Die insel-taschenbuch-Ausgabe von Abbé Prévosts “Manon Lescaut” (1731) enthält ein sehr lesenswertes Nachwort von Josef Heinzelmann (1936 – 2010). Der Autor – Dramaturg, Regisseur, Lektor, Opern- und Theaterkritiker, Rundfunkautor, Übersetzer, Bearbeiter fürs Musiktheater und Historiker – beschreibt die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der “Geschichte des Ritters Des Grieux und der Manon Lescaut”, in erster Linie aber das Besondere, das Außerordentliche der Handlung sowie der Romanfiguren selbst. Er führt uns das Bild der Manon vor Augen und zeigt “die Liebenswerte, […] die sich im Überschwang der Liebe nach dem Gold drängt, den Reichtum aber gern der Liebe wieder opfert, […] diese Gestalt aus Oxymora, dieses Wesen aus Rätseln, das so einfach denkt und handelt”, und beschreibt Des Grieux, dem es nicht gelingt, “seine weiterschwelende Liebe zu ersticken”, der “sein Unglück voraussieht, ohne die Kraft zu haben, es zu vermeiden.” Und weiter: “Die Unbedingtheit, mit der die beiden ihrem Geschick verfallen sind, hat Größe […]” Während es über den Roman heißt, seine Handlung sei entwicklungslos, so lernen wir im Anschluss die Manons von Auber, Massenet, Offenbach, Puccini und Henze kennen. Und “hätte Prévost die verschiedenen Porträts seiner Manon in zwei Jahrhunderten voraussehen können, wie wir sie Revue passieren ließen, er hätte sie alle für Abbilder der Einen, Unerklärbaren gehalten.”