Gut war’s, doch auch herausfordernd. So einfach ist das nämlich nicht, dass einem etwa zweieinhalb Stunden zwar moderne, aber doch gefällige Musik entgegen käme. Strawinsky schreibt nach wie vor nicht antizipierbar, was allerdings mit der Art der Handlung, der systematisch-chronologischen Schilderung eines sozialen und mentalen Abstiegs, korrespondiert. Die Musik ist zumeist deskriptiv, illustrierend. Sie ist im dritten Akt am stärksten, beim finalen Kartenspiel zwischen Rakewell und Shadow. Die Inszenierung von Paul Esterházy lässt die eigentliche Handlung hinter einem Gazevorhang spielen – nur zur Artikulation ihrer Affekte treten die einzelnen Darsteller hervor. Das ist plausibel, hält aber das Publikum auf Distanz, nicht nur visuell. Ein handwerklich und musikalisch gut gemachtes Stück, das mehr intellektuell als emotional anspricht, dargeboten von überzeugenden Solisten, dem präsenten Chor und einem klanglich ausgewogenen Orchester. Nur ein paar Dutzend Zuschauer hatten sich eingefunden – es lag vielleicht nicht nur am sommerlichen Wetter zu Pfingstsonntag. Der einführende Referent wusste schon vorher, dass man “unter sich” bleiben würde.