Auch wenn Hunderte von Opernbegeisterten mit langem Beifall und Bravo-Rufen nach dreieinhalb Stunden ihre Euphorie überdeutlich zum Ausdruck gebracht haben: Mich hat Satyagraha von Philip Glass in der Staatsoper Hannover eher gelangweilt als inspiriert, mehr ermüdet als berührt. In Kürze: Für die Minimal Music ist die Gattung Oper eine ohnehin problematische Wahl. Hier, bei einem Werk mit eher oratorischen Zügen, ist es gar die falsche. Oper lebt vom Zusammenwirken von Text und Musik, ebenso vom im mehrfachen Sinne Bildhaften und, so sie diese enthält, der Vermittlung von Botschaften. Die repetitive Musik der Minimal Music mit ihren endlosen Wiederholungen steht jedoch geradezu zwangsläufig im Kontrast zu den sprachlich wie inhaltlich substanziell wechselnden Aussagen des Librettos. Finden aber Text und Musik nicht zueinander, so gibt es kaum Mittel, dem sinnvoll entgegenzuwirken. Die Fluchtwege sind allesamt bekannt wie nicht zielführend: Visuelle Reize, Aktionismus, Albernheiten.

Die Leistungen sämtlicher Akteure muss man nichtsdestoweniger ausdrücklich anerkennen, musikalisch wie darstellerisch. Die Realisierung eines Stückes wie Satyagraha erfordert akribische Vorbereitung und in der Aufführung größte Konzentration. Dies alles war hör- und sichtbar vorhanden und verlangt Respekt. Offenbar trifft aber Satyagraha auch musikalisch und vor allem als Oper (!) nach über vierzig Jahren seit der Uraufführung noch den Nerv der Zeit bzw. den des Publikums.