Vor mittlerweile einem guten Vierteljahrhundert schrieb Paul McCartney sein Liverpool Oratorio und erklärte damals, es sei für ihn eine Gelegenheit, sein “früheres Kokettieren mit Orchester und Chor zu einem richtiggehenden Werk auszuweiten.” Die ersten Aufführungen von 1991 sind in Bild und Ton dokumentiert, die Doppel-DVD von 2004 enthält zusätzliches Bonus-Material, Ghosts of the Past: The Making of Liverpool Oratorio und Echoes.

McCartney, der kürzlich seinen 75. Geburtstag feiern konnte, hat mit Liverpool Oratorio sein erstes klassisches “Album” vorgelegt, wie es in den einschlägigen Medien so schön heißt, wenngleich diese Bezeichnung gänzlich unpassend ist. Der junge Beatle hätte vielleicht ein “Album” veröffentlicht, der Komponist des stark autobiografischen Chor- und Orchesterwerks aber beeindruckt mit einer ausdrucksstarken Partitur, die zahlreiche verschiedene Stilelemente der sogenannten “klassischen Musik” enthält, mit einem Spektrum von barocken Zitaten bis hin zu seriellen Klangexperimenten. Nicht “Michelle”, “Yesterday” oder “Yellow Submarine” – aber McCartney!