“Es ist nicht nachvollziehbar, dass man in Deutschland ohne Platzreservierung Zug fahren kann, aber die Theater nicht mehr bespielt werden dürfen”, sagt Thomas Bockelmann, Intendant des Staatstheaters Kassel, zur neuerlichen Schließung von Theatern wegen der Corona-Pandemie. Das Gesundheitsamt der Stadt Kassel habe das Hygienekonzept des Staatstheaters als “vorbildlich” bezeichnet. Außerdem gebe es in ganz Deutschland nicht einen einzigen nachgewiesenen Fall, dass jemand sich beim Besuch eines Theaters mit dem Coronavirus infiziert habe. Die Theater zu schließen, sei “unsinnig”, so Bockelmann.
Was Bockelmann zum Ausdruck bringt, dürfte den allermeisten Kulturschaffenden sowie Gästen und Besuchern aus der Seele sprechen. Die Gastronomen übrigens könnten das gleiche Lied singen, mit mehreren Strophen. Seitens der politisch Verantwortlichen bekommen sie Lob für ihre “unglaublichen Anstrengungen”, für die “große Mühe”, die sie sich während der letzten Monate gemacht hätten. Doch nun müsse man eben “einfach mal” schließen (Armin Laschet gestern Abend in den ARD-Tagesthemen), um “Luft” zu bekommen. Dass man denjenigen, die um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen, dabei die besagte Luft abschnürt, trotz aller versprochenen Ausgleichsleistungen, ist geradezu zynisch.
Die Regierung handelt jetzt, das ist wahr. Leider sehr spät und unausgewogen – während der Sommermonate hätte man ein nachhaltiges Konzept erabeiten müssen, in dem u. a. Theater und Gastronomie zu Partnern geworden wären, mit denen gemeinsam man Antworten auf die Pandemie hätte finden können. Waren die Infektionszahlen zu gut, der Sommer zu schön? Oder gelten hierzulande Kunst und Kultur einfach nicht mehr genug?