10.00 Uhr. Fahre jetzt nach Gießen ins Stadttheater und höre mir die Einführungsmatinee zu Don Giovanni an. Premiere ist am kommenden Samstag. Ich bin wirklich gespannt, denn just bei diesem Stück ist der Grat zwischen intelligenter, psychologisch verständiger Auslegung und irrwegiger Interpretationswillkür außerordentlich schmal. Bis später.

14.00 Uhr. Wieder zurück. Es war launig und unterhaltsam, keine Frage. Regisseur Wolfgang Hofmann, sekundiert von fünf Sänger/-innen, Korrepetitor und Bühnenbildner, gab einen Einblick in die Fassung, die das Gießener Theater präsentieren wird. Leider wird das Finale-Sextett aus der ersten, also der Prager Fassung nicht enthalten sein. Hofmann erklärte, dass nach Don Giovannis Höllenfahrt alle übrigen Akteure nichts mehr zu sagen hätten und somit verstummen müssten. Sehr schade, wenngleich Mozart für Wien das besagte Sextett ebenfalls gestrichen hat, aber doch aus anderen Gründen. In der Prager Fassung haben alle Beteiligten sehr wohl noch etwas zu sagen! – Eine schöne Idee der Matinee, die Sänger/-innen aus der Perspektive ihrer jeweiligen Rolle erzählen zu lassen! So erklären Donna Anna und Don Ottavio jeweils in der Ich-Form ihre widersprüchlichen Wünsche und Sehnsüchte, ebenso wie Zerlina – in Abwesenheit von Masetto – frei heraus beschreibt, warum sie zwar in den Stand der Ehe treten wird, an das große Glück jedoch nicht glaubt. Die Erläuterungen zum Bühnenbild lassen ahnen, dass es – wer hätte das gedacht – sparsam ausfallen wird. Und nach der Höllenfahrt Don Giovannis,. so Hofmann sibyllinisch, „kommt aber noch etwas“. Hoffen wir, dass es von Mozart sein wird.