40 Jahre Abitur, Klassentreffen mit Führung durch das Gymnasium und Einsichtnahme in die Abiturklausuren – das war schon etwas sehr Besonderes gestern, mit vielen Erinnerungen, Anekdoten und “Weißt du noch”-Geschichten. Nur etwa ein Drittel des Jahrgangs war gekommen, doch die berührenden Momente, das wirklich Bewegende erlebt ohnehin jeder allein und ganz für sich. Der Eintritt durch das alte Hauptportal, der Weg durch die Flure, das Lehrerzimmer, die Klassenräume. Die alte Turnhalle mit dem Parkettboden, der immer noch so aussieht wie damals, der Naturwissenschaftstrakt mit Biologie, Physik und Chemie, das ehemalige Sprachlabor, Kunstraum, Handarbeit (heute “Textiles Gestalten”). Dann der mit Spannung erwartete Musikraum, im 2. Obergeschoss, äußerlich kaum verändert, mit den eingelassenen Schränken gegenüber den Fenstern. Hier habe ich gesungen und Rhythmen geklatscht, später dann Kadenzen an die Tafel geschrieben und zum ersten Mal Alban Bergs “Wozzeck” gehört. Nebenan der Instrumentenraum, wo tatsächlich noch das alte Sperrhake-Cembalo steht und auf dem wahrscheinlich nie jemand spielt, also alles wie gehabt. Höhepunkt aber die alte Aula! Hier fanden die Schulkonzerte statt, bei denen ich als Mitglied des Schulorchesters mitgewirkt habe. Geprobt wurde immer samstags in der 5. Stunde, nach Ende des regulären Unterrichts. In der Aula hatte ich meinen ersten öffentlichen Auftritt als Dirigent und natürlich das Konzert am 26.06.1976, in dem ich als 18-jähriger Abiturient schwer verliebt meine “Fuga sabina” uraufgeführt habe, eine Komposition für Sabine, ein Mädchen aus der achten Klasse. Noch einmal auf dieser Bühne zu stehen mit ihren kleinen Seitenaufgängen, dem dunklen Vorhang, den alten Requisiten, dem Steinway-Flügel…. Ein bisschen Wehmut schwingt mit, das ist ganz normal. Es hat auch mit den immer wiederkehrenden Themen des Lebens zu tun, mit Fragen nach Zeit und Sinn und Ziel – was war, was ist, was hätte werden können und was wird noch sein? Dass ich bei der Lektüre meiner Deutsch-Abiklausur feststellen musste, dass die korrigierende Frau Studienrätin meine Arbeit schlicht nicht verstanden hatte, tat nicht weh. Dafür war das Geschenk, überhaupt noch einmal vor Ort sein zu dürfen, zu schön.

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