Nach allem, was wir wissen, hat Sergei Rachmaninow große Probleme damit gehabt, seine eigenen Werke auf “romantische” Weise zu spielen. Er war nicht nur Komponist, sondern – wie viele seiner Kollegen im 19. Jahrhundert – auch Virtuose. Die uns erhalten gebliebenen Tondokumente mit Interpretationen eigener Klaviermusik weisen einen merkwürdig sachlichen, nüchternen Tonfall auf. Die Tempi sind häufig absurd schnell, über weite Strecken klingt die Musik oberflächlich und gehetzt. Warum? Der mit Rachmaninoff befreundete Dirigent Eugene Ormandy erzählte einmal in einem Interview 1961: “He hated his own music and was usually unhappy about it when he performed or conducted it in public.” – Rachmaninows Musik sei “gefühlvolle Jauche”, hat Richard Strauss gesagt. Wenig schmeichelhaft! Empfand Rachmaninow das vielleicht ganz ähnlich? Und hat er deswegen auf dem Podium “dagegengesteuert”? Beim Hören des 2. Klavierkonzertes c-Moll op. 18 (1901) – es ist sein populärstes Stück – scheinen uns solche Gedanken ganz abwegig zu sein. Trotzdem ist Rachmaninows idiosynkratischer Umgang mit seinen eigenen Werken nicht zu leugnen. Die letzten Gründe dafür werden wir wohl nie erfahren.

Rachmaninov