleben weitgehend still. Kinos, Konzertsäle und Theater sind geschlossen. In einem offenen Brief haben sich vergangene Woche Hunderte von Künstlerinnen und Künstlern, darunter Stars wie Catherine Deneuve und Juliette Binoche, in einem dramatischen Appell an Staatspräsident Emmanuel Macron gewandt. Sie haben sich als die “Vergessenen der Pandemie” bezeichnet und vom Präsidenten verlangt, er solle das wieder gutmachen.
Nun hat Macron seine Pläne für die Rettung der Kultur vorgestellt. Mit hochgekrempelten Hemdärmeln und mit der für ihn typischen Dynamik wurde er dabei erstaunlich konkret. So sagte er den freien Künstlerinnen und Künstlern die Fortsetzung ihrer Arbeitslosenversicherung zu, auch wenn sie die Mindeststundenzahl an geleisteter Arbeit nicht erreichen. Selbständige Autoren und Autorinnen müssen für vier Monate keine Sozialabgaben leisten, und für wegen der Krise nicht realisierte Filmproduktionen wird ein Nothilfefonds gegründet. Macron appellierte aber auch an die gesamte Branche, sie solle sich “neu erfinden” und schlug u. a. vor, dass arbeitslose Künstlerinnen und Künstler in den kommenden Wochen bei der schrittweisen Wiederaufnahme des Schulunterrichts eingesetzt werden könnten. Erste Reaktionen aus der Kulturszene bescheinigen Macron, Kultur glaubhaft zur Chefsache gemacht zu haben.
Hierzulande fragt man sich, wann die Kulturschaffenden endlich ihren Termin im Kanzleramt oder wenigstens im Schloss Bellevue, und – Kultur ist ja Sache der Länder – in den Landeshauptstädten bekommen. Wo ist die große konzertierte “Aktion Kultur” in gemeinsamer Anstrengung, als Reaktion auf die unmittelbare Gefahr, dass zahlreiche Kultureinrichtungen die Krise ohne staatliche Hilfe nicht überleben werden? Der Schauspieler Ulrich Matthes hat letzten Montag bei “Hart aber fair” zu Recht eine Bestandsgarantie für Theater gefordert, leidenschaftlich und beinahe mit dem Mute der Verzweiflung. Auf diese Weise müssten sich viel, sehr viel mehr Kulturschaffende zu Wort melden! Wo bleibt der Sternmarsch Richtung Berlin und in sämtliche Landeshauptstädte? Wir dürfen unter keinen Umständen zulassen, dass es im Kunst- und Kulturleben zu irreparablen Folgeschäden bis hin zum Exitus zahlreicher Anbieter kommt! Es geht um die Erhaltung von Kulturorten und darum, dass Künstlerinnen und Künstler weiter ihren Beruf ausüben können, am besten mit einem breit angelegten, zukunftssichernden Förderfonds. Auch in Deutschland muss Kultur endlich zur Chefsache werden!
6. Mai 2020
Noch immer gibt es Schulen, die abwarten, ob es im Herbst wieder normale Schule gibt. So verliert man wichtige Zeit. Die Sommerferien müssen genutzt werden, modernes Unterrichtsmaterial und die Technik vorzubereiten. Die jetzige Versorgung der Schüler ist katastrophal. Oft werden nur Aufgaben kopiert oder verschickt. Können die Eltern den Unterricht nicht selbst geben, kapieren die Kinder nichts und sind frustriert. Aufgaben kontrollieren den Erfolg des Unterrichts. Sie ersetzen ihn nicht.
Für Kinder muss die Möglichkeit bestehen, miteinander über den Unterrichtsstoff zu sprechen und dem Lehrpersonal Fragen zu stellen. Dazu muss es Präsenzangebote und auch eine technische Vernetzung geben. Wir brauchen ein Paket, welches Familien mit Kindern dies garantiert. Dafür muss allen Familien mit Kindern schnelle Netzgeschwindigkeit und Hardware garantiert werden. Lehrer müssen in der Technik im Sommer geschult werden. Diese Investition ist wichtiger als z. B. Kaufprämien für Autos.
Prof. Dr. Karl Lauterbach, MdB (SPD), Arzt und Gesundheitswissenschaftler
4. Mai 2020
Angeblich, so ist gelegentlich zu hören oder zu lesen, bringt Corona “das Beste in uns” zum Vorschein. Damit ist wohl nicht gemeint, dass wir jetzt wieder Bücher lesen, viel spazieren gehen und mehr Sex haben. Es ist zu befürchten, dass sich “das Beste” als pathetischer Sammelbegriff von Eigenschaften wie Rücksichtnahme, Solidarität, Verständnis etc. verstehen soll. Ohne Frage wäre es wunderbar, wenn sich Hoffnungen auf ein dauerhaftes, engeres Zusammenwachsen der Gesellschaft erfüllen würden. Doch unsere Erfahrungen mit Wünschen und Sehnsüchten in schweren Zeiten sind nicht gerade ermutigend. “Es ist sehr traurig, bemerken zu müssen, wie uns der Egoismus allenthalben nachschleicht und uns oft da am nächsten ist, wo wir ihn am fernsten von uns glauben”, befand Karoline von Günderrode (1780 – 1806). Ganz so, als habe sie zu Corona-Zeiten gelebt und gewusst, dass Menschen oft erst Katastrophen benötigen, um “das Beste” aus sich herauszuholen, in wohlständigen Zeiten sich gleichwohl an diese Gabe nicht erinnern.
1. Mai 2020
30. April 2020
Weg zum Bahnhof
Noch schweigt die Fabrik,
verödet im Mondschein.
Das Frösteln des Morgens
wollt ich gewohnt sein!
Rechts in der Jacke
die Kaffeeflasche,
die frierende Hand
in der Hosentasche,
so ging ich halb schlafend
zum Sechsuhrzug,
mich griffe kein Trauern,
ich war mir genug.
Nun aber rührt der warme Hauch
aus den Bäckerein
mein Herz wie eine Zärtlichkeit
und ich kann nicht gelassen sein.
Günter Eich (1907 – 1972)
28. April 2020
Die Virologen ändern alle paar Tage ihre Meinung, da hat man es als Politiker schwer, so Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, am letzten Sonntag bei Anne Will. Was ist wichtig? Bettenkapazitäten, Verdoppelungszahl, R-Faktor, Neuinfektionen? Virologen hängen da nicht so an ihrer Meinung, findet Laschet. Und klar, man kann gegebenenfalls auch Maßnahmen wieder zurücknehmen, wenn das mit den Lockerungsübungen doch nicht so klappen sollte. Aber heute so, morgen so, das versteht kein Mensch. Laschet, mit seiner Contenance schon in Kurzarbeit, versteht eine Entscheidung nicht als Frage von dafür oder dagegen, warum auch. Und wie funktioniert eigentlich Wissenschaft?
26. April 2020
Von den Mitgliedern der WG meines Sohnes kennt, wie er mir erzählt, nur ein einziger Graupen. Dass die kleinen polierten Gerstenkörnchen obendrein nicht nur als sättigende Einlage für Suppen und Eintöpfe verwendet werden können, entzieht sich der Kenntnis vieler, insbesondere junger Leute. In der Nachkriegszeit wurden Graupen auf den deutschen Speiseplänen bald durch Nudeln abgelöst, die sich bekanntlich bis heute großer Beliebtheit erfreuen, nicht nur bei Freunden der italienischen Küche. Graupen sind dagegen chancenlos, allerdings mit Ausnahmen. Heute gibt es Graupenrisotto mit Pilzen, nach einem Rezept aus dem Wochenmarkt von Elisabeth Raether.
1 Zwiebel, etwas Olivenöl, 200 g Perlgraupen, 150 ml Weißwein, Salz und Pfeffer, ca. 500 ml Gemüsebrühe, 300 g gemischte Pilze (Champignons, Shitake, Steinpilze oder andere), ca. 100 g Parmesan, etwas Butter, gehackte Petersilie.
für 2 – 3 Personen
Die gehackte Zwiebel in Öl glasig dünsten. Graupen waschen, abtropfen lassen und dazugeben. Kurz andünsten, dann mit Weißwein ablöschen, salzen und pfeffern. Etwas Gemüsebrühe dazugeben, so dass die Graupen gerade mit Flüssigkeit bedeckt sind. Wenn die Brühe verdampft ist, etwas Brühe nachgießen. Diesen Vorgang wiederholen, bis die Graupen gar sind, was etwa 25 Minuten dauert. In der Zwischenzeit die Pilze zerkleinern. Diese in einer beschichteten Pfanne mit etwas Olivenöl gar dünsten. Zusammen mit geriebenem Parmesan und Butter zu den Graupen geben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und vor dem Servieren mit gehackter Petersilie bestreuen.
25. April 2020
Vor wenigen Tagen verstarb der britische Opernintendant und Kulturmanager Sir Peter Jonas im Alter von 73 Jahren. Er erlag einer langjährigen Krebserkrankung.
Schon während seiner Zeit als Generaldirektor der English National Opera setzte sich der Sohn eines Deutschen und einer Engländerin dafür ein, bekannte Stücke einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und darüber hinaus das Repertoire mit neuen Werken zu bereichern. Vor allem aber als Intendant der Bayerischen Staatsoper, die er von 1993 – 2006 leitete, engagierte er sich leidenschaftlich für das Projekt “Oper für alle” und für die Aufnahme zeitgenössischer Werke in die Spielpläne. Gleichzeitig brachte er zahlreiche Barockopern auf die Bühne und arbeitete dabei mit herausragenden Regisseuren, Dirigenten und Solisten zusammen.
Für die Opernwelt ist der Tod von Sir Peter Jonas ein immenser Verlust. Mehrere große Magazine, Wochen- und Tageszeitungen haben lesenswerte Nachrufe veröffentlicht. Leider kamen dagegen die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender über eine kurze Nachricht nicht hinaus, wenn überhaupt.
Pause bis zum 24. April 2020
13. April 2020
Ein Kleinkind hat sich am Montagabend live im Fernsehen in einen Anfall voller Selbstmitleid hineingesteigert. Leider war es 73 Jahre alt, trug eine lange rote Krawatte und regiert das mächtigste Land der Erde.
David Smith, Washington-Korrespondent des “Guardian”
10. April 2020
9. April 2020
Die Corona-Krise macht viele selbständige Künstler nicht nur arm, sondern auch erfinderisch. Das Junge Theater Göttingen hat sich vor dem Hintergrund, dass Aufführungen vor zahlendem Publikum derzeit nicht stattfinden dürfen, etwas Besonderes ausgedacht: Am 1. Mai gibt es eine Benefizgala, die nicht stattfinden wird.
Mit der fiktiven Gala werden durch den Verkauf von ebenso fiktiven Eintrittskarten Spendengelder generiert, die den Künstlern zukommen sollen. Das JT (Junges Theater Göttingen) teilt dazu mit, dass die unterstützenden Gelder von Bund und Ländern nicht ausreichen. Aus den eingehenden Spenden wird ein Sonderfonds geschaffen, mit dem Regisseure, Bühnenbildner und Darsteller laufender und geplanter Produktionen unterstützt werden. Das Theater erhofft sich mit der fiktiven Gala eine wirksame und spürbare finanzielle Hilfe durch seine Zuschauer.
“Eintrittskarten” sind auf der Website des JT unter www.junges-theater.de buchbar, telefonisch auch unter 0551-49 50 15 (dienstags, donnerstags und sonnabends von 11 – 14 Uhr). Spender erhalten auf Wunsch eine Spendenbescheinigung.
6. April 2020
Wenn der Wind der Veränderung weht, suchen manche im Hafen Schutz, während andere die Segel setzen.
unbekannt
Man kann keine neuen Ozeane entdecken, hat man nicht den Mut, die Küste aus den Augen zu verlieren.
André Gide
In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume.
Mark Twain
Auch für diejenigen, die mit solchen nautisch-metaphorischen Empfehlungen eher fremdeln, gibt es Zuspruch:
Wie glücklich man am Lande war, merkt man erst, wenn das Schiff untergeht.
Seneca
3. April 2020
Bedenklich wird es für mich bei absoluten Ausgangssperren und bei Maßnahmen, die in Richtung Überwachungsstaat gehen. Die Demokratie darf nicht in Quarantäne gehen.
Gerd Gigerenzer, Risikoforscher
2. April 2020
In letzter Zeit, bedingt durch Corona, hört man Leute von “Entschleunigung” reden. Sie meinen damit, dass sie ihr Leben, ihren Tagesablauf oder was auch immer jetzt als verlangsamt empfinden. Das ist insofern interessant, als ihre Tage genauso lang, kurz, schmal oder breit sind wie vorher auch – der Tag hat nach wie vor 24 Stunden, und keine Uhr geht jetzt langsamer. Richtig ist allerdings ebenso, dass sich die Inhalte der Tage verändert haben, zumeist durch den Wegfall von Betriebsamkeiten. Viele der gewohnten Aktivitäten sind gegenwärtig nicht durchführbar, und an ihre Stelle tritt nichts anderes, jedenfalls kaum Geschäftiges, und dieser Leerraum erzeugt ein Gefühl von Verlangsamung. Um ein musikalisches Bild zu verwenden: Ein Stück, das hundert Takte hat und in gleichbleibendem Tempo zu spielen ist, wird nicht dadurch langsamer, dass statt vierhundert Viertelnoten jetzt hundert ganze Noten gespielt werden. Im zweiten Fall ensteht durch den veränderten Rhythmus das subjektive Gefühl von besagter Entschleunigung, das Tempo jedoch bleibt dasselbe. Von einem Ton bis zum nächsten vergeht in der zweiten Variante mehr Zeit, das ist alles.
30. März 2020
Wegen des Corona-Virus fällt unsere Opernfahrt nach Gent, die wir für Ende April geplant hatten, leider aus. Es wäre eine schöne Reise geworden – mit einem erstklassigen Opernhaus, einer tollen Oper in einer spannenden Inszenierung und einem historischen, originellen Hotel. Von Gents Gastronomie gar nicht zu reden. So verzichten wir also jetzt neben den genannten Annehmlichkeiten auch auf belgische Pommes Frites, Bier, Waffeln und Schokolade.
Apropos verzichten. Am Wochenende war ich in Rauischholzhausen und habe einen schönen Spaziergang durch den Schlosspark gemacht. Das Schloss bleibt wegen Corona bis zum 30. April geschlossen, bis dahin fallen alle Veranstaltungen aus. Viel unangenehmer ist allerdings, dass schon vor anderthalb Jahren die normalen Öffnungszeiten des Sonntags-Cafés weggefallen sind. “Grund ist die starke Auslastung an Sonntagen durch vermehrte Buchungen von Tagungen & Privatfeiern!”, so heißt es im Aushang am Schloss wie auch auf der entsprechenden Webseite. Großzügigerweise gibt es noch die Möglichkeit, Kaffeenachmittage mit Familie und Freunden ab 20 Personen zu buchen oder die monatlich stattfindenden Afternoon Teas zu besuchen. Die “vermehrten Buchungen von Tagungen und Privatfeiern” sorgen also dafür, dass für Otto Normalbürger kein Platz mehr ist – es sei denn, er ist kapitalkräftig genug, um noch mindestens zwanzig weitere Gäste mitzubringen, dann will man mal nicht so sein. Geld und Profit schlagen Gemeinwohl und Teilhabe. Es wäre ehrlicher gewesen, das genau so zu sagen.
25. März 2020
März
Es ist ein Schnee gefallen,
Denn es ist noch nicht Zeit,
Dass von den Blümlein allen
Wir werden hoch erfreut.
Der Sonnenblick betrüget
Mit mildem, falschem Schein,
Die Schwalbe selber lüget,
Warum? Sie kommt allein.
Sollt ich mich einzeln freuen,
Wenn auch der Frühling nah?
Doch kommen wir zu zweien,
Gleich ist der Sommer da.
Goethe
24. März 2020
23. März 2020
Und David Schütter! Der Enkel von Schauspieler und Synchronsprecher Friedrich Schütter (den ich noch in Hauptmanns “Fuhrmann Henschel” auf der Bühne erlebt habe) ist im genannten Mehrteiler in der Rolle des Tommy zu sehen, der großen Liebe von Ulla Wolf, gespielt von Elisa Schlott. Über viereinhalb Stunden ist das zwischen den beiden ein einziges Hin und Her, und wie immer in guten Geschichten wissen wir Zuschauer mehr als die handelnden Personen selbst. Uns ist also klar, dass beide füreinander bestimmt sind, während die Liebenden sich selbst und einander das Leben schwer machen. Drehbuch und Regie lassen das Ganze gut ausgehen, was unserer romantischen Ader sehr entgegenkommt. Und Schütter kann den großen Jungen spielen, der mit Herzensklugheit und unverstellter Aufrichtigkeit für seine Überzeugungen eintritt. Das gelingt sehr überzeugend, in ganz unterschiedlichen Stimmungen, mit wohldosierten stilistischen Mitteln. Ja, und Tommy und Ulla, eigentlich Schütter und Schlott, sind ein schönes Filmpaar, wie gemacht für uns Unverbesserliche.
19. März 2020
In der deutschen Fernsehserie “Unsere wunderbaren Jahre”, die zurzeit in der ARD zu sehen ist, spielt neben bekannten Größen des deutschen Films auch Elisa Schlott mit, wie schön. Ich hatte sie bisher in der Tatort-Folge “Borowski und der Himmel über Kiel” und in dem Mehrteiler “Das Verschwinden” gesehen und schon dabei das besondere Parfum ihrer Schauspielkunst wahrgenommen. Sie, die in einigen Einstellungen wirkt wie die junge Joan Fontaine, hat ein erstaunliches Gespür für Tempo und Sprachmelodie, oft in Kombination mit Nuancen abgründiger Fragilität. Schlott ist jetzt 26 Jahre alt. Schon nach ihren ersten Kinofilmen erhielt sie 2009 für ihre Hauptrolle in “Draußen am See” den “Förderpreis Deutscher Film”, 2015 dann den “Günter-Strack-Fernsehpreis” und 2018 den “Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste”. Es werden wohl kaum die einzigen Preise bleiben.
17. März 2020
Heute im Morgenmagazin der ARD ging es in Zusammenhang mit Corona um “Erfolgreiches Home-Office”. Moderator Sven Lorig hatte Petra Jagow, Diplom-Psychologin und Coach, zu Gast. Nachdem binnen Sekunden von beiden darüber spekuliert wurde, ob man beim “Home-Office” vielleicht das gewohnte “Surrounding” vermissen oder der “Team Spirit” fehlen könnte, habe ich abgeschaltet.
Ach ja, und BILD verrät, wer die zehn “bestbezahltesten” Fußballtrainer sind. Die werden so gut bezahlt, dass sie schon bezahltest sind. Sie können auf meistbestiegenste Berge klettern und auf schnellstbefahrendsten Strecken unterwegs sein. Wie besoffen, ja besoffenst kann man werden, sei es durch meistgetrunkenstes Gebräu oder sonstwie verzapftesten Unsinn!
13. März 2020
11. März 2020
Kot und Köter – die Zeitschrift für den deutschen Hundefeind gibt auf. Zum 31. März des Jahres ist endgültig Schluss. Nachdem Herausgeber Wulf Beleites im letzten November verstarb, werden künftig keine Hefte mehr erscheinen. Allerdings wird die Webseite bis auf weiteres von treuen Weggefährten (keine Hunde) fortgeführt. Die sehen das Ende ziemlich entspannt. Scheiß der Hund drauf. Das hat selbiger ohnehin schon immer getan und wird es auch fortan tun.
9. März 2020
Filmtipp: Das letzte Geschenk (El último traje) von Pablo Solarz (Argentininen/Spanien 2017). Der Film – in der spanischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln – läuft seit letzten Donnerstag bundesweit, natürlich nur in Programmkinos. Das letzte Geschenk erzählt die Geschichte des kauzigen Abraham, einem 88-jährigen Schneider, der von Buenos Aires nach Łódź reist, um dort seinen Jugendfreund zu suchen, der ihm während des Holocaust das Leben rettete. Im Gepäck hat er den letzten von ihm handgefertigten Anzug. Die Reise führt Abraham nicht nur quer durch Europa, sondern auch immer weiter in seine Erinnerungen und gleichzeitig in Begegnungen mit besonderen Menschen.
Der Flyer zum Film verspricht “eine anrührende Balance zwischen Melancholie und Heiterkeit” und trifft den Ton der Erzählung damit genau. Der Film gewann auf den Festivals im Miami und Philadelphia jeweils den Publikumspreis.
6. März 2020
5. März 2020
Der Kinostart des neuen James-Bond-Filmes wird erneut verschoben, diesmal wegen Corona. Der Titel des Films lautet übrigens “No Time To Die” (Keine Zeit zu sterben) …
4. März 2020
Beim Surfen durch die Untiefen des Internets lerne ich, dass die Beatles – gemessen an den Verkaufszahlen – immer noch die erfolgreichste Band aller Zeiten sind. Schon erstaunlich! Mit ca. 1 Milliarde verkaufter Tonträger stehen sie damit in der “Ewigen Bestenliste” unangefochten auf Platz eins. Auf Platz zwei folgt ABBA, auf Platz drei Led Zeppelin.
Von den fünfzehn erfolgreichsten Bands kommen allein acht aus Großbritannien. Die erfolgreichste deutsche Band sind übrigens die Scorpions. Was ich auch nicht wusste: Viele heutige Weltstars traten zu Beginn ihrer Karrieren als Vorbands der Scorpions auf, darunter Bon Jovi, Metallica und Iron Maiden. Interessant – auch für jemanden wie mich, der zeit seines Lebens mit Rock und Pop gefremdelt hat.
1. März 2020
Wahrscheinlich ist die Ergänzung unnötig, doch trotzdem: Es ist klar, dass es in einer immer komplexer werdenden Welt auf Fragen zu schwierigsten Konflikten und Interessenlagen keine einfachen Antworten geben kann. Die meisten Menschen sind sich dessen bewusst, wie zahlreiche Untersuchungen und Erhebungen zeigen. Trotzdem gibt es eine Sehnsucht nach klaren Haltungen, nach dezidierten Positionierungen. Sätzen wie “Wir müssen unsere Hausaufgaben machen”, “Wir müssen die Menschen mitnehmen” (oder “abholen”) und “Deutschland ist ein starkes Land” schenkt kaum jemand mehr Beachtung, zu Recht. Kontur, Zielsetzung und ethischer Kompass, Urteilsvermögen, Integrität und Entschlusskraft sind vonnöten. Nur wer darüber verfügt, kann ernstzunehmende Politik betreiben und sich gegebenenfalls um eine Führungsposition bewerben.
28. Februar 2020
Die Grünen seien nicht in Regierungsverantwortung, müssten nicht konkret handeln und könnten sich so “zu jedem Thema, das sie besetzen wollen, betont gefühlig äußern”, meint Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Bewerber um den CDU-Vorsitz in einem Interview mit dem Spiegel. “Besonders beliebt sind ja die philosophischen Betrachtungen eines Poeten aus dem Norden”, so Laschet über den Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck. Dazu kann man nur sagen: Lieber ein philosophierender Poet als eine rheinische Frohnatur, die mit ihrer bräsigen Gemütlichkeit das Land nicht voranbringen wird.
27. Februar 2020
Es ist bemerkenswert, dass wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen können, wie er sei. Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen. Wir wissen, dass jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet, und dass auch dem Liebenden sich alles entfaltet, das Nächste, das lange Bekannte. Vieles sieht er wie zum ersten Male. Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis.
Max Frisch (1911 – 1991)
21. Februar 2020
Die Countertenöre Lawrence Zazzo und Philippe Jaroussky konnten gestern Abend meine Kursteilnehmer begeistern. Die Händel-Arien “Va tacito” aus Giulio Cesare (Zazzo) und “Stà nell’ Ircana” aus Alcina (Jaroussky) haben für Staunen und entsprechende Reaktionen gesorgt. “Ich werde noch zum Countertenor-Fan”, zeigte sich eine Teilnehmerin beeindruckt. Darüber hinaus haben wir über die Da-Capo-Arie, Verzierungsregeln, barocke Aufführungspraxis und noch ein paar andere Dinge gesprochen. Interesse, Neugier, Austausch – schön!
20. Februar 2020
Letzte Woche Monteverdi, heute Händel. Im Crashkurs Oper geht es heute wieder um vergleichende Interpretationen. Während wir beim letzten Mal ausschließlich das Schlussduett aus L’Incoronazione di Poppea in fünf verschiedenen Einspielungen gesehen haben, werden wir uns heute mit drei prominenten Händel-Opern befassen: Serse, Giulio Cesare und Alcina. Besonders interessant dürfte der Vergleich einer Arie aus Giulio Cesare sein: “Va tacito” gleich dreimal – gesungen von Mezzosopran, Bariton und Countertenor. Dazu natürlich wieder ein Austausch über Inszenierungen, Kostüme, Bühnenbilder und vieles mehr. Nächste Woche Mozart.
18. Februar 2020
17. Februar 2020
Zum Thema “Üben und Musizieren in Mietwohnungen” gibt es mittlerweile zahlreiche Gerichtsurteile, die in Teilen bemerkenswerte Differenzierungen aufweisen. Natürlich ist einleuchtend, dass bei widerstreitenden Interessen – Übende und Musizierende hier, genervte Nachbarn dort – Regelungen gefunden werden müssen, die alle Beteiligten halbwegs zufriedenstellen. Auch ist klar, dass die Qualität der Hausmusik keine Rolle spielen darf bei der Frage, ob und wann musiziert werden darf – schließlich kann auch hochwertige, professionell ausgeführte Musik als störend empfunden werden.
Wenn zu Beurteilungen der Zimmerlautstärke (Singen und Musizieren ist hier immer erlaubt, etwaige Verbote in Mietverträgen sind unzulässig) auch Fragen zur Mittags- und Nachtruhe, zu Wochenend-Regelungen oder zum Instrument hinzukommen, werden Einschätzungen schnell subjektiv und Regeln unscharf. So sollen Instrumente, welche die Zimmerlautstärke überschreiten, nicht länger als 2 Stunden am Tag gespielt werden. Zudem ist, wie ein paar Urteile zeigen, der Zeitpunkt des Musizierens ebenso maßgebend wie die Wahl des Instruments. Klarinette und Saxofon dürfen 2 Stunden täglich gespielt werden, sonntags nur 1 Stunde (OLG Karlsruhe 6 U 30/87). Für Schlagzeug gibt es weniger Zeit: 45 bis 90 Minuten täglich, außer sonntags (LG Nürnberg-Fürth 13 S 5296/90). Wer Klavier spielt, hat sprichwörtlich nicht nur Glück bei den Frauen, sondern auch bei Vermietern: Maximal 3 Stunden täglich, am Wochenende weniger (BayObLG 2 Z BR 55/95). Überdies gilt der juristische Grundsatz: Wenn die Parteien sich nicht einigen können, sollen sie versuchen sich zu einigen.
31. Januar 2020
Ich habe nie jemanden getroffen, der sich mit ihm in der Beherrschung der englischen Sprache hätte messen können. Sätze quollen in honigsüßen Wortfügungen aus ihm heraus, kompliziert genug die Intelligenz des Zuhörers zu testen und ihn gleichzeitig versteinern zu lassen ob der Virtuosität des Rhetors.
Henry Kissinger über den israelischen Politiker und Diplomaten Abba Eban (1915 – 2002)
Sprache kann ja so schön sein …
28. Januar 2020
Wetzlarer Neue Zeitung, 28. Januar 2020
Weltpremiere bei den fünften “Wetzlarer Improvisationstagen”
70 Interessierte verfolgen das Zusammenspiel von Eva Zöllner (Akkordeon) und Anja Karina Petry (Kalligrafie)
Von Andreas E. Müller
WETZLAR – “Keine Ahnung, was hier gleich passieren wird”, sagte Thomas Sander, Leiter der Wetzlarer Musikschule als Ideengeber und Organisator der “Wetzlarer Improvisationstage” vor der Veranstaltung “Die Oktave oder ein Alphabet in Unordnung”. Die beiden Frauen sind sich vor einer Woche zum ersten Mal begegnet und haben ihr gemeinsames Programm speziell für diesen Abend entwickelt. So kamen die Besucher in den Genuss einer Weltpremiere. “Bei den Improvisationstagen wollen wir Musik in den Mittelpunkt stellen, aber mit anderen Künsten vernetzen”, sagte Sander. Das Publikum lud er ein, gerne aufzustehen und näher an das Geschehen zu kommen.
“Ihre Erwartungen an den Klang meines Akkordeons werden wahrscheinlich nicht erfüllt”, meinte Zöllner und machte die Gemeinsamkeiten von Klang und Bildern deutlich: “Es gibt Linien, Rhythmen, Flächen und Klangfarben”. Ihre Musik werde gleich mal im Vordergrund stehen, dann wieder in den Hintergrund treten, kündigte sie an. Im Foyer des Rathauses standen zwei Staffeleien, eine mit einer weißen, die andere mit einer schwarzen Leinwand. Petry zog feine Linien auf die weiße Leinwand. Zöllner veränderte dazu die Töne einer Oktave auf ihrem Akkordeon. Mit schwarzer Farbe schrieb oder besser malte Petry die Buchstaben des Alphabetes. Zöllner wählte dazu überwiegend tiefe Töne. Zu roten Verzierungen erklangen danach hohe Töne. Zöllner behielt Petry ständig im Auge, reagierte auf alles, was auf der Leinwand geschah.
Als das Bild fertig war, erzeugte sie Luftgeräusche mit ihrem Akkordeon. Dann wurde die Musik wilder und hektischer, Zöllner ließ die Knöpfe ihres Instrumentes klackern oder schabte mit ihren Fingernägeln über die Balgfalten. Aufmerksam verfolgten die Menschen, was geschah. Mit goldener Farbe malte Petry mehrmals den Buchstaben “m” auf die schwarze Leinwand. Zöllner folgte mit ihrem Akkordeon ihren Bewegungen. Petry arbeitete mit Pinseln, einer Farbrolle und kratzte auch mit einer Faltfeder Farbe in ihre Bilder. In ihrer Laudatio stellte Stadträtin Sigrid Kornmann (FDP) die beiden Künstlerinnen vor und zeigte sich begeistert von den Eindrücken. Die Kalligrafie sei entstanden, als der Buchdruck aufkam, um handschriftliche Aufzeichnungen künstlerischer zu gestalten, berichtete sie. Über das Gesehene und Gehörte sagte sie: “Das hier war mehr als Schönschrift, das war Kunst.”
Die Veranstaltung bei den Improvisationstagen war gleichzeitig die Vernissage der Kalligrafie-Ausstellung von Anja Karina Petry. Ihre Bilder sind während der Öffnungszeiten des Rathauses, Montag bis Mittwoch von 7.30 Uhr bis 16 Uhr, Donnerstag von 7.30 Uhr bis 17 Uhr und Freitag von 7.30 Uhr bis 13 Uhr zu sehen.
24. Januar 2020
Grashüpfer, Ausgabe Februar/März 2020
Musizieren – Wunderwaffe für Körper, Geist und Seele
Der Musikwissenschaftler und -psychologe Heiner Gembris hat einmal auf die Frage, ob Musizieren schlau mache, geantwortet: „Ich würde eher sagen: Wer schlau ist, macht Musik.“
Musizieren ist mit seiner unglaublichen Zahl an positiven Nebenwirkungen mittlerweile als eines der besten Rezepte für körperliches und seelisches Wohlbefinden anerkannt. Musizieren hat nachweislich positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und die Gehirnaktivität des Menschen, regt die Atmung und das Herz-Kreislauf-System an, intensiviert die Körperwahrnehmung, unterstützt die Konzentrationsfähigkeit und hält geistig jung. Musizieren dient der selbstbestimmten Freizeitgestaltung, fördert die Allgemeinbildung, stärkt Intelligenz, Kreativität, Selbstbewusstsein und Sozialverhalten … und macht vor allem eines: Spaß!
Generationsübergreifend Musizieren
Wäre es nicht schön, gemeinsam mit den Enkeln ein Instrument zu erlernen? Das Musizieren als eine wahre Wunderwaffe für Körper, Geist und Seele steht jeder Altersklasse offen, auch den „älteren Semestern“. Das überkommene Sprichwort »Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr« ist längst überholt.
So kann man auch im fortgeschrittenen Alter im Chor singen, in grauer Vorzeit erworbene Instrumentalkenntnisse auffrischen oder gar ein Instrument von der Pike auf neu erlernen! Denn es gibt nichts Besseres, als sich mit schönen Dingen zu beschäftigen und dabei zugleich noch etwas für seine Gesundheit und geistige Fitness zu tun.
Zahlreiche Angebote
„Mit Musik geht alles besser“, sang Rudi Schuricke einst. Klingt einfach, ist es auch. Man könnte auch sagen: Mit Musizieren kommt man einfach besser durchs Leben.
Mitgliedsschulen im VdM (Verband deutscher Musikschulen) bieten oftmals zahlreiche Förderprogramme für Klein- und Vorschulkinder, Instrumentalunterricht, Kammermusikgruppen, Spielkreise, Ensembles, Orchester, Bigband, Rockbands und Gesangsgruppen. Lassen Sie sich beraten.
21. Januar 2020
19. Januar 2020
Man sollte nur Fragen stellen, deren Antworten man auch aushalten kann.
Roland Demian, früher Wirtschaftsingenieur, jetzt Coach für Affären
Das Zitat ist einem Kurzportrait in der letzten Ausgabe des Magazins der Deutschen Bahn entnommen, in welchem ich am Wochenende reisebedingt geblättert habe. Es steht, wenn man so will, unbeabsichtigt in Zusammenhang mit meinem letzten Eintrag zu Mozarts Così fan tutte. Wobei man sich in Liebesdingen natürlich immer fragt, was nicht in Zusammenhang mit Così fan tutte steht.
17. Januar 2020
Unsere Reise nach Gent zur Opera Ballet Vlaanderen (24. – 26. April 2020) ist mit 30 Teilnehmenden ausgebucht. Wir werden Mozarts Così fan tutte in einer spektakulären Inszenierung von Anna Teresa De Keersmaeker sehen. Die musikalische Leitung hat die junge Dirigentin Marie Jacquot.
Ehrlich gesagt, habe ich den Zuschnitt der Konzeption meinen Opernfreunden bisher verschwiegen. Für Traditionalisten und Liebhaber üppiger Ausstattung scheint zu verwegen, zu verstörend zu sein, was uns erwartet. Auf der Webseite heißt es, dass der aufgeklärte Philosoph Don Alfonso die beiden jungen Liebespaare behandelt wie Meerschweinchen in einem Tierversuch. Will er doch wie in einem Experiment eines Alchemisten beweisen, dass es keine Treue in der Liebe gibt. Zu diesem Zweck nimmt er die Vernunft als Kompass und untergräbt alle Klischees über Beziehungen.
Das Experiment wird auf einer leeren, weißen Bühne durchgeführt. Ein Studium der Chemie zwischen Gesang und Bewegung – jeder Gesangssolist wird von einer Tänzerin begleitet, vielleicht gar beschattet, die die Spannung zwischen Worten und Musik verkörpert. De Keersmaeker macht aus einer banalen Boulevard-Komödie eine Kontemplation von fast religiöser Austrahlung, eine melancholische Meditation über Begehren und Tod und die Komplexität der menschlichen Seele.
15. Januar 2020
Wenn, ohne falsch zu sein,
man nicht alles schreibt, was man tut,
dann, ohne inkonsequent zu sein,
tut man auch nicht alles, was man schreibt.
Denis Diderot (1713 – 1784)
14. Januar 2020

Die Göttinger Händel-Festspiele feiern in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum. Seit es die Festspiele gibt, so schreiben die Verantwortlichen auf ihrer Webseite, wird dem Publikum Händels Werk, das voller Emotionen und scharfer Kontraste steckt, den Menschen nahe gebracht – in verschiedensten Projekten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Das Programm für das Jubiläumsjahr 2020 bietet etwas sehr Besonderes: Alle 42 Operntitel werden in den unterschiedlichsten Formaten präsentiert: szenisch, konzertant, als Jazz-Arrangement, Puppentheater, Film oder Lesung. Das alles in großartigen Spielstätten in der Stadt und der ganzen Region, überdacht und open air, mit den großen Stars der Barockszene und großartigen Nachwuchstalenten. Das Jubiläumsprogramm beginnt am 14. Februar.
13. Januar 2020
10. Januar 2020
Zum 100. Todestag Richard Dehmels und zum 150. Geburstag Ida Dehmels zeigt die Staats- und Universitäts-bibliothek Hamburg vom 16. Januar bis zum 22. März 2020 die Ausstellung “Zwei Menschen. Richard und Ida Dehmel in Hamburg”. Am 8. Februar 2020 findet ein Konzert in der Hochschule für Musik und Theater statt.
Das Dehmelhaus in Hamburg-Blankenese ist kein öffentliches Museum, sondern ein privates Wohnhaus, das ehrenamtlich betreut und privat finanziert wird. Im Sommerhalbjahr bietet die Dehmelhaus Stiftung Führungen an. Der Besuch dauert etwa eine Stunde. Nach einem Rundgang durch den Garten sind die historischen Räume im Hochparterre des Künstlerhauses zu sehen: Dichterzimmer, Wohnzimmer und Speisezimmer in der originalen Ausstattung von 1912. Im Untergeschoss informiert eine kleine Ausstellung über Leben und Werk von Richard und Ida Dehmel und über ihre europäischen Künstlerkreise. Ein Besuch ist nur auf Anmeldung in geführten Kleingruppen zu festen Terminen möglich.
8. Januar 2020
Wenn die stille Zeit vorbei ist, wird es auch wieder ruhiger.
Karl Valentin
6. Januar 2020
3. Januar 2020
Es gibt in dieser Spielzeit nur noch zwei Gelegenheiten, die Produktion des Staatstheaters Nürnberg von Cavallis La Calisto zu sehen, nämlich am 12. und 25. Januar. Eine der Dezember-Vorstellungen habe ich miterlebt und kann einen Besuch nur ausdrücklich empfehlen. Die Realisierung ist modern und enthält aktuelle Zeit- und Gesellschaftsbezüge, spielt aber gleichzeitig mit zeitlosen Allegorien – komisch, selbstironisch und mit sehr menschlich anmutenden Transfers. Die Inszenierung von Jens-Daniel Herzog ist heiter bis böse, leicht bis gemein. Wolfgang Katschner hat dazu eine entschlackte, temporeiche musikalische Fassung erstellt – hier und da mit ein paar Kürzungen, dafür an anderer Stelle mit Entlehnungen und Einschüben von Cavallis Zeitgenossen. Julia Grüter als Calisto und Jochen Kupfer als Giove ragen sängerisch heraus, gleichwohl ist das Niveau ausgewogen und stimmig. Die Bayerische Staatszeitung lobt eine “herrliche Mischung aus Komik und tiefen Gefühlen, Realität und Travestie, Kabarett und Mythos, die bestens unterhält und berührt.” So muss Barockoper sein. Chapeau!