Es ist über all die letzten Jahre, wann genau es angefangen hat, könnte ich gar nicht sagen, immer schwieriger geworden, sich in der medialen Mixtur von Berichterstattung, Information, Diskussion, Kommentaren etc. zurechtzufinden. Wer sagt eigentlich was und warum? Wann handelt es sich um die Übermittlung von Nachrichten, wann ist es Meinungsmache? Wir werden, wie heißt es so schön, “infotaint” und haben immer mehr Mühe, die unsere Meinung beeinflussenden Faktoren herauszufiltern. Welche Nachrichten werden auf welche Weise aufbereitet, welche Rolle kommt z. B. den Moderatoren dabei zu? Dürfen Nachrichten mit bewertendem Unterton vorgetragen bzw. verkauft werden?

Kürzlich hat Reinhard Mey den Niveauverlust der samstäglichen Abendunterhaltung im Fernsehen beklagt, völlig zurecht. Er hätte auch gut die übrigen Wochentage heranziehen können, an Belegen hätte es nicht gemangelt. Wir müssen wählen zwischen diversen Rate- und Quizsendungen, natürlich im XXL-Format, können zwischen dauerschleifenden Comedy-Serien und Mord-und-Totschlag-Folgen entscheiden, und vielleicht werden wir, wenn wir das alles geschafft haben, mit einem Live-Boxkampf belohnt. Wir können Sky oder Netflix abonnieren, jetzt zum Sonderpreis, können Videotext lesen, Apps herunterladen, News kompakt sehen. Die Eishockey-WM wird präsentiert von Škoda.

So ist es Zeit für etwas ganz anderes, und damit sind nicht nur Bücher und Spaziergänge gemeint. Der Mediziner und Molekularbiologe Jens Reich hat schon vor Jahren gesagt, er befände sich in einem Gemütszustand “heiterer Resignation”, was nur vordergründig amüsiert. Cem Özdemir hat kürzlich gemeint, man müsse sich Sisyphus als heiteren Menschen vorstellen. Trösten wir uns mit Joseph Victor von Scheffel (1826 – 1886): „Gelinder Blödsinn ist dann und wann eine neidenswerte Mitgift fürs Leben: was andere schwarz schauen, scheint ihm blau oder grün, zickzackig ist sein Pfad; aber von den Schlangen, die im Gras lauern, merkt er nichts, und über den Abgrund, in den der weise Mann regelrecht hineinstürzt, stolpert er hinüber sonder Ahnung von Gefahr.“