Am Ende ist uns wohler, wenn wir nicht soviel von der Welt wollen und das, was sie uns freiwillig gibt, als gelegentlichen Fund betrachten.
Gottfried Keller (1819 – 1890), Schweizer Dichter und Romanautor

In der Tat liegt in zu großen Erwartungen häufig die Hauptursache für Enttäuschungen, Konflikte oder Verzweiflungen. Wir malen uns aus, wie etwas eintreten oder sich entwickeln soll und wie Menschen, mit denen wir zu tun haben, handeln oder reagieren werden. Insbesondere wenn wir Anerkennung, Freude oder Dankbarkeit erwarten, sind wir nicht selten enttäuscht, wenn die Realität mit unseren Erwartungen nicht übereinstimmt. Dann hadern wir nicht mit uns selbst, sondern mit anderen und bereiten damit den Boden für weitergehende Auseinandersetzungen. Im Falle der Erwartung von schlechten Entwicklungen, Desastern oder Katastrophen ist uns dagegen nur ein schwacher Trost, dass etwa 70% der negativen Dinge, die wir uns vorstellen, nicht eintreten. Zweckpessimismus malt ja häufig das Kommende in düsteren Farben, um die Fallhöhe zum wirklich Eintretenden künstlich zu vergrößern. Wollen wir den Griff in die Kiste mit der Aufschrift “Psychotricks zur Selbstanwendung” vermeiden, hilft vielleicht der Satz von Peter E. Schumacher: “Erwartungshaltung sollte aus einem Prozent Erwartung und neunundneunzig Prozent Haltung bestehen.”