Heute Abend erleben wir im Opernkurs Ingmar Bermans „Die Zauberflöte“ (Trollflöjten, Schweden 1975). Der Kinofilm wurde zum 50-jährigen Jubiläum des Schwedischen Fernsehens realisiert und mehrfach hochrangig ausgezeichnet: 1975 erhielt Ingmar Berman den Sonderpreis der National Society of Film Critics (für den Beweis wie unterhaltsam Oper im Film sein kann), 1976 war das Werk die „Beste fremdsprachige TV-Produktion“ bei den British Academy Television Awards. Außerdem war „Die Zauberflöte“ 1976 sowohl für den César als auch den Golden Globe Award für die Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ nominiert. Auch bei der Oscarverleihung 1976 wurde er in der Kategorie „Bestes Kostümdesign“ nominiert.
Hellmuth Karasek schrieb damals in „Der Spiegel“ (11/1976): „Der Librettist Schikaneder, der Mozart eine Vorlage nach der damaligen Volkstheatermode des spätbarocken Wiener „Zauberspiels“ lieferte, hat zwar, so meint man, verteufelt viel Humanität, aber um so weniger Opernlogik zu Papier gebracht. Zuerst zieht ein Prinz im Namen einer guten Fee zu einem bösen Geist, das Monstrum Sarastro wird dann plötzlich gütig-weise, die Königin der Nacht klirrend böse — was tut’s, dass man die Tochter nun nicht mehr für die Mutter, sondern von der Mutter befreit? – Diese Ungereimtheiten, die sich noch mit den in der Regel unerträglich albernen Papageno-Drolerien potenzieren, nimmt man wegen Mozart achselzuckend in Kauf — und behilft sich als Regisseur schlecht und recht mit Steifftierchen-Charme, treuherziger Märchennaivität („Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder …“) und einem bisschen Kulissendonner und Kulissenblitz. Oper ist, wenn man nicht gerade die Augen zumachen muss. – Es ist also immer leicht, Mozart auf Kosten Schikaneders zu rechtfertigen, mit sogenannten Einfällen über den Text hinwegzutäuschen. Doch Ingmar Bergman tut das genaue Gegenteil. – Schikaneder ist ihm nicht Vorwand für Mozart, sondern Musik und Geist, Spiel und Idee sind eine Einheit, die Bergman – und weniger pathetisch lässt sich das leider kaum sagen – als das schönste Vermächtnis einer verbrüdernden Humanität verwirklicht: die Oper als beglaubigte Utopie.“
Und Das Lexikon des Internationalen Films schwärmt: „Mozarts komödiantisches Schauspiel vom Kampf der Mächte des Lichts und der Finsternis, von himmlischer und irdischer Liebe in einer kongenialen Filmfassung von Ingmar Bergman. Obwohl als TV-Produktion konzipiert, kommt die auf große Wirkung angelegte Gestaltung erst im Kino voll zur Geltung. Bergman hat sich nicht damit begnügt, eine Bühnenaufführung abzufilmen, sondern benutzt die Kamera als schöpferisches Mittel und Mitspieler im Geschehen; die Geschichte, in der sich Naives und Mythisches mischen, wurde auf ein menschliches Maß reduziert und fürs heutige Publikum begreifbar gemacht. […] Ein optischer und musikalischer Genuß von seltener Ausgewogenheit und Schönheit.“