Don Giovanni als ergrauter, müder und desillusionierter Alt-Womanizer mit Gehhilfe (nicht Gehilfe, aber das auch noch!) – die Oper in Frankfurt am Main hat sich getraut, den Fokus auf die Titelfigur der Mozartoper einmal ganz anders, nämlich in der beschriebenen Weise auszurichten. Das ist für sich genommen in Ordnung – indes hochproblematisch, denn es hat erhebliche Auswirkungen auf den Ausdrucksgehalt der Musik! Muss der erfahrene Charmeur und Verführer jetzt wirklich “Là ci darem la mano” und später “Deh vieni alla finestra” derart spröde, sachlich, ohne jeden Schmelz, ohne jedes Anzeichen von Verliebtheit intonieren? Muss er, der zu emotionalen Ausbrüchen nur noch fähig ist, wenn ihn sein Zynismus überkommt, wirklich “lust”los singen? Das mag seitens der Regie alles in sich schlüssig sein – “er kann eben nicht mehr wie früher, er will vielleicht gar nicht, er ist halt verbraucht” oder so ähnlich – es lässt jedoch die Dimension der Mozartschen Musik, die ja gerade das Unsagbare, das Textlose, das Eigentliche so meisterhaft und wunderbar transportiert, völlig außen vor – und das geht nicht! Don Giovanni mag als alter Haudegen herz- und seelenlos daherkommen, who cares? Aber die Musik und das, was letztlich über allem steht, ist im Wortsinne bezwingend und wird es immer sein. Das allerdings wäre ein schöner Ansatz gewesen: Liebe schlägt Alter.