Wenn man ins Theater geht wie in die Kirche oder in den Gerichtssaal, oder in die Schule, das ist schon falsch. Man muss ins Theater gehen wie zu einem Sportsfest. Es handelt sich hier nicht um Ringkämpfe mit dem Bizeps. Es sind feinere Raufereien. Sie gehen mit Worten vor sich. Es sind immer mindestens zwei Leute auf der Bühne, und es handelt sich meistens um einen Kampf. Man muss genau zusehen, wer gewinnt. […] Man sieht in die Leute hinein, man muß nur scharf zugucken, es ist wie bei Ringkämpfen: die kleinen Tricks sind das Interessante. Das hat das Kino nicht, das mehr für die Dummen ist, die das Innere und Schwierigere nicht begreifen. Darum müssen die Klügeren und Feineren in das Theater gehen, aber sie müssen es, wie gesagt, mehr nach der sportlichen Seite hin betrachten.
Bertolt Brecht, 1920
Wir wollen uns nicht die Mühe machen, Beispiele für anspruchsvolles und ambitioniertes Kino um 1920 anzuführen. Und wir erstellen auch keine Liste von geistlosen Theaterproduktionen derselben Zeit. Wir machen uns lediglich bewusst, dass Brecht 22 Jahre alt war, als er die zitierten Sätze niederschrieb. Das stimmt uns milde und nachsichtig.