Musikalisch war die Hamburger Produktion von La Clemenza di Tito durchaus dicht und zuweilen auch intensiv, die Regie allerdings könnte noch ein paar Fragen beantworten. Die Folge Delizia-Potenza-Tradimento-Clemenza wirkt mindestens missverständlich. Warum überhaupt “Delizia”? Wenn schon, dann träfe “Amore” es viel besser. Die vier “Blöcke” folgen im Übrigen, sofern man Wert auf das Libretto legt, nicht aufeinander, sondern sind als Handlungsebenen permanent vertreten und durchmischen sich. Und endlich: Dass Titus seine Überzeugungen und Maximen nicht akzeptiert sieht, dass er zuletzt das ihn umgebende Umfeld und schließlich sich selbst schützen muss, ist nachvollziehbar und vom Textbuch gedeckt. Dass er sich im Schlussbild die Waffe an den Kopf hält, ist allerdings wenig überzeugend und schlicht unnötig. Insgesamt entsteht der finale Eindruck, dass sich das Stück in der Hamburgischen Staatsoper mehr zum Hören als zum Zuschauen eignet.
Ein veritables Kontrastprogramm konnte ich dann am letzten Freitag im Theater Lüneburg erleben. Die Schlagerette Petticoat und Minirock erzählt Geschichten und Geschichte in außerordentlich unterhaltsamer Form mit vielen Schlagern und Songs der 50er und 60er Jahre. Von „Capri Fischer“ über „Wir wollen niemals auseinander geh’n“ und „Sugar Baby“ bis hin zu „Downtown“ und „Wunder gibt es immer wieder“ bringen die Verantwortlichen eine kultverdächtige Produktion auf die Bühne. Ein lachendes, mitsingendes, klatschendes und am Ende nostalgieberauschtes, rockendes Publikum ist das Ergebnis – herrlich!