Ein Freund fragt mich, warum ich im Zusammenhang mit meinem Walhalla-Besuch ausgerechnet Richard Wagner in meinen Blog stelle. Zum einen sei ich nicht als Wagner-Enthusiast bekannt, zum anderen sei er ja wohl als Mensch ziemlich unangenehm gewesen.

Um mit dem zweiten Punkt zu beginnen: Es ist nicht zu bezweifeln, dass Wagner “mit seinen ästhetischen und politischen Ideen dem deutschen Irrationalismus mancherlei gefährliche Impulse gegeben” hat, um aus Richard Wagner – Versuch einer Würdigung von Hans Gal zu zitieren. Auch Wagners Hang zu äußerem Prunk, seine Geltungssucht sowie die skrupellose Kaltschnäuzigkeit gegenüber Freunden, Gönnern und Bewunderern werden hier thematisiert. Dem gegenüber steht, um zum ersten Punkt zu kommen, ein faszinierendes und musikgeschichtlich wegweisendes Œuvre, das, wie Thomas Mann formulierte, “auch die Unmusikalischen zur Musik zu überreden” imstande ist. Ich selber höre einige seiner Werke mittlerweile mit großem Genuss, zum Beispiel den 1. Akt der “Meistersinger von Nürnberg”, ebenso einige Szenen aus “Lohengrin” und “Tristan und Isolde”. Zu den “Ring”-Adoranten zähle ich (noch?) nicht. “Parsifal” habe ich erst zweimal auf der Bühne gesehen und war trotz der Länge von knapp fünf Stunden beide Male beeindruckt. Also: Wir tun gut daran, Werk und Person voneinander zu trennen, was im Übrigen auch bei der Beurteilung anderer Künstlerinnen und Künstler mehr als ratsam ist.