Es war mein vierter Aufenthalt in Berlin in diesem Jahr, immerhin für fünf Tage. Kein Freund von Tages-
programmen zum Abarbeiten, hatte ich auch diesmal nur wenig geplant und habe umso mehr Neues entdeckt. Gleich am ersten Tag durfte ich in der Staatsoper einen vor allem in musikalischer Hinsicht starken Freischütz erleben. Für den erkrankten Dirigenten Marc Minkowski war der erst 24-jährige Thomas Guggeis eingesprungen. Guggeis ist Assistent von Daniel Barenboim und wird ab der nächsten Saison in Stuttgart arbeiten. Der junge Mann machte seine Sache ausgezeichnet und führte die Staatskapelle zu einem dichten, dunkel gebeizten Klang, der gleichwohl dem Gesangsensemble jeden Gestaltungsraum ließ. Die großartige Anna Prohaska in der Rolle des Ännchen wird mir noch lange in Erinnerung bleiben, und es nicht unangemessen, sie aus der Riege der Solisten herauszuheben. Es sind eben nicht nur ihre stimmlichen Anlagen und Kapazitäten, die sie zu einer so herausragenden Sängerin machen, sondern in mindestens gleichem Maße ihre musikalischen und gestalterischen Fähigkeiten. Phrasierung, Artikulation, Dynamik – alles ist stilistisch von bezwingender Kunstfertigkeit und Noblesse. Ein beeindruckendes Erlebnis!

Das war es diesmal mit der Kunst. Kein Museum, kein Konzert. Stattdessen Frühstück bei Anna Blume (wer wissen will, wie Rührei wirklich schmeckt, muss hier unbedingt hin), ein Cappuccino in meiner geliebten Meierei, japanisches Essen im Cocoro am Mehringdamm. Ein Besuch in der Arminius-Markthalle in Moabit, eine Pause im Café Strauss in der Bergmannstraße, ein Bummel über den kleinen Markt am Chamissoplatz und – natürlich – ein Pale Ale im Doldenmädel.

Da ich im Sommer versäumt hatte, mir ein T-Shirt von Tennis Borussia Berlin zu kaufen, habe ich es jetzt nachgeholt und am Sonntagmittag das Heimspiel gegen Hansa Rostock II live im Mommsen-Stadion erlebt. TB spielte stark und gewann hochverdient mit 3:1. Ich hatte einen Tribünensitzplatz, stand aber lieber zusammen mit langjährigen, treuen Anhängern des ehemals so erfolgreichen Clubs (immerhin war mal Sepp Herberger hier tätig, was aber schon ein paar Tage zurück liegt). Jetzt spielt man in der Oberliga und ist dort aktuell Dritter. Ambitionen in Richtung Regionalliga gibt es mehr in der Clubführung und weniger bei einem Teil der Fans, die auch mit der sogenannten S-Bahn-Liga zufrieden wären. Vor dem Heimweg habe ich noch einen Sportbeutel, eine Tasse und einen Aufkleber gekauft. Für schöne Erinnerungen muss man zuweilen selber sorgen.