Im Opernkurs sind wir seit einigen Wochen bei Verdi angelangt. Wir hatten uns darauf verständigt, diesmal auf La Traviata, Rigoletto und Otello zu verzichten und stattdessen einige Opern zu besprechen, die entweder als weniger populär gelten oder für die meisten Teilnehmenden neue Hörerfahrungen mit sich bringen. Den Anfang machte vor ein paar Wochen Il trovatore, gefolgt von Un ballo in maschera, Macbeth und La forza del destino. Schließlich am letzten Mittwoch Falstaff – und große Verwunderung, ja vielleicht gar Enttäuschung über so wenig Kantables, nichts Dämonisches, kaum Verzweifeltes, ergo keine schmachtenden Arien oder Liebesduette. Stattdessen eine Komödie in gesellschaftlichem Dauerparlando und durchkomponiertem Stil, mit rezitativischem Gestus, mit Sonatensatzformen und Fugen.

“Es gilt zu studieren, und das wird Zeit kosten. Unsere Sänger können im allgemeinen nur mit großer Stimme singen. Sie haben weder stimmliche Elastizität noch klare und leichte Diktion, und es fehlen ihnen Akzente und Atem.“ Verdi schreibt diese Sätze 1892 an seinen Verleger Ricordi. Heute wissen wir, dass der fast achtzigjährige Verdi mit seiner letzten Oper eine Renaissance der musikalischen Komödie einleitete. Wer den Gefangenenchor aus Nabucco oder den Triumphmarsch aus Aida zu seinen Lieblingsstücken zählt, wird mit Falstaff seine Schwierigkeiten haben. Also: Es gilt zu studieren, und das wird Zeit kosten.