Während der letzten Woche habe ich ein paar Tage in Berlin verbracht und dort u. a. eine Aufführung der Shakespeare Company Berlin miterlebt: „Macbeth!“ nach William Shakespeare. Die Company selbst schreibt in ihrem Flyer, dass sie mit einer der großen Tragödien Shakespeares neue Wege geht und im Spiel zugleich ihrer Tradition des Volkstheaters treu bleibt. Eine neue Übersetzung, Live-Musik und Chorgesang als Hexenprophezeiung sind dabei Bestandteile einer Reise jenseits der eigenen Ängste.
Insgesamt bieten die sechs Schauspieler in verschiedenen Rollen über 2½ Stunden Theaterkunst auf hohem Niveau, wenngleich sich manche Änderung im Vergleich zum Original nicht unmittelbar erschließt. So leuchtet nicht recht ein, warum Teile des Schlussmonologs Macbeth’s gleich zu Anfang aus dem Munde von Lady Macbeth zu vernehmen sind und obendrein trotz des abgründig-zynischen Inhalts recht salopp klingen. Auch über den einen oder anderen Aktualitätsbezug hätte sich Shakespeare vermutlich gewundert, und wohl nicht nur er. Doch sei’s drum – das Ensemble findet zu einer starken, ausdruckswilligen Gesamtleistung. Insbesondere die Musikbeiträge sind kunstvoll improvisiert und von madrigaleskem Charme. Outdoor! – zu fortgeschrittener Stunde setzt wegen der geringen Abendtemperatur ein spürbares Frösteln ein (oder doch wegen des Machthungers der Lady?), aber da haben Herz und Gemüt längst Feuer gefangen und wärmen von innen.